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Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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uns nichts vor, Auril. Ich erinnere mich an zwölf Sommer meines Lebens. Davor werden vielleicht noch zwei oder drei gelegen haben. Dann wäre ich jetzt also vierzehn oder fünfzehn Jahre alt. Aber ich bin kein Kind mehr, nicht einmal ein Jungspund wie Tarean oder du.« Er schüttelte das schwere Bärenhaupt. »Ich habe keine Vorstellung davon, wie alt meine Art wird. Ich habe nie jemanden getroffen, der wie ich ist.«
    »Nun, jedenfalls hast du dich in den Jahren, in denen wir uns kennen, kein bisschen verändert«, sagte die Albin bestimmt. »Du hast kein graues Haar im Pelz bekommen. Und so wird es auch bleiben, hast du verstanden?«
    »Ich gebe mir Mühe«, antwortete der Werbär und rempelte Auril freundschaftlich mit der Schulter an.
    Am späten Nachmittag des vierten Tages überquerten sie einen Pass zwischen zwei imposanten Felsrücken, und auf einmal lag Nyrdheim vor ihnen. Die Burg thronte auf einer einsamen Bergspitze am oberen Ende eines nach Süden abfallenden Tales, das zwischen zwei hohen Bergketten verlief. Die riesenhafte Festung war aus dem hellen Gestein der Wolkenberge erbaut, und die Strahlen der Sommersonne brachten die zahlreichen Türme regelrecht zum Glänzen. Die Folge war, dass die Burg wie von einer Aura umgeben schien, die ihr etwas beinahe Unwirkliches verlieh. Auril hatte in ihrem Leben schon einige eindrucksvolle Bollwerke gesehen – Cayvallon, die Ordensburg der Kristalldrachen in Agialon, At Arthanoc –, und Nyrdheim musste sich vor keinem von diesen verstecken.
    Bis zum Abend hatten sie die Talsenke erreicht und entdeckten dort die Überreste einer uralten Straße, die zu der Burg hinführte und einst Fuhrwerken und Kutschen eine halbwegs bequeme Passage durch die Berge geboten hatte. Mittlerweile war sie aber so verfallen, dass der Weg nach Nyrdheim nur noch von Reisenden zu Fuß oder auf dem Rücken eines Reittiers zu bewältigen war. Mit dem Einbruch der Dunkelheit hielt der nächtliche Nebel in das Tal Einzug, und die Straße wand sich in so abenteuerlichen Kurven den Hang hinauf, dass Hattson sich dagegen aussprach weiterzureiten. Also schlugen sie ihr Lager auf, um den nächsten Morgen zu erwarten.
    Es war kalt und feucht, und das Feuer, das sie aus dem wenigen vorhandenen Holz entzündet hatten, schwelte eher, als dass es brannte. Auril war froh, sich an Bromms Rücken lehnen zu können, denn auch wenn der Pelz des Bären in der klammen Luft leicht müffelte, strahlte sein Körper zumindest eine Wärme aus, die diesem Ort ansonsten vollständig fehlte.
    »Was wisst Ihr über Nyrdheim, Hattson? Woher kennt Ihr die Burg?«, fragte die Albin den breganorischen Ritter, der ihr gegenübersaß und mit einem Messer Stücke von einer dünnen, langen Hartwurst abschnitt, um sie zu verspeisen.
    »Ich kann Euch nicht viel darüber berichten«, erwiderte dieser. »Ich gehörte mit Lord Brahe und Ritter Anreon zu dem kleinen Kreis von Ordensrittern, die zusammen mit den Gelehrten der Stammfeste unter Bruder Lanfert nach Möglichkeiten suchten, Calvas’ dämonischen Heerführer, den Grimmwolf, zu besiegen. Wir wälzten viele alte Schriften, die sich mit der Beschwörung und Bannung von Dämonen beschäftigten, einer Kunst, die vor einigen Hundert Jahren noch verbreiteter war als heute. Doch die meisten Quellen waren lückenhaft, und der Grimmwolf wurde in ihnen nicht erwähnt. Dann tauchte Lanfert eines Morgens auf und brachte uns ein Buch über den Machterfüllten Orden des Silbernen Kreises. Er sagte, er habe nach seiner Abendlektüre im Buch der Offenbarungen, das der Prophet Indric auf Geheiß der Göttin Indra geschrieben haben soll, eine Vision gehabt, wie von den Dreigöttern selbst geschickt. Dadurch habe er erkannt, dass wir unsere Suche falsch angegangen seien. Statt in den Archiven eines Ordens wie des unseren, der sich stets vom Umgang mit Dämonen ferngehalten hatte, nach Schriften zur Bannung dieser Ungeheuer zu suchen, sollten wir doch lieber nach einem Ort Ausschau halten, an dem wir Bücher finden könnten, die uns weiterhelfen. Dieser Ort war in seinen Augen die Stammburg des Silbernen Kreises.«
    »Ich habe noch nie von einem Orden des Silbernen Kreises gehört«, sagte Auril.
    »Es gibt ihn auch schon lange nicht mehr. Aber zur Zeit des Agialonischen Reiches war der Machterfüllte Orden des Silbernen Kreises eine ebenso geheimnisvolle wie einflussreiche Vereinigung von Zauberern und Gelehrten, die sich der Erforschung der Mysterien unserer Welt und aller anderen

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