Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts
Augen geschlossen hatte. Gelegentlich zuckte ein Ohr der Großkatze. Haffta hatte sich ein paar Schritte weiter zusammengerollt.
Eigentlich hatten sie sich darauf geeinigt, auf eine Nachtwache zu verzichten, denn die Sinne des Catarrs waren scharf genug, sie selbst im Schlaf vor jeder Bedrohung zu warnen, die sich ihnen nähern mochte. Daher überraschte es die Albin ein wenig, die hünenhafte Gestalt Bromms zu sehen, der mit dem Rücken zu ihr am Lagerfeuer hockte.
Lautlos rollte sie sich herum und kroch zu ihm hinüber.
Grinjah stieß ein leises Schnaufen aus und hob den Kopf. Als der Catarr sah, dass es nur Auril war, die seinen Schlaf störte, riss er in einem gewaltigen Gähnen das Maul auf, blinzelte dann zweimal träge und entschwand wieder im Reich der Träume.
»Kannst du nicht schlafen?«, fragte die Albin, als sie sich neben ihrem bepelzten Gefährten niederließ.
»Nein«, brummte Bromm leise.
»Was ist los?«
Der Werbär wandte ihr den schweren Schädel zu. Er wirkte bedrückt. »Ich muss immerzu an meinen dunklen Zwilling denken, der in Gongathar sitzt und vielleicht für den Tod von Tausenden Unschuldigen verantwortlich ist.«
Auril spürte, wie ihr Herz für einen Moment aus dem Takt geriet. »Du hast unser Gespräch mitbekommen.«
Bromm nickte bekümmert. »Ich wollte nicht, dass ihr es merkt. Was nützt es schon, wenn ihr euch schlecht fühlt, weil ich mich schlecht fühle? Ändern können wir alle nichts an dem, was passiert ist.«
»Ach, Bromm …« Mitfühlend legte ihm die Albin eine Hand auf den Arm. »Du dummer, tapferer Kerl.«
Der Bär schenkte ihr ein schwaches Lächeln und drückte mit seiner riesigen Pranke ganz vorsichtig ihre Hand. »Es geht schon«, versicherte er ihr. »Ich rede mir immer wieder ein, dass ich nicht er bin und dass mehr vom dämonischen Einfluss des Grimmwolfs in diesem Geschöpf steckt als von mir. Nichtsdestoweniger werde ich alles daransetzen, ihn zu stoppen. Das habe ich geschworen, als ich noch gar nicht sicher war, ob es einen dunklen Widerpart von mir gibt, und das schwöre ich jetzt umso mehr.«
»Ja«, pflichtete ihm Auril mit einem entschlossenen Nicken bei. »Wir werden ihn aufhalten. Wir können die Vergangenheit nicht ungeschehen machen. Aber wir können und werden dafür sorgen, dass dieses Ungeheuer nicht unsere Zukunft zerstört.«
Zwei Tage später trafen Auril und die anderen Hattson wieder. In der Zwischenzeit hatten sie Jaakens Bruch erreicht, ein kleines Dorf am oberen Ende einer Klamm. Dort hatten sie ihre Vorräte aufgefrischt und danach eine Nacht und den Großteil eines Tages einfach gewartet, ein Zustand, der vor allem Auril furchtbar unruhig machte, und auch ihrer Mutter schien das Nichtstun zuwider zu sein, zumal ihnen nun noch mehr als zuvor die Zeit im Nacken saß.
Als Hattson eintraf – zu Pferde und mit einem großen Bündel auf dem Rücken –, kam er allein. Jeldreth war nicht bei ihm. »Er schickt Euch seine Grüße, Zaeena, und wünscht uns viel Erfolg auf unserer Reise, aber er kann und will seinen Clan in diesen Tagen der Verfolgung durch Mardric und seine Schergen nicht im Stich lassen. Ich kann es ihm nicht verdenken.« In den Augen des grauhaarigen Ritters stand leichte Wehmut.
Die Trennung von seiner Familie kann ihm nicht leichtgefallen sein , fuhr es Auril durch den Sinn, und sie dachte an das Gespräch, das sie am vorletzten Abend mit ihrer Mutter geführt hatte.
Obwohl Zaeena offensichtlich nicht erfreut über diese Nachricht war, sagte sie nichts, denn es hätte ohnehin nichts mehr ändern können. Sie mussten ohne die Hilfe des rûnländischen Kristalldrachenritters auskommen.
In den verbleibenden Stunden bis zum Einbruch der Dunkelheit legten sie die letzten Meilen zu den östlichen Ausläufern der Wolkenberge zurück. Dort rasteten sie. Am nächsten Morgen erwachte Auril, nur um zu ihrem Erstaunen zu sehen, dass Hattson sich von ihrer Mutter das verfilzte Haar abschneiden ließ. Anschließend kürzte er auch seinen Bart zu soldatischer Strenge. Danach legte er die übereinandergetragenen Kleiderfetzen ab, und darunter kam das gesteppte Gewand eines Ritters zum Vorschein. Hattson öffnete das dicke Bündel, das er den ganzen gestrigen Tag mit sich herumgetragen hatte. Darin befanden sich ein mit Metallschuppen verstärkter Lederharnisch, verzierte, lederne Armschienen und der blauweiße Waffenrock eines Kristalldrachenritters. All dies legte der Ritter mit beinahe rituellem Ernst an.
Anschließend nahm
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