Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
Vom Netzwerk:
lange das gedauert hätte«, gab das Irrlicht mit einem Achselzucken zurück. »Du hast einiges mitmachen müssen während des Seelenwechsels. Und ich wusste doch, dass Auril, der Brummbär und das Wolfsmädchen auf uns warten. Also dachte ich mir, wir machen uns lieber schon mal auf den Rückweg. Außerdem sollte ein Mensch nicht länger als nötig innerhalb der Grenzen von Tesh Ilmarin verweilen.«
    »Wieso nicht?«
    Moosbeere machte eine abwägende Handbewegung. »Ach, die Zeit vergeht dort auf eine recht seltsame Art und Weise. Aus Stunden werden Tage, aus Tagen Wochen. Augenblicke dehnen sich bis zur Unendlichkeit und darüber hinaus. Was hättest du getan, wenn wir dein Erwachen abgewartet hätten, nur um beim Verlassen des Waldes festzustellen, dass ein halbes Jahr vergangen ist – oder vielleicht auch ein halbes Jahrhundert?«
    »Ich hätte wahrscheinlich ein ziemlich dummes Gesicht gemacht«, gab Tarean zu.
    Moosbeere kicherte leise. »Ja, das hätte zu dir gepasst«, sagte sie in neckendem Tonfall und streichelte ihm dann zur Besänftigung mit einer winzigen, warmen Hand über den Hals.
    Einen halben Tag lang spazierten sie nun schon gemeinsam entlang des Waldrandes durch die wiesengrünen Hügellande Breganoriens. Anfangs war Moosbeere so begeistert über ihr neues Leben gewesen, dass sie ungeachtet der hellen Tageszeit ausgelassen umhergeschossen war und sich an jedem Busch und jeder Blume ergötzt hatte. Tarean hatte derweil gar nicht erst versucht, ein sinnvolles Gespräch mit ihr zu beginnen. Stattdessen hatte er seine Fragen einstweilen beiseite geschoben und sich ganz dem Gefühl der Freude hingegeben, das ihm beim Anblick seiner vom Totenbett auferstandenen Gefährtin überkam.
    Nach ein paar Stunden schien sich Moosbeere ausgetobt zu haben, war zu ihm zurückgekehrt und hatte es sich auf seiner Schulter bequem gemacht. Ohne dass er danach hätte fragen müssen, hatte sie von sich aus begonnen, ihm von den Geschehnissen zu berichten, die sich im Anschluss an den Seelenwechsel zugetragen hatten. Nicht nur ihn selbst, auch die beteiligten Irrlichter hatte das Ritual an die Grenzen ihrer Kräfte gebracht – Mondentau vielleicht einmal ausgenommen. Vor allem Goldblüte hatte gejammert, dass sie so etwas nie wieder machen würde und Moosbeere zukünftig gefälligst davon absehen solle, ihren Geist in einen fremden Körper zu übertragen. »Aber sie ist nur neidisch, weil ich es so weit in die Welt hinaus geschafft habe, während es ihr kaum gelingt, eine Tagesreise weit von Tesh Ilmarin fortzufliegen, ohne in Schwierigkeiten zu geraten«, hatte Moosbeere, die Tareans und Goldblütes Begegnung mit den Spinnen als stummer Zaungast mitverfolgt hatte, ihre Ausführungen beendet.
    Trotz aller Erschöpfung hatte das Irrlicht ihnen beiden allerdings nur eine kurze Rast in Tesh Ilmarin gegönnt. Noch bevor Tarean aus den Tiefen der Bewusstlosigkeit zurückgekehrt war, in die ihn der von Mondentau entfachte geistige Sturm geschleudert hatte, war es Moosbeere bereits gelungen, ihre Mutter von der Dringlichkeit einer raschen Abreise zu überzeugen. Und begleitet von Goldblüte und einem Ableger des Dornkrauts, der für den Transport des schlafenden Jungen gesorgt hatte, war sie zum Rand des Cerashmon aufgebrochen.
    »Dabei fällt mir ein«, rief Moosbeere unvermittelt, »dass Goldblüte dir ein Geschenk gemacht hat, bevor wir Tesh Ilmarin verlassen haben.«
    »Tatsächlich? Was für ein Geschenk?«, fragte Tarean neugierig.
    »Es steckt in deiner Tasche, in der Schatulle, in der du mich aufbewahrt hast.«
    Mit erwartungsvollem Gesichtsausdruck öffnete er seine Reisetasche und holte das kleine Holzkästchen hervor. Als er es öffnete, lag darin eine etwa erbsengroße, kristallin wirkende Kugel von milchigweißer Farbe, aus deren Inneren ein sanftes Leuchten drang, den Lichtgloben der Steinmenschen nicht unähnlich. Vorsichtig nahm Tarean sie zwischen Daumen und Zeigefinger und hob sie hoch. Sie fühlte sich sonderbar weich und warm an. »Was ist das?«, fragte er verwundert.
    »Der Samen einer Gloriolis, einer Lichtblume«, verriet ihm Moosbeere. »Du hast sie gesehen, als du Tesh Ilmarin besucht hast. Sie wuchsen dort überall.«
    Die Miene des Jungen hellte sich auf. »Ja, natürlich, ich erinnere mich. Ich hätte nicht erwartet, dass sie irgendwo außerhalb deiner Heimat gedeihen können.«
    »Oh, das können sie eigentlich auch nicht. Aber Goldblüte meinte, sie wolle sie dir trotzdem schenken – zum

Weitere Kostenlose Bücher