Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
Vom Netzwerk:
antraten, überlegte der Junge.
    Wer auch immer der Mann gewesen war und was auch immer er vor seinem Tode für mysteriöse Studien betrieben haben mochte, seine Geheimnisse jedenfalls hatte er mit ins Grab genommen, zu das ihm seine düstere Behausung unter der Erde schließlich geworden war.
    Tarean schüttelte den Kopf. Hier gab es nichts mehr für ihn zu tun. Er wollte sich schon abwenden, da fiel sein Blick auf einen weiteren, schmaleren Durchgang zwischen zwei Regalen. Noch ein Raum? Vielleicht eine Art Lager – oder die Schlafstätte des Mannes …
    Tatsächlich entpuppte sich die zweite Kammer als eine Mischung aus Schlafzimmer und Wohnraum, während der Raum zuvor wohl das Studierzimmer gewesen war. In einer Ecke an der Wand stand eine Holzpritsche, auf der nur noch die Überreste einer Strohmatratze lagen. Zwei weitere, mit allerlei Utensilien vollgestellte Regale schlossen sich daran an. Im hinteren Bereich befand sich eine Art Feuerstelle. Kalte Asche bedeckte den Boden, und an einem niedrigen Dreibein hing ein rußgeschwärzter Kessel. Darüber schien ein Kamin hinauf zur Oberfläche geführt zu haben, der allerdings irgendwann in den vergangenen Jahrzehnten – oder Jahrhunderten? – eingebrochen war, sodass die Kammer in einem steilen Schacht aus Geröll und Erde endete. Von hier kam auch der leichte Windhauch, den er schon zuvor im Gang gespürt hatte.
    Nur weil er sich auch bisher alles angeschaut hatte, trat der Junge neben die Feuerstelle, verbog den Oberkörper und blickte den Schacht hinauf, durch den kaum die Andeutung von Helligkeit zu erkennen war.
    Ein Fehler, den er sofort bereute, als ihm ein großer, schwerer, haariger Körper von oben entgegensprang.
    Tarean schrie auf, ließ die Laterne fallen und riss mit beiden Händen das Schwert in Abwehrhaltung über den Kopf. Es gab einen Ruck, der dem Jungen beinahe die Waffe aus der Hand geprellt hätte, dann glitt das Wesen an seinem Kopf und Rücken vorbei und fiel mit einem dumpfen Klatschen zu Boden. Dabei zischte es gleichzeitig wütend und schmerzerfüllt, und harte, dünne, lange Beine schlugen wie wahnsinnig gegen Tareans Unterschenkel.
    »Esdurial!«, rief der Junge, mit aller Inbrunst hoffend, dass ihm Wilfert nichts Falsches gesagt hatte, als er ihm versichert hatte, man müsse nur daran glauben, um die Alte Macht zu entfesseln, die in dem Schwert gebändigt war. Und tatsächlich war es wie das Überspringen eines Funkens vom Griff hinauf zur Klinge, dann leckten plötzlich kalte, weiße Flammen das silberne, runenverzierte Metall empor, und schließlich erwachte das Schwert fauchend zum Leben. Sein grelles Strahlen brachte das Licht eines Mittsommertages in den muffigen Kellerraum, verbrannte die verstaubten Spinnweben und trieb das Dunkel in die letzten Winkel hinter Regale und unter Felsvorsprünge zurück.
    Und im Lichte Esdurials sah Tarean das Ungeheuer, das ihm beinahe mitten ins Gesicht gesprungen wäre. Es war eine ekelerregend dicke, schwarze Spinne mit einem Körper, so groß wie ein kleiner Hund, über deren Rücken sich zwei Reihen kleiner roter Augen zogen. Das Untier zischte und klackte wie wild mit den Beißwerkzeugen, während seine behaarten, dürren Beine mit den schmalen, glitzernden Dornen an den knorpeligen Gelenken unkontrolliert in alle Richtungen austraten. Der Grund dafür war ein klaffender Schnitt im Unterleib des Geschöpfs, aus dem eine weißliche Flüssigkeit quoll und den sich die Spinne offenbar zugezogen hatte, als sie sich sozusagen in Tareans Schwert geworfen hatte.
    Der Junge keuchte angewidert auf, und bevor er auch nur einen klaren Gedanken fassen konnte, ließ er sein Schwert niederfahren, wieder und wieder, bis die zappelnde, geifernde Brut die verbliebenen Beine an den Körper zog, auf den Rücken fiel und sich nicht mehr bewegte.
    »Bei allen Ausgeburten der Dunkelreiche!«, rief der Junge und beförderte das tote Untier mit einem kräftigen Tritt seines Stiefels in die ferne Ecke des Raums. »In was für ein elendes Loch bin ich hier geraten?« Er spuckte aus, um den bitteren Geschmack von Galle, der in seinem Rachen aufgestiegen war, loszuwerden, und stampfte dann noch einmal heftig mit dem Fuß auf. Zorn war schon immer ein gutes Mittel gewesen, um Furcht zu überwinden.
    Endlich hatte er sich wieder beruhigt, und mit dem Abklingen seiner inneren Glut verblasste auch die Glut des Schwerts, so als wüsste es, dass sein Herr nun seiner Dienste nicht mehr bedurfte.
    Eigentlich hätte es

Weitere Kostenlose Bücher