Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts
gekannt hatten – weiser und unendlich viel älter, so als gehöre sie eher an die Seite der Kristalldrachen statt an die einer Handvoll Angehöriger der jungen Völker. Im nächsten Moment gab es einen kurzen Blitz, und ihre Gefährtin hatte wieder ihre altbekannte Gestalt angenommen.
»Wie hast du das gemacht?«, fragte Auril.
»Ich bin ein Geschöpf der Alten Macht«, antwortete Moosbeere, während sie um sie herum und an Tareans Seite huschte. »Ich vermag einiges, wovon du nichts weißt.«
»Das war nicht nett, dass du uns das verheimlicht hast«, bemerkte Bromm.
»Ich hätte es euch auch noch länger verheimlicht, wenn Tarean nicht in Lebensgefahr gewesen wäre«, verkündete das Irrlicht. »Aber ich musste ihn retten, und es ging nicht anders. Und jetzt will ich nicht mehr darüber sprechen!«
Bromm und Auril warfen sich einen raschen Blick zu.
»Na schön, zusammen sind wir nun wieder«, brummte der Bär. »Aber das hilft uns nicht sonderlich weiter. Wenn uns dieser Sturm nicht umbringt, werden wir mit Sicherheit in den nächsten Tagen verhungern – so allein auf weiter See.«
»Ich denke nicht«, widersprach ihm Moosbeere, nun wieder fröhlich.
»Was führt dich zu der Annahme?«, wollte Auril wissen. »Hast du noch mehr geheime Kräfte, von denen wir nichts wissen?«
Das Irrlicht grinste. »Wenn ich dir das verraten würde, wären sie ja nicht mehr geheim, oder? Aber das meine ich gar nicht. Ich habe auf dem Weg hierher einen neuen Freund kennengelernt. Er hat Tarean vor dem Dunkelgeist gerettet.«
»Jemand hat Tarean vor dem Dunkelgeist gerettet?«, echote Auril verwirrt.
»Ganz richtig. Hier kommt er. Ihr braucht nicht zu erschrecken. Er sieht etwas furchteinflößend aus, aber er ist sehr nett.«
»Wovon redest du überhaupt?«, fragte Auril.
»Davon.« Moosbeere deutete hinter sie.
Die Albin und der Werbär drehten sich um – und schrien beide gleichzeitig auf.
Ein riesenhaftes Maul klaffte direkt hinter ihnen auf, stülpte sich über sie und verschlang das Boot mitsamt seinen vier Insassen.
Auf der Ebene vor Gongathar wurde die Schlacht mit unverminderter Härte fortgeführt. Es war Jaular tatsächlich gelungen, sich buchstäblich durch die Reihen der Kazzach zu schlagen und den Weg zurück zu seinen eigenen Truppen zu finden. Wuffzak hatte er auf dem Weg dorthin allerdings verloren. Ob der ehemalige Söldner tot oder einfach nur in eine andere Richtung abgedrängt worden war, vermochte er nicht zu sagen. Von einem Moment zum anderen war er jedenfalls von Jaulars Seite verschwunden gewesen, und der General hatte zu sehr um sein eigenes Leben kämpfen müssen, als dass er sich um den Verbleib des tolldreisten Flugschiffkapitäns hätte kümmern können.
Nun stand er wieder an der Seite von Belhuir hinter den Schlachtreihen. Doch das bedeutete keineswegs, dass er in Sicherheit war. Das Heer des Feindes, das zu Jaulars Zorn und Grauen mittlerweile aus mindestens ebenso vielen nondurischen Kriegern wie aus Kazzach bestand, drängte sie unerbittlich zurück. All ihre Brandschiffe waren verbraucht, alle alchemistischen Ladungen verschossen. Jetzt hieß es Mann gegen Mann – und im Gegensatz zu Jaulars Gefolgsleuten verspürten die Toten aus Gongathar keine Furcht und keinen Schmerz.
Über ihren Köpfen sah es nicht besser aus. Die wenigen Flugschiffe, die verblieben waren, flogen verzweifelte Störmanöver, doch wieder und wieder wurden sie von den Flammenstrahlen oder den massigen Leibern der Glutlanddrachen erfasst und stürzten qualmend oder zerschmettert zur Erde. Sechs der riesigen Monstren waren im Kampf gegen die Kristalldrachen und die Nondurier gefallen. Doch auch vier der majestätischen weißen Drachen lagen leblos auf dem Schlachtfeld, und die Berge ihrer gepanzerten Leiber waren von einem Feld aus Flugschifftrümmern umgeben.
Die Verbliebenen kämpften mit einer Wildheit, die den Himmel über Gongathar erbeben ließ. Jeder andere Gegner wäre von der Gewalt ihrer Angriffe in die Knie gezwungen worden. Aber die Schatten aus Gongathar hielten nicht nur stand, sie gewannen sogar immer mehr an Boden. Jedem gesunden Verstand spottende Kolosse aus Gestalt gewordener Schwärze hatten sich aus den Straßenschluchten hervorgeschoben und streckten ihre furchtbar schlingernden Arme in alle Himmelsrichtungen aus. Jaulars Eingeweide verkrampften sich, wenn er nur einen flüchtigen Blick auf sie warf.
Wir werden es nicht schaffen , dachte der General mit einem seltsamen Gefühl der
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