Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts
vom Griff der Waffe auf die runenverzierte Klinge übersprang, noch sah er die züngelnden Flammen, die lautlos ihren Weg zur Spitze suchten. Die gleißende Welle aus Licht, die sich sprunghaft um ihn herum ausbreitete, während die Klinge fauchend zum Leben erwachte, blendete ihn für einen Moment. Als er die bunten Flecken vor seinen Augen vertrieben hatte, sah er, dass Esdurial den Dunkelgeist zumindest um einige Schritt zurückgetrieben hatte.
»Flynx! Hilf mir!«, brüllte Granpa mit heiserer Stimme, und der Junge kam aus der offenen Kajüte gehastet, um gemeinsam mit dem Alten ihren Kameraden zum Heck zu ziehen.
Zitternd vor Anspannung rückte Tarean vor. Die Welt um ihn wankte und schlingerte, und ein Vorhang aus Regen schlug ihm ins Gesicht. Mit einer Hand klammerte er sich an das Tauwerk des Mastes, mit der anderen hielt er Esdurial vor sich in die Luft, die in weißem Drachenfeuer brennende Klinge auf die Gestalt gewordene Schwärze gerichtet, die sich am Bug von dem unerwarteten Angriff erholte.
Der Dunkelgeist wartete nicht, bis der Junge heran war, sondern stakste unbeeindruckt von dem schwankenden Deck und den auf sie herabstürzenden Wassermassen langsam näher. Einer seiner Arme schoss nach vorn und dehnte sich zu unmöglicher Länge.
Tarean ließ das Tau los und wich durch eine Drehung zur Seite aus. Durch seinen Körper brandete eine Hitzewelle, die in seiner rechten Hand endete. Furcht und Zorn schlugen über seinem Kopf zusammen. Mit aller Kraft hackte er auf den zustoßenden Schattenarm ein. Widerstandslos fuhr Esdurials flammende Klinge durch diesen hindurch und löste ihn in einer Wolke schwarzen Dunstes auf.
Der Dunkelgeist prallte zurück, und Tarean machte seinen Gefühlen mit einem wilden Schrei Luft. Die Alte Macht! Sie ist mit mir! , dachte er voller Begeisterung.
Im nächsten Moment traf ihn ein weiterer Brecher, warf seinen ungesicherten Leib zu Boden und ließ ihn quer übers Deck schlittern. Prustend kam er wieder auf die Knie. Das Salzwasser brannte in seinen Augen, einige Herzschläge lang konnte er gar nichts sehen.
»Tarean! Hinter dir!« Der gellende Schrei Moosbeeres ließ ihn herumfahren. Eine schwarze Masse raste auf ihn zu, und zwei fahlweiße Lichtpunkte funkelten ihn hasserfüllt an. Es gelang ihm gerade noch, sein Schwert zu heben, dann hatte der Dunkelgeist ihn erreicht und umfing ihn mit seinem ganzen schattenhaften Körper. Eine eisige Kälte breitete sich in Tarean aus und löschte die Hitze der Alten Macht aus. Ächzend fiel er wieder auf die vom Seewasser überspülten Planken des Decks zurück. Moosbeere … Hilf mir , flehte er lautlos.
In diesem Moment traf ein gewaltiger Schlag die Sturmbraut . Tarean fühlte sich emporgerissen und durch die Luft geschleudert. Im nächsten Augenblick spürte er, wie er in etwas Kaltes, Nasses eintauchte, und dann schlossen sich die Fluten des Meeres über ihm. Dunkelheit umfing ihn, und das Toben des Unwetters schien für einen Moment so fern, als habe es überhaupt nichts mit ihm zu tun. Ein Brausen und Rauschen erfüllte seine Ohren, und als er den Mund aufriss, um zu schreien, wurde der Laut von Meerwasser erstickt, das seine Kehle füllte.
Ich bin über Bord gegangen! Panisch fing Tarean an, mit Armen und Beinen zu strampeln. Dabei presste er verzweifelt die Lippen aufeinander, obwohl seine Lungen danach lechzten, einen tiefen Atemzug zu machen. Er wusste nicht mehr, wo oben und unten war. Seine Kleider wurden immer schwerer, seine Bewegungen schwächer. Er spürte, dass ihm sein Bewusstsein zu entgleiten drohte.
Ein winziger Stern schlug neben ihm im Wasser ein, und von einem Lidschlag zum anderen war er in eine Kugel aus goldenem Licht gehüllt. Schlanke Arme umfassten ihn und zogen ihn an einen wundervoll warmen Körper heran. »Keine Angst«, vernahm er Moosbeeres Stimme an seinem Ohr. »Ich habe dich.«
Auril stieß einen alles andere als damenhaften Fluch aus, als sie das riesige Ungetüm sah, das aus der Dunkelheit der brodelnden See auftauchte und mit einem furchtbaren Schlag den Rumpf der Sturmbraut rammte. Das Schiff bäumte sich auf wie ein Pferd, das von einer Kriegslanze in die Brust getroffen worden war. Mit entsetzter Miene musste die Albin mit ansehen, wie Tarean von dem Aufprall in die Luft gehoben und über Bord geschleudert wurde.
»Dämonen der Dunkelreiche!«, entfuhr es Gorrion.
Mehr bekam Auril nicht mit, denn ohne nachzudenken, flankte sie über das Geländer des Achterdecks und ließ sich
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