Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts
aufhielten.«
»Tatsächlich«, staunte Bromm. »Ich erinnere mich an dieses fatale Tor, durch das der Hexer in Gestalt des Kazzachpriesters mit seinem Flugschiff kam.«
»Und die Geschichte wiederholt sich!«, knurrte Auril und deutete auf den Obelisken.
Unweit der Steinsäule, auf einigen flachen Stufen, die zu dem Portal in der Hauswand führten, hatte sich eine Horde Kazzach versammelt, die in befremdlicher Lautlosigkeit auf zwei Gestalten eindrang, die sich Waffen schwingend gegen sie verteidigten, während eine dritte, größere am Fuß des runenverzierten Artefakts stand und mit beiden Armen dagegenzudrücken schien. Einer der beiden Kämpfer hielt eine Stangenwaffe in der Hand, deren Spitze hell leuchtete. Das tanzende Licht, das ihre Aufmerksamkeit erregt hatte, war in Wirklichkeit das Wirbeln und Zuschlagen der Waffe in der Hand ihres Trägers.
Tarean fluchte. »Dreigötter, das ist doch Haffta mit meinem Drachenstab! Wir müssen ihr helfen!«
Auril nickte und zog ihre Schwerter. »Tarean, du bleibst in Deckung und beschützt Moosbeere. Bromm und ich kümmern uns darum.«
Ohne die Antwort des Jungen abzuwarten, stürmte die Albin los, und der Werbär rannte ihr hinterher. Alles in Tarean drängte danach, Auril ebenfalls nachzulaufen, aber das Gewicht in seinen Armen erinnerte ihn daran, wo seine Pflichten lagen. Sein Beistand wäre indes auch gar nicht notwendig gewesen, denn Haffta und der fremde Krieger erwehrten sich der Kazzach mit geradezu staunenswertem Geschick. Vor allem die Wolflingfrau mit dem Drachenstab fällte einen Gegner nach dem anderen und schien dabei stets nur einen gezielten Hieb zu benötigen. Als obendrein Auril und Bromm in den Kampf eingriffen, war dieser binnen Augenblicken vorbei. Die toten Schergen des Feindes hatten dem Zorn der Gefährten wenig entgegenzusetzen.
Nachdem der ungleiche Kampf entschieden war, gesellte sich der Junge mit dem Irrlicht rasch zu den anderen. Moosbeere stöhnte leise und murmelte Worte in einer ihm unbekannten Sprache. Er wusste nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war. Es fiel ihm allerdings auf, dass ihre Unruhe größer wurde, je weiter er sich dem riesigen Obelisken näherte.
»Tarean, Bromm, Auril – wo kommt ihr denn her?«, rief die Grawlfrau freudig überrascht. Dann fügte sie mit einem Blick auf die bewusstlose Frau in Tareans Armen hinzu: »Und wer ist das?«
Der Junge betrachtete seine geflügelte Gefährtin. Die Lichterscheinungen huschten nun schneller und unregelmäßiger über ihren zerbrechlich wirkenden Leib, und sie bewegte sich unruhig, als läge sie in einem Fiebertraum. »Moos…«, setzte er an, hielt aber sofort inne und verbesserte: »Das Erste Licht.«
Haffta stieß ein entgeistertes Japsen aus. » Das ist das Erste Licht?«
»Nun ja, nicht ganz. Es ist eine Verkörperung des Ersten Lichts, eine fleischliche Form, die es nach unserer Begegnung auf der Insel ohne Namen angenommen hat, um uns in unsere Welt zu begleiten und zu helfen, die Schatten zu bezwingen.«
Die Grawlfrau legte den Kopf schief. »Ich nehme an, es sollte nicht in diesem Zustand sein.«
»Nein, sollte es nicht«, bestätigte Tarean düster. »Es sollte nach dem Übertritt nur kurz ohnmächtig und mittlerweile längst erwacht sein. Aber irgendetwas hindert es daran.«
»Obelisk«, meldete sich der größere von Hafftas Begleitern mit mahlender Stimme zu Wort. Für einen Augenblick dachte Tarean, Kiesel wäre aus den Grauen Bergen nach Süden gewandert, um sich ihnen anzuschließen. Doch das tatendurstige Leuchten in den Augen des grauen Riesen rief eine andere Erinnerung wach.
»Tâch’thurt, bist du das?«
»Ja.«
»Und mein Name ist Osfert. Ich komme aus Durai«, stellte sich Hafftas zweiter Mitstreiter vor. Es handelte sich um einen hochgewachsenen, blonden Mann in einer dem Anschein nach für ihn maßgefertigten nondurischen Rüstung, der ein Schwert und einen glühenden Runenschild trug.
»Ihr seid einer der beiden Kristalldrachenritter, die nach dem Zerfall des Ordens nach Nondur aufbrachen.« Aurils Worte waren halb Frage, halb Feststellung.
Ihr Gegenüber nickte.
Ein orgelndes Heulen in der Finsternis jenseits des Platzes erinnerte sie daran, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für lange Reden war.
»Also, Haffta«, nahm Tarean den Gesprächsfaden wieder auf. »Was ist hier los? Und was hat es mit diesem Obelisken auf sich?« Sein Blick glitt über die runenverzierte Oberfläche der fahlgrün schimmernden
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