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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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einen der beiden Torflügel, unterdrückte ein Zusammenzucken, als ihm, wie erwartet, die Eiseskälte in die Handfläche biss, und erschrak dann doch, als unvermittelt gleich beide Türhälften lautlos nach innen schwangen. Dahinter erstreckte sich ein weiter, hoher Raum.
    Esdurial fest umklammert und wie zum Schutze vor sich gehalten, trat der Junge ein. Er erkannte, dass er auf einer halbkreisförmigen Plattform stand, von der aus sich eine breite Brücke in einem kühnen Bogen über einen schwindelerregend tiefen Schacht spannte. Der Turm des Hexers hatte von außen bereits hoch und eindrucksvoll gewirkt, doch das ausgehöhlte Innere schien noch bis weit in den Schoß der Erde vorzudringen, ein gähnender Abgrund, der sich in der Tiefe in einem weißen Wirbeln wie von Schneetreiben verlor. Schneidender Wind wehte ihm daraus entgegen, so wie aus dem Graben draußen vor der Burg, und verwandelte Tareans Atem in feine Dampfwölkchen. Auf dem Boden und an den Wänden hatte sich Raureif abgesetzt, und Eiszapfen hingen von den steinernen Vorsprüngen und der spitzen Decke hinab. Es war, als habe er eine erfrorene Welt betreten.
    Links und rechts von der Brücke zweigten in schrägem Winkel je zwei kürzere Stege ab, die sich anmutig zu zwei Galerien hinüberschwangen, welche gen Norden und gen Süden entlang der Turmwand verliefen und von hohen, spitz zulaufenden Fensterbögen gesäumt wurden. Im Norden waren die Fensterhöhlen nicht mehr als Nischen, in denen irgendwie beunruhigend wirkende Steinskulpturen standen. Im Süden aber boten sie einen atemberaubenden Ausblick auf die Ebene vor der Burg. Dünne lange Eiszapfen wuchsen in den Öffnungen in der Wand und erinnerten auf unangenehme Weise an Gitterstäbe.
    Am fernen Ende der Brücke aber, an der rückwärtigen Wand des Saales, befand sich eine weitere, zweigeteilte Plattform, die durch breite Mauerstücke von den Galerien zur Linken und zur Rechten getrennt war und von deren oberer Hälfte zwei sanft geschwungene Rampen zur unteren führten. Die obere Plattform schien leer zu sein. Doch auf der unteren, eingerahmt durch die zwei gemauerten Arme der Aufgänge, stand ein weißer Thron.
    Und auf dem Thron saß ein Mann.
    Er trug einen weiten, weißen Umhang, der vorne offen stand und das strahlende Silber eines makellosen, prachtvollen Plattenpanzers enthüllte. Der Fremde hatte den Kopf gesenkt, und sein Gesicht wurde von der Kapuze seines Mantels verdeckt. Ein geisterhaftes Licht umschmeichelte ihn und verlieh seiner Gestalt ein unirdisches Leuchten, als sei er nicht mehr ganz Teil dieser Welt.
    Komm zu mir, Tarean.
    Tareans Mund wurde trocken, und er fing am ganzen Leib an zu zittern. Mit äußerster Willensanstrengung zwang sich der Junge, einen Schritt vor den anderen zu setzen, Esdurial vor sich erhoben und die rechte Hand so fest um den Griff verkrampft, dass die Knöchel weiß unter seiner Haut hervortraten. Er wagte kaum zu atmen, während er die Brücke über den weiß wirbelnden Schlund hinweg überquerte und sich langsam, quälend langsam, der Gestalt näherte, die zusammengesunken auf dem großen Thron saß.
    Als sie nur noch wenige Schritt trennten, straffte sich der Oberkörper des Fremden plötzlich, er hob die behandschuhten Hände, schlug die Kapuze zurück und blickte Tarean aus hellen, unendlich traurigen Augen an.
    Tarean verspürte einen schmerzhaften Stich in der Brust. »Vater …?«, hauchte er entgeistert.

15
    DIE SCHLACHT UM AT ARTHANOC
    »Der Junge ist schon viel zu lange da drinnen.« Unruhig trat Bromm von einem Fuß auf den anderen. »Oder was meinst du?«, fuhr er den Steinernen ungehalten an, dessen stoische Ruhe den Bären nur noch mehr aufregte.
    Für einen kurzen Augenblick hatte ihn der Unterirdische wirklich überrascht, als dieser auf ihn zugetreten war und Bromm eine Stimme in seinem Kopf vernommen hatte, die ihm sagte, dass sie Tarean ziehen lassen sollten, um den Hexer in Sicherheit zu wiegen und dem Jungen später heimlich nachzufolgen. Seitdem schwieg der graue Hüne wieder und hatte seinen schweren Körper keinen Fingerbreit weit bewegt. Jetzt aber wandte er dem Bären den haarlosen Schädel zu und sagte nur ein Wort: »Ja.«
    »Ha!« Der Bär schlug mit der Faust in die offene Pranke. »Also gehen wir. Bevor es zu spät ist.«
    Sie eilten über den leeren Burghof zum Portal des Haupthauses, in dem auch Tarean verschwunden war, und mussten dort feststellen, dass es in der Zwischenzeit verschlossen worden war. Der Bär

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