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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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raschen, harten Schlag zur Räson zu bringen. Und so hatte er eine ständige Wacht an einem der Aussichtspunkte des Wallhorns einrichten lassen, von dem aus man sowohl das Tal selbst als auch die sich weit nach Osten hin erstreckenden, einst blühenden Kernlande Breganoriens hervorragend überblicken konnte.
    Der Wachtberg selbst bildete die südöstliche Spitze des Helvenkamms, der sich weit bis in die Arden hinaufzog, bis er sich mit dem Antallarzug im Norden vereinte. Zwischen diesen gebirgigen Schenkeln eines spitzen Dreiecks lag gut geschützt das Almental. Remiras sollte es nie betreten.
    Wenn man an einem klaren Tag hier oben stand, an der Nordostflanke des Wallhorns, war am Horizont sogar Agialon zu erahnen, das sich Berichten vereinzelter Flüchtlinge zufolge dieser Tage in einen Ort der Unterdrückung und des Leids verwandelt hatte. Tarean kniff die Augen zusammen, doch heute vermochte er die ehemals geschäftige Metropole durch den Dunstschleier, der über den Kernlanden lag, nicht zu erkennen.
    Er zuckte mit den Schultern und wandte sich dem gedrungenen Bauwerk zu, das am Rand des Plateaus stand. Es war ein trutziger, viereckiger Turm von vielleicht sechs mal sechs Schritt Kantenlänge und zehn Schritt Höhe. Gekrönt wurde er von einem offenen, wenngleich von Tareans Standort aus nicht einsehbaren Dachbereich, auf dem sich, wie er wusste, unter einem vor Regen schützenden Schindeldach ein sorgsam aufgeschichteter Holzstoß befand – das Alarmfeuer. Zweimal in seinem Leben hatte der Junge von Dornhall aus das Feuer in der Ferne brennen und die Menschen zu den Waffen rufen sehen. Beide Male waren Wolflingheere der Anlass gewesen, die einen Vorstoß hinauf in die Arden gewagt hatten, um Albernias Widerstand zu brechen. Doch so wie die Hochmoore von Rûnland jeden Vormarsch erfolgreich aufhielten – das hatte Tarean im Unterricht bei Bruder Ingold gelernt –, so rannten sich die Wölfe auch schon seit Jahren die Schnauzen an den Felswänden des majestätischen Gebirgsmassivs und den tropfenförmigen Schilden der es verteidigenden Alben blutig. Tarean dachte an das Pergament in seiner Ledertasche, und er hoffte inständig, dass dies nicht bedeutete, in den nächsten Wochen zu jeder Tag- und Nachtstunde furchtsam gen Wallhorn Ausschau halten zu müssen, um zu sehen, ob das Feuer einmal mehr entfacht worden sei.
    Langsam schritt er auf den Wachturm zu. Seltsam, dass ihn noch keiner der vier Männer begrüßt hatte, die hier oben auf Posten waren. Schließlich bekamen sie selten genug Besuch. »Hallo? Hauptmann Fenjal? Ich bin es. Tarean.«
    Er umrundete den Turm und unvermittelt wurde ihm klar, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Der Holztisch und die zwei Bänke, die vor dem Turm standen und an denen die Soldaten, wenn es das Wetter zuließ, ihre Mahlzeiten einzunehmen pflegten, lagen umgestürzt auf der Erde. Die stabile Holztür, die nur des Nachts, bei strömendem Regen oder bitterer Kälte geschlossen wurde, hing schief in den Angeln, zersplittert und halb herausgerissen von einer gewaltigen Kraft. Und an einigen Stellen war der felsige Boden von dunklen Flecken gesprenkelt, Flecken, die aussahen wie getrocknetes Blut …
    Langsam und mit zitternden Fingern zog Tarean sein Schwert. Einmal mehr schien sein Herz bestrebt, ihm aus der Brust zu springen, doch diesmal, das wusste er ganz sicher, würde kein Felk das schlanke Haupt um die Ecke strecken, um ihn in erleichtertes Lachen ausbrechen zu lassen. Das hier war ernst, schlimm, nein, geradezu schrecklich.
    Verschwinde von hier , raunte ihm eine innere Stimme zu. Lauf weg! Keine Heldentaten! Ilrod muss erfahren, was hier passiert ist!
    Aber was ist denn hier passiert? , gab Tarean stumm zurück, und auch wenn er sich die Antwort ziemlich gut ausmalen konnte, ging er weiter.
    Schritt für Schritt näherte er sich der dunklen Öffnung des Türrahmens, in dem die Holzsplitter der Tür hingen wie eingeschlagene Zähne. Er lauschte, doch außer dem Zwitschern einiger Vögel und dem Rauschen der Tannen, durch die der Ostwind fuhr, war nichts zu hören.
    Vorsichtig trat er durch die Überreste der Eingangstür. Er hielt die Schwertklinge schützend vor sich ausgestreckt, und seine weit aufgerissenen Augen suchten nach Anzeichen für einen Hinterhalt, der ihn im dämmrigen Zwielicht des Wachturms erwarten mochte, dessen Inneres nur durch das Sonnenlicht erhellt wurde, das durch die Schießscharten fiel. Staub tanzte in den scharf abgegrenzten Strahlen,

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