Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts
wollen wir mal sehen, was ihr könnt.«
»Ihr wollt jetzt kämpfen?«, fragte Tarean ungläubig.
»So ist es. Muss schließlich eure Stärken und Schwächen kennen, bevor wir Seite an Seite streiten. Eine Gruppe kämpft nur dann gut, wenn sie zusammen kämpft statt jeder für sich allein.«
Tarean erinnerte sich, dass Ilrod, der Waffenmeister von Burg Dornhall, einmal etwas Ähnliches gesagt hatte. Aber er musste zugeben, dass er bislang nicht viel darüber nachgedacht hatte. In den meisten Kämpfen, die hinter ihnen lagen, waren sie zu sehr damit beschäftigt gewesen, gegen eine Übermacht zu überleben, als dass sie Zeit gehabt hätten, auf ein gemeinsames Vorgehen zu achten.
Halfbadur schlug auffordernd auf seinen Schild. »Also los. Ihr beide gegen mich. Mal sehen, ob es euch gelingt, mich zu überwinden.«
»Verzeiht, aber so einem Kampf kann ich nicht zustimmen«, sagte Iegi. »Ihr mögt ein guter Nahkämpfer sein, und sicher könnt Ihr auch vortrefflich mit dem Schwert umgehen, aber Ihr seid im Duell gegen die Stangenwaffe eines Taijirin nicht geübt. Ich wiederum bin nicht erfahren darin, gegen einen Setten anzutreten. Wir könnten uns leicht gegenseitig verletzen, und damit wäre niemandem geholfen.«
Halfbadurs Miene verfinsterte sich, doch bevor er etwas sagen konnte, rappelte sich Tarean auf und nahm sein Waffenbündel. »Das ist schon in Ordnung. Ich brauche Iegis Hilfe nicht, um gegen Euch zu bestehen.« Er packte den Griff von Esdurial, zögerte kurz und zog dann stattdessen Wilferts Klinge hervor.
»Also gut«, sagte Halfbadur. »Dann will ich es dir nicht zu schwer machen.« Er löste den Schild vom Arm und legte ihn zur Seite. Nur mit dem Breitschwert in der Hand trat er Tarean entgegen. »Zeig mir, was du kannst.«
Tarean wog Wilferts Schwert in der rechten Hand und ließ die Waffe probehalber ein paar Mal durch die Luft sausen. Er war das vertraute Gewicht von Esdurial, das beinahe zu einer Verlängerung seines Armes geworden war, so sehr gewöhnt, dass sich die Klinge seines Mentors im ersten Moment fremd anfühlte.
»Zauderst du immer so?«, fragte der Sette spöttisch. »Los doch!«
»Wie Ihr wollt«, erwiderte Tarean und ging zum Angriff über. Er ließ sein Schwert in ein paar leichten Schlägen auf Halfbadur niederfahren, um die Fähigkeiten seines Gegners besser einschätzen zu können.
Der Sette parierte die Hiebe beinahe beiläufig und lachte rau. »Das ist hoffentlich nicht alles, was deine Kampfkunst hergibt. Da bleibt mir ja sogar noch Zeit für einen kleinen Schluck.« Wie bereits am Morgen holte er das Metallfläschchen aus seinem Wams, entkorkte es mit einer Hand und setzte es anschließend an die Lippen.
Tareans Augenbrauen zogen sich zusammen. Der ehemalige Ritter machte sich über ihn lustig. Mal sehen, ob du gleich immer noch lachst. Er täuschte einen schwungvollen waagerechten Hieb gegen den Kopf des Setten an, winkelte die Klinge aber im letzten Augenblick ab und versuchte, ihn an der Hüfte zu treffen.
Halfbadur hingegen brachte gerade noch rechtzeitig seine Klinge zwischen das Schwert des Jungen und seinen Körper, blockte und schob die Waffe von sich weg. »Netter Versuch, aber immer noch nicht gut genug.«
Der Junge biss die Zähne zusammen und antwortete mit einer raschen Abfolge von Schlägen, die den ehemaligen Kristalldrachenritter immerhin ein paar Schritte zurückdrängten. Trotzdem gelang es ihm nicht, dessen Verteidigung zu durchbrechen.
Halfbadur parierte einen tief gezielten Schlag und schnaubte. »Junge, streng dich an. Das wird mir zu langweilig.« Er drehte sich von dem geblockten Hieb weg, riss sein Schwert herum und ging nun seinerseits mit einem weit ausholenden Schlag zum Angriff über. Der Sette war stark, schnell und beweglich, und Tarean musste sich eingestehen, dass er den alten Kämpen ziemlich unterschätzt hatte. Es gelang Halfbadur, das Schwert des Jungen zur Seite zu prellen, und im nächsten Moment hatte er Tareans Verteidigung unterlaufen. Unvermittelt zuckte seine linke Faust aufwärts und traf den Jungen am Kinn.
Ächzend ging Tarean zu Boden. Als er sich blinzelnd von dem Schlag erholt hatte, sah er die Klinge des Setten an seiner Kehle liegen. »Du kannst gegen mich bestehen, hm?« Der Sette grunzte, und in Tareans Ohren klang es, als verspotte er ihn.
Schwer atmend blickte er zu seinem Bezwinger auf. In seinem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander, und eine bereits vergessen geglaubte Schmach bahnte sich ihren Weg an
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