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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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kenne die Alte Macht der Menschen nicht«, gestand Iegi. »Ich weiß nur, dass es Dinge gibt, die bestimmte Gaben bergen, im Guten wie im Schlechten, welche ihnen entweder durch die Art ihrer Fertigung oder sogar durch die Beschaffenheit der Stoffe selbst verliehen werden. Dieses Amulett, Kilrien, schenkte mir mein Vater einst, und es soll heilende Wirkung haben. Ich habe es bisher nie benötigt.«
    »Und? Wirkt es?«, fragte Tarean neugierig.
    »Ich weiß es nicht. Ich spüre seine Wärme, die wie ein sanfter Wind meinen Körper einhüllt. Aber falls ich erwartet habe, dass sich all meine Wunden nun wie durch ein Wunder schließen …« Er blickte auf seine bandagierten Arme und Beine. »… dann war das offenbar eine einfältige Hoffnung.«
    Als Tarean sein Werk beendet hatte, hätte er sich am liebsten irgendwo zu Boden fallen lassen, um nie wieder aufzustehen. Doch es gab noch eines, um das er sich kümmern musste.
    »Wo willst du hin?«, fragte Iegi, als sich der Junge mit einem Seufzen von seinem Stuhl erhob und Richtung Tür stapfte.
    »Wir müssen die Leichen der Wolflinge loswerden.«
    »Warum jetzt?«
    »Weil es nicht gut ist, sie über Nacht da draußen liegen zu lassen.« Er sprach es nicht aus, aber die Vorstellung, dass irgendwelche Raubtiere – echte Wölfe etwa – die toten Grawls fanden und sich vor dem Turm zum Leichenschmaus versammelten, ließ seinen ohnehin unruhigen Magen rebellieren.
    Irgendwie verstand ihn Iegi, auch ohne Worte. »Lass mich dir helfen«, sagte er und machte Anstalten aufzustehen.
    »Nein«, wehrte Tarean ab, »ruh dich aus. Ich schaffe das schon. Es wird nicht lange dauern.«
    Tatsächlich hielt er sich nicht lange damit auf, die Toten zu durchsuchen, ihnen irgendwelche Besitztümer abzunehmen oder sich sonstwie mit ihnen zu beschäftigen. Stattdessen ergriff er einfach einen der stinkenden, schweren Wolfsleiber nach dem anderen, zog ihn zum Rand des Felsplateaus und ließ ihn in die Tiefe fallen. Das war sicher nicht unbedingt die Art, wie ihn Ilrod mit den Leichnamen Gefallener umzugehen gelehrt hatte, aber er war zu erschöpft, um sich darum zu scheren.
    Zu dem langen Aufstieg auf das Wallhorn, dem Kampf und den zahllosen, zwar kleinen, aber zusammengenommen doch recht kräftezehrenden Wunden kam nun auch noch die nachmittägliche Schwüle hinzu, und als sich der Junge dem letzten Grawl zuwandte, dem Gegner, den er zuerst niedergestreckt hatte, hatte er kaum mehr die Kraft, sein Schwert aus dessen Brust zu ziehen, wo es immer noch steckte. Ilrod würde mich an den Ohren einmal quer durch den Burghof und zurück schleifen, wenn er das wüsste , dachte Tarean. Schwer atmend wälzte er auch den letzten haarigen Körper über die Felskante und sah einen Moment lang zu, wie dieser sicher hundert Schritt in die Tiefe fiel. Dann schleppte er sich müde zum Wachturm zurück.
    Iegi war im Stuhl zusammengesunken, die Schwingen leicht eingeknickt, und pfiff im Schlaf leise durch den Mund. Ein schwaches Lächeln huschte bei dem Anblick über Tareans Gesicht, dann setzte er sich, barg den Kopf in den Armen, die er auf die Tischplatte legte, und schloss – nur ganz kurz – die Augen.

3
    ÜBERFALL DER WÖLFLINGE
    Mit einem Ruck fuhr Tarean in die Höhe.
    Um ihn herum war es dunkel, und es dauerte einen kurzen Moment, bevor ihm klar wurde, wo er sich befand. Wallhorn, Wachturm, Wolflinge … Iegi. »Iegi?«, fragte er in die Dunkelheit hinein. »Iegi!?«
    »Ich bin hier oben«, kam es gedämpft von über ihm, »auf dem Dach.«
    Brummelnd stand Tarean auf. Langsam gewöhnten sich seine Augen an das Dämmerlicht, das nur noch schwach durch die Tür und die schmalen Fenster hereinfiel. Er stolperte über ein herumliegendes Möbelstück und fluchte unterdrückt. Irgendwo neben der Kochstelle hatte er am Mittag eine alte, schon leicht angerostete Öllampe gesehen. Die Lampe fanden seine tastenden Finger zwar, aber nichts, womit er hätte Feuer machen können.
    »Tarean?«
    Sein Magen knurrte. »Ja. Warte. Ich komme zu dir hinauf.« Er griff nach seiner Tasche, die er vor dem Einschlafen neben sich auf den Boden hatte fallen lassen und in der noch die Reste seines Proviants verpackt waren, und kletterte dann vorsichtig die Stiege in den ebenso dunklen ersten Stock und weiter zum Dach hinauf. Einen Vorteil hatte die hereinbrechende Nacht zumindest. Ihre Schatten legten sich gnädig über die Spuren des Gemetzels, das hier im Turm stattgefunden hatte.
    Der Vogelmensch hatte sich auf der

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