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Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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aufs Hauptdeck hinabfallen. »Bromm!«, schrie sie. »Wir haben Tarean verloren!«
    Hinter ihr tauchte der Werbär aus der Kajüte auf. Binnen eines Herzschlags war sein braunes Fell völlig durchnässt. »Wo? Was?«, brüllte er, während er sich mit wilder Miene umschaute.
    »Er ist über Bord gegangen«, rief die Albin.
    »Tarean!« Mit einem gellenden Schrei jagte Moosbeere an Bromm vorbei und verschwand im brodelnden Chaos des Unwetters.
    »Bromm, mach das Beiboot klar«, befahl Auril. »Ich hole Esdurial.« Die Albin rannte drei Schritte auf den Dunkelgeist zu, der noch immer leicht verwirrt an der Stelle der Backbordreling stand, wo er soeben den Jungen in seine tödliche Umarmung genommen hatte. Mit einem waghalsigen Hechtsprung warf sie sich nach vorn, ergriff Esdurial, das weiß brennend zu Füßen des Phantoms lag, rollte sich ab und zog die machterfüllte Klinge quer durch den schwarzen Leib. Eine klaffende Lücke erschien mitten im Körper des Dunkelgeists und ließ diesen schwanken.
    Auril wartete nicht ab, ob sie das Ungeheuer damit wirklich außer Gefecht gesetzt hatte oder nicht, sondern hetzte zur anderen Seite des Schiffes, wo der Werbär mittlerweile das kleine Ruderboot regelrecht aus der Verankerung gerissen hatte. Er hielt es auf der Reling fest, als Auril hineinsprang. Dann gab er ihm einen Stoß und setzte selbst hinterher. Mit einem Platschen landeten sie im Wasser.
    »Seid Ihr des Wahnsinns?«, brüllte ihnen Gorrion nach. »Ich kann die Sturmbraut nicht wenden! Das ist Euer Verderben!«
    »Wir schaffen es schon!«, schrie Auril zurück. »Wir sehen uns in Bristaja wieder!«
    Eine haushohe Welle trennte das Ruderboot von dem Einmaster und beendete das Gespräch.
    »Ganz blöde Idee«, grollte Bromm neben ihr, der ungelenk versuchte, die Ruder an sich zu nehmen und ihrem Gefährt eine bestimmte Richtung zu geben.
    »Was sollte ich machen? Wir können Tarean nicht zurücklassen!«
    »Und wie willst du ihn in diesem Chaos finden?«
    Auril wischte sich mit einer Hand das Wasser aus den Augen und starrte angestrengt in die Finsternis. Ihr Boot tanzte auf den schäumenden Wellenkämmen, und der vom Sturm beinahe waagerecht übers Meer gepeitschte Regen nahm ihnen jede Sicht. »Tarean!«, schrie sie in das Unwetter hinaus. »Moosbeere! Wo seid ihr?« Doch ihre Worte gingen im Rauschen der aufgewühlten See und im Brausen des Windes verloren. Bromm hat recht , erkannte sie. Was habe ich mir nur gedacht?
    Auf einmal tauchte in einem Wellental eine goldene Lichtkugel auf. Auril stieß Bromm an, der ihr gegenübersaß und sich ohne sichtbaren Erfolg in die Riemen legte. »Schau! Da ist Moosb…« Der Rest des Satzes blieb ihr im Halse stecken, als die strahlende Erscheinung, die sich ihnen näherte, immer größer wurde.
    Der Werbär drehte sich um und stieß ein verblüfftes Keuchen aus. »Aber das … das ist unmöglich.«
    Stumm schauten die beiden Gefährten zu, wie der mehr als zwei Schritt durchmessende Lichtball über ihrem Boot anhielt und dann vorsichtig herabsank.
    »Moosbeere?«, rief Auril ungläubig.
    »Helft mir mit Tarean. Er ist kaum bei Bewusstsein«, drang eine ungewohnt wohlklingende Stimme aus dem Leuchten, die so gar nicht Moosbeeres sonstigem Zwitschern ähnelte. Allein der drängende Tonfall erinnerte an das Irrlicht. Das Leuchten ließ etwas nach, und die Albin und der Werbär erblickten zu ihrer völligen Fassungslosigkeit eine menschengroße Frau mit langem blondem Haar und strahlend blauen Augen, die ein kurzes Gewand trug, das aussah, als sei es aus feinstem goldenem Gespinst gewoben. Ihr ganzer schlanker Körper glühte in sanftem Licht, und auf ihrem Rücken bewegten sich zwei durchscheinende Flügel schneller, als dass man sie mit bloßem Auge hätte erkennen können. In ihren Armen hing der triefende Junge.
    Auril überwand als Erste ihre Überraschung, schob sich vorsichtig ins Heck des Bootes und nahm Tarean entgegen, als das Irrlicht ihn herabgleiten ließ. Als sie ihn in eine sitzende Position hob, schlug er die Augen auf, würgte Wasser hervor und hustete. »Wo bin ich?«, fragte er krächzend.
    »In einem Ruderboot«, erklärte ihm die Albin. »Und Moosbeere … hat dich gerettet.« Sie blickte auf, und ihre Augen suchten das machterfüllte Geschöpf.
    Moosbeere schenkte ihr ein mildes Lächeln, während ihre Augen mit liebevollem Blick zu Tarean glitten. Sie wirkte völlig anders als das faustgroße, quirlige Irrlicht, das die Albin und der Werbär bislang

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