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Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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lehnte er jedoch ab. »Ich esse keine Tiere«, erklärte er.
    »Keine Tiere?« Tarean runzelte die Stirn. »Aber warum das nicht?«
    »Würdest du gerne von einem Drachen gefressen werden?«, erkundigte sich Questoi. Er war mittlerweile Tarean gegenüber ungefragt zur vertraulichen Anrede übergegangen.
    »Natürlich nicht.«
    »Also was lässt dich glauben, dass ein Hase oder ein Braunfelk gerne von dir gefressen würde?«
    Tarean öffnete verwirrt den Mund. »Aber wir Menschen essen nun mal Tiere. Wir jagen sie und essen sie dann. So war es immer.«
    Der Chronist beugte sich vor und hob die Augenbrauen. »Drachen haben auch schon immer Menschen gefressen … Nicht wahr, Loxli?« Die neben ihm liegende Echse quäkte zustimmend, und Questoi tätschelte ihr milde lächelnd den Kopf. Dafür, dass er allem Anschein nach blind war, vermochte er sich geradezu übernatürlich gut in seiner Umgebung zurechtzufinden. Tarean fragte sich, wie er dies bewerkstelligte. »Aber ich weiß, dass meine Reden bei Euch einfachen Gemütern auf taube Ohren stoßen«, fuhr der Gelehrte fort. »Also schweige ich einfach, und Ihr sprecht von nun an. Deswegen sitzen wir schließlich hier, wenn mich nicht alles täuscht. Ach, bezaubernde Iridala, ich hoffe, Euer süßer Zorn entschädigt mich für das, was ich mir hier anhören muss …«
    Tarean blickte auffordernd zu Janosthin hinüber.
    Der Sette nickte. »Vielleicht stelle ich mich kurz vor. Mein Name ist Janosthin Tiefenerz. Ich bin der Bewahrer des Kristalldrachensteins von Tiefgestein.«
    »Sehr erfreut, Questoi, wandernder Chronist, gelegentlicher Herzensbrecher und Souverän einiger unbedeutender kleiner Reiche im … äh … Süden, nein Osten.« Der Gelehrte hüstelte und wedelte den Versprecher mit einer Hand davon. »Fahrt bitte fort. Ich lausche Euch voller Spannung.«
    Langsam fragte sich Tarean, ob sie gerade einem Scharlatan auf den Leim gingen. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Questoi in den Diensten der Kristalldrachen stand. Andererseits musste er zugeben, dass dessen Fähigkeiten, so beiläufig er sie auch zur Schau stellte, beeindruckend waren. Von der Art zu reisen, wie der Chronist sie beherrschte, hatte der Junge noch nie zuvor gehört, und Questoi schien zumindest ansatzweise die gleiche Illusionsmagie zu beherrschen, wie sie auch Calvas zu Gebote gestanden hatte, der halb At Arthanoc hinter dem falschen Bild einer unüberwindlichen Schlucht verborgen hatte.
    Janosthin räusperte sich unterdessen und verlagerte das Gewicht ein wenig. »Vor ziemlich genau vier Wochen rief mich Kesrondaia und …«
    »Kesrondaia?«, unterbrach ihn Questoi aufgeregt. »Soll das heißen, sie ist zurückgekehrt?«
    »Ja, dieser Junge und seine Freunde haben sie gefunden und befreit. Wie auch die anderen Kristalldrachen, wie ich hinzufügen möchte.«
    Ein verblüffter Ausdruck trat auf die Miene des Chronisten. »Meine Treu, das lässt mich dich mit ganz anderen Augen sehen«, verkündete er an Tarean gerichtet. »Also wenn ich normale Augen hätte, will ich sagen. Wie war noch gleich dein Name, mein Junge?«
    »Wir hatten noch keine Gelegenheit, uns vorzustellen«, erwiderte dieser. »Mein Name ist Tarean. Ich bin der Sohn von …«
    »Ha! Sag es nicht. Ich weiß es. Anreon von Agialon – dem alten Schwerenöter. In jeder Stadt ein anderes Mädchen.«
    Tarean richtete sich empört auf. »Wovon sprecht Ihr?«
    »Oh, nein, warte.« Questoi kratzte sich am Kinn. »Anreon war dieser Heilige unter den Rittern. Leontir war der Schwerenöter. Mein Fehler. Die Jahre, du verstehst …« Er schenkte Tarean ein schiefes Lächeln. »Dennoch, gut gemacht, Tarean. Ich habe die alte Drachendame wahrlich vermisst. Überall habe ich nach ihr gesucht, nun, offensichtlich nicht überall, aber an genug Orten, die ich niemals wieder besuchen möchte, das kannst du mir glauben. Wo hast du sie gefunden?«
    »In einer verborgenen Höhle unter At Arthanoc, der Festung des Hexenmeisters Calvas.«
    Questoi schlug mit seinem Wanderstab auf den Boden. »Calvas? Dieser Unhold! Das hätte ich ihm nicht zugetraut, eine Kristalldrachin gefangen zu nehmen.«
    Loxli gab ein lang gezogenes Quäken von sich.
    »Ja, ich weiß, Loxli, du hast ihn nie gemocht. Ich auch nicht. Aber dass er etwas mit dem Verschwinden der Kristalldrachen zu tun gehabt haben könnte … So groß war seine Macht nicht.«
    »Er hatte Hilfe vom Herrn der Tiefe«, warf Iegi ein.
    »Vom Herrn der …?« Der Chronist schnappte nach Luft.

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