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Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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einem großen, geschlossenen Raum. »Ich, das Erste Licht, habe genug gesehen und gehört. Ihr dürft eintreten.«
    Im nächsten Moment verschwammen die Körper des kleinen Mannes und des Arkonten. Sie wurden zu hellen Lichtflecken, die lautlos zusammenflossen und anschließend schnell wie der Wind über den Nebelsee huschten, bevor sie in der muschelartigen Steinformation verschwanden.
    Tarean starrte der Erscheinung mit offenem Mund nach. Zweimal versuchte er, einen sinnvollen Satz zu bilden, beide Male versagte er. Schließlich gelang es ihm doch, sich zu sammeln, und er wandte sich Auril zu. »Woher wusstest du, dass Estiotelos hinter alldem steckt – oder vielmehr das Erste Licht in Gestalt dieses kleinen Burschen?«
    »Ich wusste es nicht«, gab die Albin zu. »Aber ich hatte so ein Gefühl.«
    »Ich auch«, verkündete Moosbeere. »Was denkt ihr, warum ich mich als Opfer angeboten habe? Ich war mir sicher, dass mir der Arkont nichts antun würde. Schließlich sind wir doch Geschwister – irgendwie.«
    »Da siehst du es, Tarean«, sagte Bromm und gluckste. »Wir können von unseren Frauen noch viel lernen.«
    Auril klopfte ihrem Gefährten schmunzelnd auf den Arm. »Aber es war sehr ritterlich von euch, für Moosbeere in die Bresche zu springen, keine Frage.« Sie wies mit einem Kopfnicken auf das Sanktuarium des Ersten Lichts. »Kommt. Wir wollen unsere Gastgeberin nicht länger warten lassen.«
    Zu viert durchquerten sie die weißen Schwaden des Sees und traten ins Innere des Felsens.
    Es war wie vor den Toren von At Arthanoc, nur schlimmer. Wieder befand sich Haffta inmitten einer gewaltigen Schlacht, wieder war sie gezwungen zu töten, um selbst zu leben – und wieder hatte sie furchtbare Angst.
    Sie war eine Schande für ihre Sippe gewesen, das wusste sie. Zu zaghaft, hatte man sie genannt, zu verweichlicht. Es fehlte ihr der Blutdurst, mit dem jeder gute Grawl geboren wurde. Sie war nie bereit gewesen, sich ihren Rang in der Sippe zu erkämpfen. Und nur, weil ihr Gefährte, der seine Schwäche für ihre Sanftheit wohlweislich verborgen hatte, ein echter Krieger gewesen war und sie ihm starke Nachkommen geschenkt hatte, war sie von der Sippe angenommen worden.
    Doch Zaghaftigkeit und Sanftheit würden sie an diesem Tag umbringen. Im Schatten der Türme von Gongathar wurde das buchstäblich letzte Gefecht zwischen Licht und Dunkelheit ausgetragen, ein vieltausendköpfiger Reigen des Tötens und Sterbens, aus dem nur die Tänzer mit dem größten Geschick oder dem meisten Glück lebendig hervorgehen würden. Haffta glaubte, dass sie weder mit dem einen noch dem anderen in ausreichendem Maße gesegnet war.
    Schon der Krieg gegen die westlichen Reiche war furchtbar für sie gewesen. Der Anführer und die Krieger ihrer Sippe waren dem Zauber des Grimmwolfs verfallen und hatten Calvas die Treue geschworen. Wie Tausende andere waren sie aus dem Osten gekommen, um die Lande der leicht zu unterwerfenden Nackthäute zu erobern und für sich – oder vielmehr ihren dunklen Herrn – in Besitz zu nehmen. Haffta hatte nicht die Kraft gehabt, sich alldem zu widersetzen. Also hatte sie gekämpft und gemordet, in Astria, Undur und vor den Toren von At Arthanoc. Und sie hatte sich jeden Tag davor gefürchtet, ihren Gefährten zu verlieren, der ihr einziger Halt in einer Welt von Grausamkeit und Leid gewesen war.
    Ich wünschte, du wärst hier, mein starkes Herz, um mich zu beschützen. Aber ich habe deinen Tod nicht verhindern können – weder deinen noch den unserer Junglinge und meiner Brüder , dachte sie, während sie mit eingezogenem Kopf neben Halfbadur und Janosthin herrannte und den von Tarean vermachten Drachenstab an die Brust presste, als wäre er das Wertvollste, was sie besaß.
    Es wirkte wie ein grausamer Scherz des Schicksals, dass ausgerechnet sie und ihre Sippe, nachdem sie Jahre voller Kämpfe unbeschadet überstanden hatten, dem Geist von Calvas über den Weg laufen und erneut in seinen Bann geraten sollten. Ein letztes Mal hatte er sie für seine Zwecke missbraucht, nur um sie und eine rivalisierende Sippe anschließend freizugeben und zuzulassen, dass sie sich in einem lächerlichen Geplänkel gegenseitig umbrachten – die letzten Opfer, die der Hexenmeister Hafftas Volk abverlangen sollte. Und ich habe allein deshalb überlebt, weil ich feige war … weil ich mich versteckt habe, als die anderen dem Blutrausch verfielen.
    In diesem Moment hatte Haffta gelernt, was Hass war. Sie hatte angefangen,

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