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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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auftauchenden Baumstämmen aus und duckte sich unter tief hängenden Ästen hindurch. Dass er dabei bereits nach wenigen Schritten jedwede Orientierung verloren hatte, hätte ihm in diesem Augenblick nicht gleichgültiger sein können.
    Er hatte gehofft, durch seine rasche Flucht die Trolle von einer Verfolgung abzubringen, doch diese Hoffnung erwies sich als Trugschluss. Stattdessen erhob sich in seinem Rücken ein furchtbares Krachen und Bersten, als die drei Trolle ihre Ruhestätte verließen und ohne Rücksicht auf Baum und Strauch hinter ihm herstapften. »Menschling!«, brüllten sie dabei aus Leibeskräften, und es hörte sich an, als riefe eine Gerölllawine nach ihm.
    Wie konnte ich mir nur unter allen möglichen Schlafplätzen des Alten Waldes genau den aussuchen, der schon besetzt war? , schalt sich Tarean. In der Finsternis stolperte er über hervorstehendes Wurzelwerk, Äste schlugen ihm ins Gesicht, und niedriges Gestrüpp zerrte mit dornigen Ranken an seinen Kleidern, als wolle der Wald ihn festhalten und in seiner Flucht behindern.
    »Menschling! Lauf nicht weg, Menschling!«, grölten irgendwo hinter ihm und doch noch viel zu nah die drei Trolle. Die wilde Begeisterung in ihren Stimmen gab Tarean das Gefühl, an einer grausamen Treibjagd teilzunehmen – bei der er der Fuchs war.
    Er riskierte es, für einen kurzen Moment hinter einem Baumstamm innezuhalten, um sich die Schwertscheide umzugürten und Tasche und Mantel überzuwerfen, dann hetzte er, die Laterne in der Linken und Esdurial in der Rechten, weiter.
    Die Trolle hatten sich unterdessen darauf verlegt, den stillen Wald mit ihrem urweltlichen Gebrüll aus dem Schlaf zu reißen. Und tatsächlich glaubte der Junge nun, aus den Augenwinkeln ein Huschen zu sehen und das Trappeln winziger Pfoten zu vernehmen, so als lebte doch kleines, scheues Getier in den Tiefen des Alten Waldes, das, vom Toben der Trolle aufgeschreckt, das Weite suchte.
    Plötzlich war der Boden unter seinen Füßen weg – einfach weg. In der Hast und in der Dunkelheit hatte Tarean nicht bemerkt, dass er direkt auf einen Felsabhang zugelaufen war, bis er unvermittelt ins Leere trat. Er schrie auf, fiel und rollte dann sich überschlagend den laubbedeckten, vielleicht zehn Schritt in die Tiefe abfallenden Hang hinab.
    Der Stumpf eines umgestürzten Baumes brachte seine rasante Fahrt zu einem schmerzhaften Halt. Tarean keuchte auf, als ihm die Luft aus den Lungen getrieben wurde, dann rollte er sich stöhnend auf den Rücken, und für einen Moment konnte er sich überhaupt nicht mehr bewegen. Die Laterne lag erloschen und zerbrochen neben ihm, und der Junge starrte sie verständnislos an, bevor ihm klar wurde, dass es irgendwo in der Nähe eine natürliche Lichtquelle geben musste, denn ansonsten wäre es hier unten stockfinster gewesen – wie überall sonst im Wald auch.
    Ächzend kam Tarean auf die Beine. Über ihm stapften die drei Trolle wild wütend durchs Unterholz, doch ihr Gebrüll wurde leiser. Offenbar hatte er sie durch seinen unfreiwilligen Sturz nun endlich abgehängt.
    Er streckte sich und betastete prüfend seine Knochen. Ihm tat zwar alles weh – irgendwie ein Dauerzustand seit zwei Tagen , dachte er zynisch –, aber er schien sich wie durch ein Wunder erneut nichts gebrochen zu haben. Der Lederharnisch hatte wohl das Gröbste abgefangen. Doch als er einen behutsamen Schritt machen wollte, spürte er, wie die Welt unter ihm wegzukippen drohte, und er stützte sich rasch auf den Stamm des umgestürzten Baums zu seiner Rechten, bevor er wieder hinfallen konnte. Bedächtig setzte er sich erst einmal, schloss die Augen und atmete ein paar Mal tief ein und aus. Ganz so unbeschadet hatte er den Sturz offenbar doch nicht überstanden.
    Schließlich spürte er, wie sich der Schwindel legte. Er kramte in seiner Tasche, holte seinen Trinkschlauch hervor und trank in kleinen Schlucken. Dann blickte er sich zum ersten Mal richtig um.
    Er befand sich in einem kleinen, schmalen Talkessel, nicht viel mehr als einem Einschnitt in der Landschaft. Der Boden war mit Laub bedeckt, und hier und da wuchsen einige verkrüppelte Bäume, an deren Stämmen dicke Pilzschwämme wucherten, die ein sanftes, grünliches Leuchten abgaben. Tarean trat an einen der Bäume heran und streckte die Hand aus, doch er wagte es nicht, die Pilze zu berühren, die das Tal in diffuses Zwielicht tauchten.
    Zu seiner Linken und seiner Rechten ragten die Talwände auf, und er hatte bei seinem Sturz Glück

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