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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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sah man von dem Turm des Hexers ab – nur wenig größer und unheimlicher als das heimische Dornhall in einer Gewitternacht.
    »Irgendetwas stimmt hier nicht«, meinte er.
    »Ganz und gar nicht«, pflichtete Bromm ihm bei.
    »Stille«, sagte nun auch der Steinerne, der zu ihrem ständigen Führer geworden war und dem Tarean insgeheim den Spitznamen Kiesel gegeben hatte. Er war der letzte ihrer vier Begleiter. Die übrigen drei waren ohne Erklärung zurückgeblieben, als sie nach fast zweitägiger Wanderung vor wenigen Stunden wieder an die Oberfläche gekommen waren, aber der einsilbige Unterirdische hatte sie nur mit einem »Kommt« weitergewunken und war den ersten Hügel hinaufgestiegen.
    »Ich frage mich auch, wo die Bewohner der Burg sind«, nickte Tarean. »Es wird schon dunkel, und es brennen lediglich eine Handvoll Fackeln innerhalb der Mauern. Und nirgendwo ist auch nur eine einzige Wolfshaut zu sehen. Man könnte meinen, die Feste wäre verlassen.«
    »So oder so«, brummte der Bär, »uns bleibt, wie es aussieht, nur ein Weg.« Er deutete auf die Brücke. »Lasst uns warten, bis die Nacht vollständig hereingebrochen ist, und hoffen, dass der Himmel von Wolken verhangen bleibt. Und dann müssen wir unser Glück versuchen.«
    Sie warteten, bis auch das letzte Licht des Tages am westlichen Horizont verblasst war, und zur Sicherheit noch etwas länger. Dann rappelten sie sich auf und schlichen geduckt – Bromm auf allen Vieren – am Rande der Ebene entlang auf den Abgrund zu. Obwohl sie ihn nicht darum gebeten hatten, blieb ihnen Kiesel auf den Fersen, und irgendwie war Tarean dankbar dafür, den steinernen Hünen an seiner Seite zu haben.
    Man konnte kaum die Hand vor Augen sehen, so finster war die Nacht über den Grauen Bergen, in deren nördlichen Ausläufern At Arthanoc lag. Und hätte nicht doch auf den Wehrgängen der Feste die eine oder andere Lichtquelle die Mauern und den davor liegenden Riss in der Landschaft beschienen, der Junge wäre in Sorge gewesen, dass sie ein unbedachter Schritt in die Schwärze hinein über den Rand des Abgrunds getragen hätte. »Pass auf, wo du hintrittst«, warnte er den Bären, der vorantrabte.
    Dieser schnaubte leise. »Ein Gutes hat die Finsternis. Man wird uns kaum von den Mauern aus sehen können, bis wir uns im Sichtschatten der Burg selbst befinden.«
    »Ich frage mich, warum sie die Brücke nicht beleuchtet haben«, flüsterte Tarean.
    »Warum sollten sie. Ich bezweifle, dass Calvas oft Besuch empfängt.«
    Unwillkürlich kam dem Jungen die Mahnung des Mönchs Lanfert wieder in den Sinn. Unterschätze niemals die Verschlagenheit des Hexenmeisters. Wenn ein Pfad allzu einfach scheint, so meide ihn, denn er wird dich in die Irre führen. Die Sache hatte nur einen Haken, wie Bromm bereits bemerkt hatte: Es gab nur diesen einen Pfad. Und sie würden ihm folgen müssen, ganz gleich, wohin er sie letztlich führte.
    Alle fünf Sinne und die Nerven bis zum Äußersten angespannt, traten sie auf die Brücke hinaus und schlichen Schritt für Schritt über den Abgrund. Tarean wagte einen Blick über die steinerne Brüstung, und ihn fröstelte, als er in die scheinbar bodenlose Schwärze blickte, aus welcher der Eishauch des erfrorenen Gebeins der Erde hinaufzuwehen schien. Seine Finger glitten über den schwarzen Fels, und es fühlte sich an, als sei dieser mit einer dünnen Schicht Eis überzogen.
    Zusammen mit der Kälte trug die Luft auch einen seltsamen Geruch wie von ungewaschenem Fell an ihre Nasen. Bromm hob sachte den Kopf und schnüffelte. »Es riecht nach Wolfskriegern. Diese Burg mag zwar verlassen wirken, aber wir sind ganz sicher nicht alleine hier. Wir müssen aufpassen.«
    Tarean nickte beklommen.
    Schließlich hatten sie den Abgrund überwunden und standen im Schutze des Torhauses vor dem gewaltigen, schwarzen Portal. Die mit einem düsteren Halbrelief verzierten Torflügel erweckten den Eindruck, aus unvorstellbar massiven Metallplatten geschmiedet worden zu sein, und der Junge vermochte sich nicht auszumalen, wie sie in die schweren Angeln, die aus dem Mauerwerk ragten, eingesetzt worden waren.
    »Es sieht verschlossen aus«, hauchte Tarean.
    »Alles andere würde mich wundern«, erwiderte der Bär und schielte um die Ecke die Burgmauer entlang. »Aber ich bin mir auch gar nicht sicher, ob ich zum Haupteingang hineinspazieren würde, selbst wenn wir es könnten. Das schreit doch geradezu nach einer Falle.«
    »Aber was sollen wir sonst tun? Wir haben

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