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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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Aber dennoch waren auf einmal alle lähmende Furcht und aller leichtfertiger Zorn wie fortgeweht, und eine kalte Klarheit breitete sich in seinem Inneren aus. Er würde hier sterben, daran bestand kaum ein Zweifel, doch er würde nicht abtreten, ohne mindestens eines dieser Ungeheuer mit sich zu nehmen.
    Der Anführer warf einen Blick auf die blutende Wunde und knurrte drohend. »Das wirst du bereuen, Nackthaut.«
    »Komm her und wir werden sehen …«, erwiderte Tarean mit leicht erhobener Stimme.
    Der Wolfling grinste verschlagen und deutete mit seiner Klinge auf den Jungen, bevor er sich an seine vier Gefolgsleute wandte. »Pack! Es ist angerichtet. Holt euch die Nachspeise.«
    Die vier Krieger heulten begeistert auf und stürmten mit erhobenen Waffen auf Tarean zu.
    »Oh, Dreigötter.« Tarean sah sich um, aber es gab kein Entkommen. Keine Möglichkeit zum Wegrennen. Links von ihm gähnte der Abgrund und zur Rechten stand er zwar noch nicht wortwörtlich, aber doch schon ziemlich nah mit dem Rücken an der Wand, der glatten, harten, fast lotrecht in den Himmel aufstrebenden Felswand, die selbst einem geübten Kletterer wie Tarean keinen Fluchtweg bot. Der Junge fluchte unterdrückt, dann riss er das Schwert hoch, brüllte, so laut er konnte, und rannte den Angreifern entgegen.
    Und das war das Ende von Tarean, Sohn des Anreon, der genau wie sein Vater gegen die Wölfe versagt hatte. Der zynische Gedanke ließ ihn verbittert auflachen, dann hatte er keine Zeit mehr – weder zum Lachen noch zum Denken. Wie ein Gewitter brachen sie über ihn herein, und ihre Schwerter und Äxte blitzten auf, während sie ihn von allen Seiten bedrängten. Ohne dass er sich seines Handelns noch voll bewusst gewesen wäre, wirbelte Tarean im Kreis herum, parierte, wich aus und hielt seine Gegner auf Abstand. Und trotzdem war all dies zu wenig, schien all seine Ausbildung und all sein Talent nicht auszureichen, um gegen die Ungeheuer zu bestehen, die ihm nach dem Leben trachteten. Schon spürte er, wie seine Kräfte erlahmten und seine schmerzenden Arme schwerer wurden. Die zahllosen Schnittwunden der Beinahetreffer der Wolflingwaffen brannten wie Feuer auf seinem Leib. Ich schaffe es nicht. Ich bin tot.
    Plötzlich glitt mit einem Rauschen ein Schatten über die Kämpfenden hinweg. Einer der Grawls blickte nach oben und ein entgeistertes Bellen entfuhr ihm. Doch das Bellen verwandelte sich übergangslos in ein Jaulen, dann brach er wie vom Schlag getroffen zusammen, und aus den Augenwinkeln konnte Tarean erkennen, dass eine seltsam geformte Wurfklinge in seiner Stirn steckte. Mit tödlicher Genauigkeit hatte sie ihn zwischen die kleinen, gelblichen Augen getroffen.
    Die Grawls ließen von dem Jungen ab und schauten sich hektisch nach dem neuen Angreifer um, und auch Tarean war für einen Moment zu überrascht über die unerwartete Hilfe, um das Abgelenktsein seiner Feinde zu nutzen. Erneut vernahmen sie ein Rauschen und dann ein schrilles Kreischen wie von einem Jagdvogel. Tarean hob den Blick und riss die Augen auf.
    Ein Wesen, mannsgroß, doch es konnte unmöglich ein Mensch sein, fiel aus dem Himmel auf sie herab. Gegen die Sonne blinzelnd vermochte Tarean nicht viel mehr als einen schwarzen Schatten zu erkennen, dessen riesige Flügel halb ausgebreitet waren, wie die eines Kronadlers, der auf seine Beute niederfährt.
    Der Vogelmensch landete wenige Schritt entfernt auf dem Felsplateau. In einer wirbelnden, fließenden Bewegung brachte er seine Waffe, einen langen Stab mit einer keulenartigen Verdickung am unteren Ende und einer seltsam geformten Doppelklinge am oberen, in Angriffsstellung. Gleichzeitig entfaltete er mit einem Schlag seine glänzenden weiß-braunen Schwingen zu voller Breite. Die Wolflinge japsten entgeistert, und auch Tarean stand da wie erstarrt, so beeindruckend war die im wahrsten Sinne des Wortes aus heiterem Himmel aufgetauchte Gestalt, deren ganze Haltung fast noch mehr als der bronzefarbene Brustharnisch, den sie trug, davon zeugte, dass hier ein Krieger vor ihnen stand, der kein so leichtes Opfer abgeben würde.
    Die fast schwarzen Augen des Mannes zuckten von Tarean zu den Wolfsmenschen zurück. »Es scheint mir, als sei ich genau zur rechten Zeit eingetroffen«, bemerkte er mit erstaunlich sanfter Stimme.
    »Hm, Geflügel«, knurrte der Anführer der Grawls und ließ sein Schwert locker durch die Luft pendeln. »Ob das wohl schmeckt?«
    »Das, haariges Ungeheuer, wirst du wohl nie erfahren.« Der

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