Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Titel: Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
Vom Netzwerk:
einschätze. Es sind raue Krieger und grausam wie die Jäger Annuvins.«
    Drudwas nickte ernst. »Ja, so erzählt man. Vielleicht ziehen sie vorüber«, sprach er weiter, »aber das bezweifle ich. Der Commot Isav ist geringe Beute, aber wenn es nur wenige Verteidiger gibt, wagt man einen Überfall umso eher.« Taran betrachtete die Männer. An ihren Gesichtern und an ihrer Haltung erkannte er, dass es ihnen nicht an Mut fehlte. Aber er hörte wieder Doraths Gelächter und erinnerte sich an die Schlauheit und Rücksichtslosigkeit des Burschen.
    »Und wenn sie angreifen«, fragte er, »was wollt ihr tun?«
    »Was glaubst du?«, fuhr ihn Drudwas zornig an. »Sollen wir unsere Tiere ihren Schwertern ausliefern und unsere Häuser ihren Fackeln? Commot Isav war immer friedlich. Unser Stolz ist nicht Krieg, sondern Ackerbau und Viehzucht, aber wir werden uns verteidigen. Haben wir eine andere Wahl?«
    »Ich kann nach Merin zurückreiten«, erwiderte Taran, »und Hilfe holen.«
    »Zu weit und zu spät«, antwortete Drudwas. »Außerdem möchte ich es nicht, denn dann wäre Merin schlecht geschützt. Nein, wir erwarten sie, wie wir sind, sieben gegen zwölf Mann. Mein Sohn Llassar.« Er wies auf einen hoch gewachsenen Jungen mit mutigem Gesicht, kaum älter als Taran damals, als Coll ihm zum ersten Mal die Würde eines Hilfsschweinehirten übertragen hatte.
    »Du zählst falsch«, unterbrach ihn Taran. »Ihr seid nicht sieben, sondern neun. Gurgi und ich bleiben bei euch.«
    Drudwas schüttelte den Kopf. »Du schuldest uns nichts, Wanderer. Eure Schwerter sind uns willkommen, aber wir bitten nicht darum.«
    »Sie gehören euch dennoch«, erwiderte Taran, und Gurgi nickte zustimmend. »Pass auf. Neun können gegen ein Dutzend bestehen und siegen. Aber wenn es sich um Dorath handelt, dann gilt weniger die Zahl als die List. Wäre er allein, würde ich ihn trotzdem mehr fürchten als zwölf. Er kämpft hinterhältig und will möglichst viel mit möglichst geringem Aufwand gewinnen. Wir müssen ihm in gleicher Weise entgegentreten.« Die Commot-Leute hörten Taran aufmerksam zu, als er seine Kriegslist darlegte: Sie sollten die Räuber glauben machen, sie seien in der Minderzahl, um dann dort anzugreifen, wo Dorath nur schwachen Widerstand erwartete. »Wenn zwei Leute sich in der Hürde auf die Lauer legen und zwei auf der Koppel und plötzlich hervorbrechen«, sagte Taran, »dann können sie vielleicht die Bande überraschen und so lange festhalten, bis wir anderen sie im Rücken angreifen. Wenn die Frauen gleichzeitig mit Rechen und Hacken einen Mordslärm veranstalten, so klingt es, als seien uns noch andere Bewaffnete zu Hilfe gekommen.«
    Drudwas überlegte, dann nickte er. »Dein Plan mag ja gut sein, Wanderer, aber ich fürchte für die Leute in den Viehgehegen, denn sie müssen den ersten Anprall allein aushalten. Wenn irgendetwas schiefgeht, dann haben sie wohl kaum mehr eine Chance zu entkommen.«
    »Ich werde einer der Posten in der Hürde sein«, begann Taran.
    »Und der andere?«, unterbrach Llassar schnell.
    Drudwas runzelte die Stirn. »Ich möchte dich nicht deswegen schonen, weil du mein Sohn bist. Du bist ein tüchtiger Bursche und kannst mit der Herde umgehen. Ich denke an dein Alter …«
    »Ich versorge die Herde«, schrie Llassar. »Und ich habe einen Anspruch darauf, beim Wanderer zu bleiben.«
    Die Männer besprachen sich in aller Eile, dann waren sie sich schließlich einig, dass Llassar mit Taran zusammen Posten beziehen sollte, während Drudwas über die Rinder wachen würde. Bei ihm blieb Gurgi, denn dieser weigerte sich trotz seiner Todesangst standhaft, sich weit von Taran zu entfernen. Als der Plan endlich in allen Einzelheiten ausgearbeitet war und die Commot-Leute sich hinter Bäumen nahe der Hürde postiert hatten, war die Nacht bereits hereingebrochen und der Vollmond ging auf. Sein kahles Licht hob die Schatten und die Umrisse der Sträucher und Zweige schärfer hervor. Taran und Llassar kauerten mitten zwischen der unruhigen Herde. Eine Weile sprach keiner. Im hellen Mondlicht fand Taran das Gesicht Llassars noch knabenhafter als vorher. Er sah, dass der Junge sich fürchtete und alles versuchte, dies zu verbergen. Obwohl er sich selbst unbehaglich fühlte, lächelte er ihm aufmunternd zu. Drudwas hatte recht gehabt, der Bursche war noch zu jung, zu unerfahren. Und doch – Taran lächelte, denn er wusste genau, dass er in Llassars Alter den gleichen Anspruch erhoben hätte.
    »Dein Plan ist

Weitere Kostenlose Bücher