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Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Titel: Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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vorwärts. Fackeln flammten auf, und er bemerkte, dass die Frauen und Mädchen von Isav ihren Männern zu Hilfe geeilt waren und mit Hacken, Rechen und Heugabeln auf die Eindringlinge einhieben.
    Taran suchte Gurgi, rief seinen Namen, aber die Stimme ging im Tumult unter. Da erhob sich plötzlich ein wildes Gebrüll, und ein dunkler Schatten durchbrach die Absperrung der Koppel. Taran schrie überrascht auf, als er einen schwarzen Bullen erkannte, der unter den Räubern wütete. Auf seinem Rücken hockte Gurgi, kläffte so laut er konnte, trommelte mit den Fersen gegen die mächtigen Flanken des Tieres und jagte mitten in die entsetzte Schar Doraths – oder was von ihr noch übrig war.
    »Sie fliehen!«, rief einer von den Commot-Leuten.
    Taran stürmte vorwärts. Die Räuber stolperten hastig zu ihren Pferden, die sie am Rand eines Wäldchens zurückgelassen hatten. Taran erkannte Dorath auf seinem fuchsroten Gaul und lief, um ihn einzuholen. Aber Dorath spornte das Pferd und verschwand im Wald. Taran machte kehrt, eilte zu den Ställen und pfiff nach Melynlas. Einer der Bauern packte ihn am Arm. »Der Sieg ist unser, Wanderer!« Erst jetzt bemerkte Taran, dass der Kampflärm verklungen war. Dorath war verschwunden. Taran rannte zur Hürde. Dort fand er Drudwas’ Frau, die neben ihrem Sohn kniete.
    »Llassar!«, schrie Taran voll Schmerz und stieß den Hirten beiseite.
    Die Augen des Jungen öffneten sich. Er versuchte Taran anzulächeln.
    »Seine Wunde ist nicht tief«, sagte Drudwas. »Er wird überleben und wieder seine Herde versorgen.«
    »Das werde ich«, sagte Llassar zu Taran. »Und dir haben wir es zu danken, dass wir überhaupt noch eine Herde zu versorgen haben.«
    Taran legte die Hand auf Llassars Schulter. »Und dir verdanke ich mehr als nur die Schafe.«
    »Die Hälfte der Bande wird nie mehr plündern«, sagte Drudwas, »weder hier noch anderswo. Der Rest ist zerstreut. Es wird lange dauern, bis ihre Wunden geheilt sind. Du hast uns einen großen Dienst erwiesen, Wanderer, du und dein Gefährte. Ihr seid zu uns als Fremde gekommen, aber für uns seid ihr keine Fremden mehr, sondern Freunde.«

Der Spiegel von Llunet
    ie Bewohner von Isav bedrängten Taran, doch bei ihnen zu bleiben, aber er nahm Abschied und ritt langsam zurück nach Merin. Die Freude über Doraths Niederlage dauerte nicht lange, denn immer noch kreisten seine Gedanken ruhelos, und seine Fragen blieben weiter ohne Antwort. Er war niedergeschlagener als sonst. Annlaw erzählte er nur wenig von dem, was er in Isav getan hatte. Aber Gurgi, der vor Stolz fast platzte, berichtete ausführlich von ihren Erlebnissen.
    »Ja! Ja!«, schrie er. »Böse Räuber flohen mit Schreien! Oh, sie fürchteten lieben Herrn! Sie fürchteten auch kühnen Gurgi! Und großen Stier mit Strampeln und Trampeln, spitzen Hörnern mit Stechen und Stoßen!«
    »Du kannst zufrieden sein, Wanderer«, sagte Annlaw zu Taran, der die ganze Zeit geschwiegen hatte.
    »Drudwas nannte mich nicht mehr einen Fremden, sondern einen Freund«, sagte Taran. »Das macht mich froh. Ich wünschte nur«, fügte er hinzu, »dass ich mir selbst nicht so fremd wäre. Wem nütze ich denn?«, schrie er auf. »Mir selbst? Einem anderen? Ich kenne niemanden.«
    »Die Bauern in Isav würden dir widersprechen«, antwortete der Töpfer. »Und sicher gibt es noch andere, die eine starke Klinge und ein mutiges Herz zu schätzen wissen.«
    »Als Söldner?«, fragte Taran mit bitterem Lächeln. »Oder wie Dorath?« Er schüttelte den Kopf. »Als ich ein Kind war, träumte ich von Abenteuer, von Ruhm, von Kriegsehre. Jetzt glaube ich, dass diese Dinge nur wesenlose Schatten sind.«
    »Wenn sie dir Schatten sind, dann hast du ihr wahres Wesen erkannt«, sagte Annlaw. »Viele strebten nach Ehre und verloren auf der Suche danach mehr, als sie jemals gewinnen konnten. Aber ich dachte nicht an ein gekauftes Schwert …« Er unterbrach sich unvermittelt und sann einen Augenblick nach. »Ihr wahres Wesen erkennen«, wiederholte er. »Vielleicht – vielleicht …« Der Töpfer sah Taran an. »Hier bei uns gibt es eine alte Sage, wie man sein eigentliches Wesen erkennen kann. Ob sie wahr ist oder nur eine Altweibergeschichte, das will ich nicht beurteilen«, fuhr der Töpfer langsam fort. »Aber die Sage weiß, dass der, der sich selbst kennenlernen will, nur in den Spiegel von Llunet zu blicken braucht.«
    Obwohl Annlaw ganz ruhig gesprochen hatte, trafen seine Worte Taran wie ein Donnerschlag. »Der

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