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Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Schluck von dem scharf riechenden Inhalt und stieg dann ohne ein weiteres Wort auf Ishilrins geflügelten Rücken.
    Schwungvoll stießen sich die Greifen vom Boden ab und gewannen zunächst mit ein paar kräftigen Flügelschlägen an Höhe. Nachdem sie sich etwa fünfzig Schritt hinauf in den blauen Himmel geschraubt hatten, deutete Halfbadur auf eine Bergkette im Norden von Settländerstadt. Ro’ik, Ialshi und Ishilrin bildeten ein flockiges Wolkenband unter ihren Hufen aus, und gemächlichen Schrittes trotteten sie darauf zu. Natürlich wäre es den Vogelpferden möglich gewesen, sich schneller fortzubewegen, aber dann hätten sie Iegi, der neben ihnen herflog, rasch hinter sich zurückgelassen.
    Ihr Weg führte sie zuerst über ein breites Tal hinweg, das sich oberhalb von Bergspitze von Osten nach Westen zog und an dessen Grund ein Rinnsal von einem Fluss dahinglitt. Ausgewaschene Uferbereiche zeugten davon, dass sich das Gewässer zur Schneeschmelze im Frühjahr in einen reißenden Strom verwandelte, doch jetzt im Hochsommer konnte man hindurchwaten, ohne dass man nasse Knie bekam. Als sie sich den Bergen ein wenig genähert hatten, wies sie der settische Ritter auf einen schmalen Pass zwischen zwei schroffen Felsmassiven hin, und sie lenkten ihre Greifen in diese Richtung.
    Die Freunde sprachen wenig an diesem Vormittag. Janosthin versuchte ein paar Mal, Halfbadur über Neuigkeiten aus Bergspitze auszufragen. Er hatte die Heimat nicht mehr besucht, seit er auf Geheiß der Steinernen im letzten Herbst die Aufgabe übernommen hatte, die Ruinen von At Arthanoc zu bewachen, und er brannte darauf zu erfahren, was in der Stadt vor sich ging. Halfbadur hingegen erwies sich als wortkarger Gesprächspartner, den am Stadtleben nur zu interessieren schien, wo man Vorräte kaufen konnte und wo man erschwingliches Bier ausgeschenkt bekam.
    Tarean musste unterdessen feststellen, dass sich ein seltsames Gefühl der Ernüchterung in seinem Inneren ausbreitete. Der Orden der Kristalldrachenritter und allen voran sein Vater, der zu Unrecht geschmähte große Krieger , hatten für ihn stets ein Vorbild dargestellt, nach dem es zu streben galt. In seiner Vorstellung waren die Ordensritter in schimmernden Rüstungen durch die Lande gezogen, um Menschen in Not zu helfen, Tyrannen zu bekämpfen und nach magischen Schätzen zu suchen. Er hatte sie sich wie die Helden aus alter Zeit ausgemalt, von denen ihm im Speisesaal von Burg Dornhall Geschichten erzählt worden waren – tapfer, edel, selbstlos und immer dem Guten verpflichtet.
    Natürlich war ihm klar gewesen, dass Geschichten nicht das wahre Leben abbildeten, und er wusste auch aus leidvoller Erfahrung, dass schimmernde Plattenpanzer furchtbar viel Arbeit machten – etwa wenn man sie in der Eingangshalle der Stammburg seines Ahns auf Hochglanz polieren musste, weil man sich zuvor bei einer Torheit hatte erwischen lassen. Er war also durchaus bereit gewesen, sich im Geiste behutsam von dem Bild einer strahlenden Rüstung und auch der furchtlosen Heldenpose ihres Trägers zu lösen. Die beiden ersten echten Kristalldrachenritter, denen er bislang begegnet war – Zaeena Tsaar und Halfbadur –, hatten sein Traumgebilde allerdings ziemlich rücksichtslos in sich zusammenstürzen lassen.
    Aurils Mutter bot zweifellos ein eindrucksvolles Bild mit ihrem schwarzgrauen Panzer, der ungewöhnlichen Stangenwaffe und dem noch ungewöhnlicheren Reittier. Doch abgesehen davon, dass sie mit diesem finsteren Aufzug auch ohne Weiteres in die Leibgarde des Hexenmeisters Calvas hätte eintreten können, verbarg sich unter der harten Schale nach Tareans Dafürhalten ein ebenso harter Kern. Sie mochte tatendurstig sein und sich, ohne zu zögern, jeder Herausforderung stellen. Tarean befürchtete jedoch, dass sie dabei mitunter jedes Mitgefühl und jede Menschlichkeit vergaß. Dass sie Auril und deren Vater Sinjhen verlassen hatte, als Erstere noch ein Kleinkind gewesen war, war in den Augen des Jungen ein deutlicher Beweis dafür.
    Halfbadur wiederum erweckte den Eindruck eines versoffenen Wracks, das seinen Eid als Ritter schon vor Jahren in billigem Wein und schalem Bier ertränkt hatte. Unbenommen wusste er zu kämpfen, und als ruppiger Gasthausschläger mochte er es sogar in der Unterstadt von Bergspitze zu bescheidenem Ruhm bringen. Aber Tarean konnte sich den Setten beim besten Willen nicht als Beschützer der Armen und Schwachen vorstellen, als einen Mann, der sowohl an Fürstenhöfen durch

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