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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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wurde kalt wie der Raum, in dem sie standen. »Ich gebe zu, der Verrat des Geisterbeschwörers kam unerwartet. Aber er hat seinen falschen Ehrgeiz mit dem Leben bezahlt. Und auch Igarkjuk weiß nun, dass er nur einem Herrn zu dienen hat.« Dann entspannten sich seine Züge wieder. »Dessen ungeachtet bist du hier, stehst mit dem Schwert in der Hand vor mir, in dem Glauben, mich vernichten zu können.« Der Hexer war nun beinahe heran, und in einer Geste der Aufforderung breitete er die Arme aus. »Nur zu. Ich bin unbewaffnet. Strecke mich nieder.«
    Calvas schritt so dicht an Tarean vorbei, dass der Saum seiner Robe dessen Beine streifte. Tareans Faust verkrampfte sich um den Schwertgriff, und die Klinge zitterte. Tu es. Tu es jetzt, und alles wird vorbei sein , raunte eine Stimme in seinem Kopf. »Aber dann wirst du niemals erfahren, was wirklich mit deinem Vater geschehen ist.« Verblüfft ließ der Junge die Waffe in der Luft hängen, und der Moment verstrich. Der Hexer gluckste leise, als er sich gemächlich auf seinem steinernen Thron niederließ. »So willig auch das Fleisch, der Geist ist schwach …«
    In diesem Augenblick erscholl von draußen völlig unerwartet der helle Klang von Trompeten. Klar und rein wehte er zu ihnen herauf, ein Ton, der in diesem rauen, düsteren Land nicht fremder hätte wirken können. Tarean vernahm ihn wohl, aber er glaubte seinen Ohren nicht trauen zu dürfen. Es klang wie die Trompeten von Cayvallon.
    Der Hexenmeister nickte zufrieden. »Ah, das Heer ist eingetroffen.« Und als er Tareans ungläubigen Blick sah, machte er eine einladende Geste. »Nur zu. Schau hinaus und erkenne, dass du nicht der Einzige bist, der meinem Ruf nicht widerstehen konnte.«
    Neugierig, aber doch stets ein misstrauisches Auge auf Calvas gerichtet, trat der Junge auf die nach Süden weisende Galerie und schaute aus dem Fenster. Der Anblick, der sich ihm dort bot, erschreckte und verwirrte ihn zutiefst. Im Osten brach bereits ein neuer Tag an, und schon das schien ihm nachgerade unmöglich, denn er hätte schwören können, dass er erst vor wenigen Stunden mit Bromm und Kiesel im Schutze der ersten Dunkelheit Richtung At Arthanoc aufgebrochen war.
    Doch er wollte erst recht seinen Augen nicht trauen, als er das Heer aus Menschen und Alben gewahrte, das wie aus dem Nichts auf der Ebene vor den Toren der Festung aufmarschiert war. Tarean vermochte ihre Zahl nicht zu schätzen, aber es schienen mehrere tausend Krieger zu sein, die einen Wald von bannergeschmückten Spießen auf dem leblosen Felsboden aufgepflanzt hatten, und im Hintergrund zogen kräftige, gereizt schnaubende Brulls unter den Peitschenschlägen ihrer Antreiber große Katapulte auf eine Anhöhe. Eine kleine Gruppe von Reitern, die einem niedrigen Hügel am Rande der Ebene zustrebte – als Feldherrenhügel wie geschaffen –, erregte seine Aufmerksamkeit. Er kniff die Augen zusammen, und es war ihm, als sehe er einen Ritter in einem blauen Mantel und neben ihm einen Alben auf einem riesenhaften, weißen Schlachtross, das wie sein Herr in smaragdgrünes Rüstzeug gekleidet war. »Das ist unmöglich …«
    Der Hexenmeister lachte. Er machte keinen Hehl daraus, dass es ihm Vergnügen bereitete, mit dem Jungen zu spielen wie eine Katze mit der Maus. »Unmöglich sagst du? Keineswegs! Es musste nur ein wenig an den richtigen Fäden gezogen werden, und schon entwickelte sich alles ganz nach meinem Plan.«
    Tarean wandte halb den Kopf. »Eurem Plan?«
    »Ganz recht, mein junger Freund.« Calvas stützte die Ellbogen auf die steinernen Armlehnen und legte die Finger vor dem Gesicht zusammen. »Meinem Plan, Jeorhel von Albernia zu töten! Denn du musst wissen: Länger, als du auf dieser Erde weilst, ist mir der Albenkönig nun schon ein Dorn im Auge. Das jämmerliche Heer der so genannten freien Reiche des Westens mag ich damals auf dem Drakenskal-Pass zerschlagen haben. Thal und Breganorien fielen vor mir in den Staub. Doch nie vermochte ich die Alte Macht, die Jeorhel und sein Reich in den Bergen beschützt, zu brechen. Obgleich dein Vater damals den Grimmwolf brennend gen Himmel erhob, als der dunkle Zauber des Buches, das ich ihm in die Hände gespielt hatte, von ihm Besitz ergriff, war der Dämon nicht stark genug, die Alben zu überwinden. Er brauchte mehr Kraft. Ich brauchte mehr Kraft.«
    Er schwieg einen Moment, dann warf er Tarean einen verschlagenen Blick zu. »Du kannst dir sicher vorstellen, mein Junge, welch glückliche Fügung es

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