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Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Titel: Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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gut, Wanderer«, sagte Llassar endlich mit unterdrückter Stimme, und Taran wusste, dass er hauptsächlich sprach, um sich selbst zu beruhigen. »Viel besser als das, was wir getan hätten. Er kann nicht fehlschlagen.«
    »Alle Pläne können scheitern«, sagte Taran barsch. Er schwieg. Furcht begann ihn zu schütteln wie ein kalter Windstoß die Blätter. Und unter seiner dicken Felljacke war er in Schweiß gebadet. Er war nach Isav gekommen als ein Unbekannter, noch nicht Erprobter, und doch hatten die Commot-Leute ihm zugehört und hatten ihr Schicksal in seine Hände gelegt. Sie hatten seinen Plan angenommen, obwohl ein anderer vielleicht besser gewesen wäre. Sollte er fehlschlagen, konnten sie alle das Leben einbüßen, aber die Schuld träfe ihn allein. Er tastete nach dem Knauf seines Schwertes und spähte angestrengt in die Finsternis: keine Bewegung, selbst die Schatten waren wie erstarrt.
    »Man nennt dich den Wanderer«, sprach Llassar ruhig und etwas schüchtern weiter. »Für mich ist ein Wanderer einer, der etwas sucht. Stimmt das?«
    Taran schüttelte den Kopf. »Einst suchte ich die Kunst der Schmiede und der Weber zu erlernen. Dann die Kunst der Töpfer. Aber das ist vorbei. Jetzt muss ich vielleicht umherziehen, ohne etwas zu suchen.«
    »Wenn du nichts suchst«, Llassar lachte freundlich, »dann wirst du es schwerlich finden. Unser Leben hier ist nicht leicht«, fuhr er fort. »Es fehlt uns nicht am Willen, sondern am Wissen. Die Söhne des Don haben Prydain lange gegen Fürst Annuvin verteidigt, und wir danken ihnen für ihren Schutz. Doch die Geheimnisse, die Arawn Todesfürst uns raubte – sie wiederzuerlangen, meinte mein Vater, das wäre für uns ein festerer Schild und ein schärferes Schwert als selbst die kampferprobten Heere des Prinzen Gwydion. Aber trotz allem ist Isav meine Heimat, und ich bin zufrieden.« Llassar grinste. »Ich beneide dich nicht, Wanderer.«
    Taran antwortete zunächst nicht. Dann murmelte er: »Nein, aber ich beneide dich.«
    Sie sprachen nicht weiter. Sie lauschten aufmerksam auf jeden Laut, während die Nacht verstrich und der Mond langsam von dichten Wolkenschleiern verdeckt wurde und allmählich verblasste. Llassar atmete erleichtert auf. »Jetzt werden sie nicht mehr kommen«, sagte er. »Sie reiten vorbei.«
    Er hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als sich aus der Dunkelheit Schatten lösten, Gestalten bewaffneter Krieger. Taran sprang auf, als das Tor aufgerissen wurde, stieß ins Schlachtenhorn und stürzte sich auf den Eindringling, der überrascht aufschrie und zurücktaumelte. Llassar war im gleichen Augenblick aufgesprungen und warf sich den Angreifern mit erhobenem Speer entgegen. Taran hieb blindlings um sich. Er kämpfte nicht nur gegen die Räuber, sondern zugleich auch gegen die plötzlich aufsteigende Angst, sein Plan könnte fehlschlagen, die Strolche könnten zu schnell und zu leise herangeschlichen sein. Doch im nächsten Moment hörte er über dem angstvollen Brüllen der Tiere die Schreie der Commot-Leute, mit denen sie aus dem Schutz der Bäume hervorbrachen, und den hellen Klang von Eisen, das auf Eisen schlägt. Die Räuber zögerten. Llassars Gegner war gefallen. Taran bemerkte, wie der Junge an ihm vorbeisprang und erneut zustieß. Die Männer am Tor hatten sich umgewandt, um dem Angriff der Leute in Isav zu begegnen. Aber einer der Krieger heulte wie ein wildes Tier auf und stürmte mit erhobenem Messer in die Hürde, als ob er alles in seiner Reichweite vernichten wollte. Taran packte ihn. Der Kerl fuhr herum und schlug nach Taran. Es war Gloff. Er erkannte Taran sofort, und sein anfängliches Erstaunen wich einem hässlichen Grinsen, aus dem hämische Freude und Blutgier sprach. Er stieß zu. Taran hob die Waffe, um den Stoß zu parieren. Aber der Krieger machte einen Satz nach vorn und fuhr mit der freien Hand nach Tarans Augen. Die Klinge funkelte, der tödliche Stich schien unausweichlich. Da warf sich eine Gestalt dazwischen. Llassar. Taran rief eine Warnung, doch der Junge versuchte den Stoß mit seinem Speer abzufangen. Knurrend wandte sich Gloff dem neuen Angreifer zu. Der Hirtenjunge stürzte. Mit einem Wutschrei hob Taran das Schwert. Plötzlich war Drudwas neben ihm. Gloff schrie auf, als die Klinge des Bauern herabsauste.
    Vor dem Ansturm der Commot-Leute wich Doraths Schar zurück. Taran wurde aus der Hürde hinausgedrängt. Als er kurz zurückzublicken wagte, sah er weder Drudwas noch Llassar. Wütend drängte er

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