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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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die den Raum der Wachstube durchschnitten und auf die Einrichtung fielen – eine Kochnische, ein Regal, ein paar aufgehängte Töpfe, ein weiterer Tisch und vier Stühle. Sie alle waren umgestoßen, von der Wand gerissen und zerschlagen worden. Sonst bewegte sich nichts.
    Mit klopfendem Herzen näherte er sich der hölzernen Stiege. Verschwinde von hier, du Irrer! Als er mit der Hand nach dem Geländer griff, spürte er etwas Feuchtes unter seinen Fingern und zuckte zurück. Es war Blut, ob von einem Menschen oder einem Wolfling, konnte er nicht sagen. »Sie sind in den ersten Stock geflohen, nachdem die Bestien die Tür aufgebrochen haben«, murmelte er zu sich selbst. »Dort konnten sie sich besser verteidigen … aber sie saßen in der Falle …«
    Tarean verspürte ein flaues Gefühl im Magen, während er langsam Stufe für Stufe die schmale, steile Treppe hinaufstieg. Eine hervorragende Verteidigungsposition, hätte Meister Ilrod sicher gesagt, und dass Blutspritzer sowohl auf den Stufen als auch an der Wand zu erkennen waren, schien dies zu bestätigen. Aber irgendwie bezweifelte er, dass es den vier Männern letztlich viel geholfen hatte.
    Langsam, Fingerbreit für Fingerbreit, schob er den Kopf in die Höhe und lugte über den Rand. Dabei befürchtete er halb, im nächsten Moment in die aufgerissenen Augen eines niedergestreckten Soldaten zu starren. Aber der Schlafraum der Soldaten, der aus vier Pritschen an den Wänden und einem Tisch mit einer Waschschüssel bestand, war ebenso leer wie das Erdgeschoss. Breite Blutspritzer an den Wänden und ein zerbrochenes Schwert auf dem Boden zeugten indes davon, dass auch hier heftig gekämpft worden war.
    Im Halbschatten unter einem der Betten lag ein runder Gegenstand. Für einen Augenblick würgte der Junge, als ihm der Gedanke kam, es könne der abgeschlagene Kopf eines der Männer sein, der unters Bett gerollt war. Doch auf den zweiten Blick erkannte er seinen Irrtum. Es war nur ein Helm – und der Helm war leer.
    Sie müssen sie mitgenommen haben. Bilder von blutrünstigen Wolfsmenschen, die sich geifernd über ihre besiegten Opfer hermachten und sie mit schartigen Äxten zerhackten, um sie zu fressen oder sich mit den Gliedern ihrer Feinde zu schmücken, stiegen vor seinem inneren Auge auf. Auf einmal wurde ihm die Luft in dem Turm, die ohnehin schon muffig und vom süßlichen Geruch des Blutes geschwängert war, unerträglich. Hastig stolperte er die Stiege wieder hinunter und durch die zerstörte Eingangstür hinaus ins Freie, wo er sich vornüberbeugte und, die Hände auf die Oberschenkel gestützt, zwei, drei Mal tief durchatmete. Ganz ruhig bleiben. Nur nicht den eigenen Hirngespinsten erliegen.
    Langsam ließ das Gefühl der Übelkeit nach, und er fing gerade an, seine Gedanken zu ordnen, die wie loses Blattwerk in einem Herbststurm in seinem Kopf herumwirbelten, als er ein Knurren vernahm.
    Jahrelange Schinderei im Burghof von Dornhall unter dem gestrengen Blick von Waffenmeister Ilrod zeigten nun ihre Wirkung. Alarmiert hob er den Kopf und nahm augenblicklich eine Verteidigungsposition ein. Auf was ihn die Ausbildung allerdings nicht vorbereitet hatte, war die Angst, die wie ein Schwall eiskaltes Wasser über ihn hereinbrach, als er die fünf Wolfsmenschen sah, die sich ihm mit gehobenen, noch blutigen Waffen näherten und dabei locker ausschwärmten. Drei von ihnen trugen schwarze, bösartig glitzernde Krummsäbel, ein vierter hatte zwei kurze Äxte in den Pranken und dem Letzten lag eine langstielige Streitaxt über der behaarten, muskulösen Schulter – zweifelsohne die Waffe, mit der die Wolflinge die Tür zum Wachturm eingeschlagen hatten. Sie alle wirkten struppig, und einer hinkte sichtbar, Anzeichen dafür, dass der Kampf gegen die Soldaten auch an ihnen nicht spurlos vorübergegangen war. Doch das machte sie kein bisschen weniger gefährlich.
    Fieberhaft hetzte Tareans Blick von links nach rechts, doch die Wolfsmenschen hatten ihm jeden Fluchtweg sauber abgeschnitten. Er hätte schon Flügel haben und sich über den Rand des Felsplateaus in die Tiefe werfen müssen, um ihnen zu entkommen.
    Drohend hob er sein Schwert über den Kopf. Wer im Zorn kämpft, verliert die Kontrolle über sich und seinen Gegner, hatte Ilrod noch vor wenigen Tagen zu ihm gesagt. Er hatte kein Wort über Angst verloren.
    Tarean war Wolflingen bereits im Kampf begegnet, vor zwei Jahren während ihres letzten großen Einfalls in Bergen, den die Alben schließlich

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