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Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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wirkte jedoch kürzer, weil er einen Katzenbuckel machte und den Kopf mit schwanenähnlicher Anmut hielt. Aus seinem schlanken Leib wuchsen vier grazile Beinchen, mit denen er federnd auf Halfbadur zuhopste. Sein in ein Federbüschel auslaufender Körper war grün wie Questois Beinkleider. Der Kopf allerdings wies eine rötliche Färbung auf und wurde von einem auffälligen Federkranz geziert, der sich auf dem Rücken des Drachen fortsetzte. Schwarze Augen, glänzend wie polierter Onyx, schauten neugierig aus dem echsenartigen Gesicht hervor.
    »He … äh … Loxli, wie geht es dir?« Der settische Ritter hob unbeholfen die Hand zum Gruß, als der gefiederte Drache vor ihm auf die Hinterbeine stieg und einen begeisterten Quäklaut von sich gab. Er begann in seiner Tasche zu kramen und beförderte ein paar Gebäckstücke hervor, die er der Echse zuwarf. Sie schnappte sie mit aufgeregtem Schmatzen mitten aus der Luft.
    »Und wen haben wir denn hier?«, fragte Questoi unterdessen, hob seinen Stab und deutete nacheinander auf die Anwesenden. »Ah, einen Setten, der nicht glauben mag, was er sieht. Einen Taijirin von edlem Geblüt. Ein Menschenjunge, vom Schicksal schwer beladen. Und … oha! Eine ewig junge Dame, deren Schönheit mich blenden würde, sähe ich sie mit den Augen eines gewöhnlichen Mannes. Ich fühle mich geehrt.« Er verbeugte sich theatralisch, und als Tarean sich umdrehte, sah er, dass Moosbeere, von Questois Erscheinen angelockt, zu ihnen zurückgekehrt war.
    Das noch immer vom Ausbruch der Alten Macht leicht berauschte Irrlicht verschwand verschämt hinter einem Vorhang aus Licht und kicherte.
    »Ihr müsst unbedingt eine Weile mit mir reisen, mein schönes Kind«, fuhr der Chronist eifrig fort. »Ich kenne die lauschigsten Gasthäuser von hier bis zu den Gestaden der Roten See und die schönsten Strände aller Domänen.«
    »Aller was?«, fragte Tarean.
    »Äh … oh, das tut nichts zur Sache, junger Freund. Schultert Ihr nur mal die Last Eures eigenen Schicksals, das genügt für ein sterbliches Leben, glaubt mir.«
    »Ich verstehe kein Wort«, bekannte der Junge kopfschüttelnd.
    »Tatsächlich?« Questoi machte ein erstauntes Gesicht. Dann legte er das obere Ende seines Wanderstabs ans Kinn und tippte gedankenverloren dagegen. Mit leicht schräg gelegtem Kopf murmelte er in drei oder vier verschiedenen Sprachen vor sich hin, dann wandte er sich wieder an den Jungen. »Das verwundert mich. Ihr beherrscht doch die Gemeinsprache der westlichen Reiche Endars, oder etwa nicht?«
    »Doch, ja, ich …«
    »Na also. Wo liegt dann das Problem? Rede ich zu schnell? Spreche ich undeutlich?«
    Tarean seufzte und warf Iegi einen hilflosen Blick zu.
    »Wollt Ihr nicht wissen, weswegen wir Euch gerufen haben?«, sprang der Freund in die Bresche.
    Questoi senkte seinen Stock wieder und nickte. »Ja, warum nicht? Jetzt, wo Ihr es erwähnt, wäre ich schon ein wenig neugierig. Immerhin habe ich für Euch die Prinzessin von Kanth stehen gelassen, und das wird sie mir übel nehmen, fürchte ich, denn wir befanden uns gerade vor dem Traualtar.« Er griff in seine Tasche, holte einen kleinen Beutel heraus und zog ein verschrumpeltes hellbraunes Etwas daraus hervor, das er sich in den Mund warf. »Nuss gefällig?«, fragte er kauend und hielt Tarean und Iegi den Beutel hin.
    »Nein, danke«, erwiderte Tarean, und auch der Taijirinprinz hob abwehrend die Hand.
    »Wie Ihr wollt. Dann sprecht also. Was kann ich für Euch tun?«
    »Das ist eine etwas längere Geschichte. Vielleicht suchen wir uns besser einen Rastplatz für die Nacht, entzünden ein Feuer, essen einen Happen und reden dann«, sagte Tarean.
    »Nichts lieber als das. Geht voraus, ich folge hinterdrein.« Questoi wandte sich halb um und klopfte mit seinem Stab gegen die linke der beiden Steinsäulen. Sofort fing der Torbogen mit der riesigen Glocke an zu verblassen, und nach wenigen Herzschlägen war er wieder spurlos verschwunden. »Wir wollen ja nicht, dass irgendjemand damit Unfug treibt, nicht wahr?«, sagte der Chronist lächelnd, der in Tareans Augen ein recht seltsamer Gelehrter war.
    Sie wanderten etwa eine Meile am Ufer des Gebirgsbaches entlang, bis sie eine Baumgruppe erreichten, die unweit des Wassers am Fuß einer Bergwiese stand. Janosthin sorgte rasch für ein kleines Lagerfeuer, anschließend holten sie ihren Proviant hervor und teilten diesen mit Questoi. Brot und Käse nahm der Gelehrte gerne an, die Hartwurst, die Tarean ihm hinhielt,

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