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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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»Wenn du mich aufhalten wolltest, warum hast du es nicht gestern getan? Warum ziehst du all diese treuen Seelen in einen Streit mit hinein, der nur uns beide etwas angeht?«
    »Weil dieser Streit nicht nur uns beide etwas angeht, sondern alle hier.« Der König machte eine weit ausholende Geste. »Denn nur gemeinsam, als Volk vereint, werden wir imstande sein, gegen jene, mit denen wir wirklich im Streit liegen, nämlich die Wölfe des Hexenmeisters Calvas, anzutreten und zu siegen.«
    Auril glaubte, ihren Ohren nicht trauen zu können. Sie spürte, wie ihr ganzer Körper anfing zu kribbeln, so als müsse sie gleich vor Glück und Erleichterung ohnmächtig werden.
    »Ihr hattet unrecht, Albenfrau«, wandte sich Ieverin an sie. »Die Taijirin haben ihren Mut, ihre Ehre und ihr Mitleid keineswegs verloren – sie haben nur ein wenig in Vergessenheit geraten lassen, wann solche Tugenden wichtiger sind als die eigene Sicherheit, Bequemlichkeit und Zufriedenheit.«
    Er ritt noch etwas näher und sagte dann leiser. »Iegi, ich bitte dich um Verzeihung. Ich hätte sehen müssen, was deine Freunde aus der Ferne sofort erkannt haben. Dass du einer der Edelsten bist, die unser Volk im Augenblick aufzubieten hat. Lass uns gemeinsam reiten, mein Sohn.«
    Der junge Vogelmensch gab sich Mühe, ernst und würdevoll zu wirken, doch schließlich konnte er das Strahlen, das auf sein Antlitz drängte, nicht länger unterdrücken. »Mein König, meine Schar und ich schließen uns gerne Euren Reihen an.« Er sah sich suchend um. »Aber was ist mit Shiraik?«
    Auf dem Gesicht des Königs zeigte sich ein dünnes Lächeln. »Greifenmeister Shiraik zog es vor, in Airianis zu bleiben. Himmelsmarschall Nirwin wird unter meinem Befehl die Truppen führen.«
    Iegi ließ ein verblüfftes Pfeifen hören. »Das wird er dir nie verzeihen, Vater.«
    Der ältere Vogelmensch zuckte mit den Schultern. »Eine Schlacht nach der anderen …« Dann gab er Nirwin ein Zeichen, und dieser richtete sich im Sattel auf, hob seine Waffe über den Kopf und stieß einen gellenden Jagdschrei aus. Iegi fiel darin ein, und dreitausendfünfhundert Kehlen antworteten ihnen.
    Die Taijirin ritten in den Krieg.
    Sie lagen auf der felsigen Kuppe eines graslosen Hügels und blickten auf eine steinige, leblose Ebene hinab, die nach Norden hin leicht anstieg, um dann jäh an einem tiefen Abgrund zu enden. Über den vielleicht fünfzig Schritt breiten Riss in der schroffen Karstlandschaft, der Tarean auf unangenehme Weise an eine offene Wunde inmitten der verschorften Haut der Erde erinnerte, spannte sich eine breite Steinbrücke. Sie führte zu einem Felsplateau auf der anderen Seite, das sich an eine Bergwand schmiegte, die das ferne Ende der Schlucht markierte und dabei so glatt und lotrecht zum Himmel aufragte, dass ein Herabklettern von oben völlig unmöglich war. Auf dieser Felseninsel aber, inmitten des eisigen Luftstroms, der aus der Tiefe heraufwehte, über die Ebene blies und den Jungen selbst hier, in sicher fünfhundert Schritt Entfernung, vor Kälte erschaudern ließ, lag die Burg des Hexers.
    Irgendwie hatte sich Tarean At Arthanoc größer vorgestellt. In seinem Kopf war die Festung in den letzten Tagen und Wochen zu einer titanischen, uneinnehmbaren Bastion angewachsen, einem Bollwerk, Stein für Stein aus seinen innersten Ängsten errichtet, bis beim Anblick seiner schieren Größe auch beherzte Männer alle Hoffnung fahren lassen mussten. Wieder und wieder hatte er den klammen Griff, der sich um seinen Geist und sein Herz zu schließen drohte, zu lockern und von sich zu schieben versucht. Doch ganz war es ihm nie gelungen, die Furcht vor diesem Augenblick der Wahrheit zu verdrängen, dieser Stunde, da er vor den Toren At Arthanocs stehen würde, nur um festzustellen, dass angesichts der Gewaltigkeit seiner Mauern all sein Streben nur der verrückte Wunschtraum eines dummen Jungen war – wie man es ihm immer und immer wieder vorgehalten hatte.
    Und jetzt war At Arthanoc nur eine Burg. Wobei dies vielleicht eine Untertreibung war, denn noch immer umgaben den Turm des Hexenmeisters, der sich am hinteren Ende des Plateaus direkt an die Bergwand gebaut in düsterer Pracht erhob, dicke Mauern und trutzige Wehranlagen, zu denen auch ein imposantes Portal gehörte, dessen schwarze Flügel im Schatten eines finster wirkenden Torhauses lagen. Von diesem abgesehen schien es zudem keinen Weg zu geben, der einen ins Innere bringen würde. Und dennoch wirkte die Feste –

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