Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts
inmitten des nondurischen Heerlagers eine Tagesreise nördlich von Gongathar, und er war müde. Der Kampf gegen das Dunkel, das aus Gongathar kam und dessen wahre Gestalt bis heute keiner von ihnen zu Gesicht bekommen hatte, währte nun schon einen guten Mondlauf, und er fing an, ihn und seine Männer zu zermürben. Bei dem ersten fatalen Angriff auf die Kazzach und die finsteren Mächte in ihrem Rücken hatten sie gut die Hälfte ihrer Schiffe und Leute verloren, und es wären noch mehr gewesen, weit mehr, wenn die Kristalldrachen nicht eingegriffen hätten.
Seitdem hielten die strahlenden Giganten in der Luft um die uralte Metropole die Wacht, und ihre schier unerschöpflichen Kräfte des Lichts banden das schattenhafte Böse, das in den Tiefen der Turmstadt erwacht war. Noch , verbesserte sich Jaular, denn ihm war nicht entgangen, dass die Finsternis um Gongathar immer dichter wurde und die Drachen in den letzten Wochen Schritt für Schritt zurückgedrängt hatte. Die Kristalldrachen sprachen nicht mit ihm. Offenbar wurde all ihre Kraft und Aufmerksamkeit von ihren dunklen Widersachern in Anspruch genommen. Aber der Nondurier wusste auch so, dass das Netz aus gleißenden Strahlen, das sie im Anschluss an ihren ersten Ansturm einem Käfig gleich um die Stadt gelegt hatten, irgendwann dünner werden würde. Es würden Lücken aufreißen, die sich nicht mehr schließen ließen.
Schon jetzt konnten sich die Diener der finsteren Herren von Gongathar ungehindert unter den Augen der Kristalldrachen bewegen, die keine Kräfte mehr übrig hatten, um etwas dagegen zu unternehmen. So fiel es Jaular und seinen Soldaten zu, den Feind aufzuhalten, bevor er die Wachfesten, Bauernsiedlungen und Städte rund um das wilde Herz von Nondur – allen voran Yschtaff und Ankwar – erreichte und dort furchtbare Verheerung anrichtete. Denn eine grauenhafte Erkenntnis hatte sich mittlerweile in den Köpfen und Herzen der Nondurier festgesetzt: Der Feind machte keine Gefangenen – er brauchte die Toten, um seine eigenen Reihen zu verstärken.
Bei den Vorvätern, was für eine dämonische Macht ist dort am Werke? , dachte Jaular nicht zum ersten Mal in den letzten Wochen. Zunächst hatten sie alle noch angenommen, dass die Kazzach die Dunkelheit der uralten Turmstadt geweckt hatten und mit ihr ein Bündnis eingegangen waren, um gegen die Nondurier zu ziehen. Doch inzwischen wussten sie, dass es dem Schatten gleichgültig war, welche Körper er tötete, ausfüllte und zu seinem willfährigen Werkzeug machte. Die Kazzach waren nur der Anfang gewesen, weil sie in der Umgebung von Gongathar lebten und irgendwie in den Bann des Bösen geraten waren. Mittlerweile wurden die Reihen des Feindes jedoch zum Grauen des Generals und seiner Männer immer mehr durch gefallene Nondurier verstärkt. Sie kämpften gegen ihre eigenen Kameraden, und das Wissen, dass diese tot und nur noch eine fleischliche Hülse waren, machte es nicht leichter.
Und dann war da noch diese Bestie, das bärenartige Ungetüm, das wie ein Heerführer die Horden der Toten anführte. Seit das Ungeheuer einige Tage nach dem ersten Gefecht das erste Mal in Erscheinung getreten war, fragte sich der General, ob sie in ihm einen der Herren von Gongathar vor sich hatten. Aber irgendwie bezweifelte er es. Das Geschöpf, so unbezwingbar es schien und so furchtbar es im Kampf unter seinen Männern wütete, war auf bizarre Weise zu wirklich, zu greifbar, um mehr als nur ein Auserwählter unter den Dienern der uralten Mächte zu sein.
Jaular wusste, dass etwas geschehen musste, sonst würden sie diesen Krieg früher oder später verlieren. Denn obschon es ihnen gelang, die Untoten, die keine Furcht und keinen Schmerz kannten, zu überwinden, indem sie ihre Körper schlichtweg unbrauchbar machten, sie zerschlugen und verbrannten, war der Preis, den die Nondurier zahlen mussten, hoch. Immer mehr Verwundete lagen in den Lazaretten, und immer mehr brachen einfach zusammen, ihr Geist erschöpft von den ständigen Angriffen und dem Odem des Schreckens, der aus den Tiefen von Gongathar aufstieg wie Leichengestank von einem verendeten Tier in der sommerlichen Steppe.
Die besten Mystiker und Zauberkundigen des nondurischen Reiches saßen in Durai beisammen und brüteten über alten Aufzeichnungen und Legenden, versuchten irgendeinen Weg zu finden, das Schlachtenglück spürbar herumzureißen. Bislang allerdings war ihnen kein Erfolg beschieden gewesen, und noch hielt der Padeschdah an seinem
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