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Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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ich mich zu Fuß den Bergen genähert hätte, wäre ich fast zwangsläufig in diesem Tal gelandet. Und dieser Hügel, nahe beim Wasser und mit einem guten Überblick über die Umgebung, wäre meine erste Wahl gewesen, hätte ich vor der Suche nach Questoi eine Rast einlegen wollen. Natürlich hätte der Stein dort drüben meine Aufmerksamkeit erregt, denn er ist der einzige, auf dem Moos wächst.« Bedächtig näherte er sich dem Findling.
    »Schrieb Questoi nicht irgendetwas von einer grünen Türschwelle?«, warf Janosthin ein. »Nun, dieser Stein ist jedenfalls grün. Und wenn man das Ganze hier betrachtet, könnte das herumliegende Geröll der graue Garten sein und der Bachlauf der blaue Gartenweg. Oder nicht?«
    Tarean hob erstaunt die Augenbrauen. So betrachtet ergaben die Worte des eigenwilligen Scholaren tatsächlich einen Sinn. »Aber wenn der Stein die Türschwelle ist, wo ist dann die Glocke, die wir …« In diesem Augenblick berührte Halfbadur den bemoosten Stein, und Tarean blieb der Rest des Satzes im Halse stecken.
    Die Luft um sie herum fing an zu flirren, wie an einem heißen Sommertag. Plötzlich war ein Prickeln zu spüren, wie immer dann, wenn die Alte Macht am Werke war. Die Greifen krächzten und schlugen unruhig mit den Flügeln. Und auf einmal wurde ein steinerner Torbogen sichtbar. Aus dem Nichts erschienen zwei wuchtige Säulen, die ein halbrundes Schlussstück trugen, das wie aus einem einzigen großen Felsblock gemeißelt aussah. An der höchsten Stelle des Bogens war eine fast mannsgroße, bronzefarbene Glocke aufgehängt, die mit Schriftzeichen von einer Art verziert war, wie sie Tarean noch nie zuvor gesehen hatte. Ein Klöppel, an dem ein geflochtenes Glockenseil befestigt war, lud dazu ein, sie zu schlagen.
    Halfbadur räusperte sich. »Ich glaube, wir haben gefunden, wonach wir gesucht haben.«

 
    13
    DER EWIGE WANDERER
    Die Glocke gab keinerlei Laut von sich, und das erschien nachgerade unmöglich, denn Tarean hatte den schweren Klöppel mit einem Schwung gegen den unteren Rand des bronzenen Klangkörpers geschlagen, der ihm selbst schon als zu viel des Guten vorgekommen war. Doch nicht einmal das Klingen von Metall auf Metall – ganz zu schweigen von einem vollen Glockenton – war zu hören. Verwirrt blickte der Junge seine Gefährten an.
    »Versuch es noch einmal«, riet ihm Iegi.
    Wieder zog Tarean an dem Glockenseil, wieder prallte der gut armdicke Klöppel gegen den Rand der Glocke, und wieder war nichts als völlige Stille die Folge. »Das ist doch unmöglich!« Tarean bückte sich leicht und warf einen Blick ins Innere des Glockenkörpers, aber er vermochte keinen offensichtlichen Grund zu erkennen, weswegen die Glocke schwieg. »Warum passiert nichts?« Er richtete sich wieder auf und wollte gerade ein drittes Mal energisch an dem Seil ziehen, als ihn ein Zwischenruf von Moosbeere innehalten ließ.
    »Halt! Du irrst dich!«
    Der Junge warf dem Irrlicht einen verwunderten Blick zu. »Was soll das heißen?«
    »Wir können nichts hören, wenn du die Glocke schlägst. Aber ich habe etwas gespürt. Die Glocke hallt in der Alten Macht nach. Beim ersten Mal ist es mir gar nicht aufgefallen, aber jetzt beim zweiten Mal ganz deutlich.«
    » Schlagt mir die Glocke , schrieb Questoi«, murmelte Janosthin. »Kann es sein, dass er sie hört, wo auch immer er sich befindet, wir aber nicht?«
    »Möglicherweise spürt er auch die Störungen in der Alten Macht«, mutmaßte Tarean und betrachtete die Glocke mit neuem Interesse. »Was für ein seltsames Instrument.«
    Halfbadur schnaubte. »Nun, wir werden nie erfahren, ob der alte Wirrkopf uns bemerkt hat oder nicht, wenn du die Glocke nicht ein drittes Mal schlägst. Also hau schon zu, Junge.«
    Tarean tat, wie ihm geheißen, und donnerte den Klöppel ein weiteres Mal lautlos gegen den Bronzekörper. Dabei horchte er in sich hinein, aber im Gegensatz zu Moosbeere konnte er keine Veränderung des befremdlichen Gefühls, das dieser Ort ohnehin bei ihm auslöste, bemerken. Er ließ das Seil los und wandte sich mit ergebener Miene ab. »Jetzt heißt es warten und hoffen.«
    Er hatte den Satz kaum beendet, da erschallte in seinem Rücken ein dröhnender Glockenton, dunkel und volltönend, der ihnen allen durch Mark und Bein ging. Erschrocken machte der Junge einen Satz nach vorn und drehte sich um. Obwohl sich der Klöppel in der Mitte der Glocke um keinen Fingerbreit gerührt hatte, zitterte der riesige Bronzekörper wie unter den

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