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Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Großmeister Ulrik ihm Esdurial vermachte, eines der machterfüllten Schwerter des Ordens, das nun an deiner Seite hängt, wie ich sehe.«
    »Und das zu Recht!«, mischte sich Haffta ein, so als fühle sie sich verpflichtet, Tarean gegen einen Vorwurf zu verteidigen, den Beornhard gar nicht ausgesprochen hatte.
    »Ich habe nichts anderes behauptet.« Der Krieger bedachte die Grawlfrau mit einem unfreundlichen Blick.
    »Wart Ihr auf dem Drakenskal?«, fragte Tarean, ohne auf das Geplänkel zwischen den beiden einzugehen. »Habt Ihr gesehen, wie mein Vater zu Tode kam?« Natürlich wusste er, dass Anreons Seele vom Grimmwolf verschlungen worden war, doch was sich dort genau zugetragen hatte, war ihm auch nach allem, was er über seinen Vater in den vergangenen Monden erfahren hatte, nach wie vor unbekannt.
    »Ich war dort, aber ich habe den Fall Ritter Anreons nicht miterlebt. Lord Orten gehörte zu den Beschützern des Großmeisters. Daher stand ich mit ihm am fernen Ende des Schlachtfelds.« Er nahm einen weiteren Schluck aus seinem Krug und blickte dann nachdenklich ins Leere. »Ich weiß nicht, ob ich dir das erzählen sollte, doch in der Nacht nach der Schlacht, auf der Flucht vor Calvas’ Bestienheer, kam Wilfert zu mir und berichtete mir, was geschehen war. Er sagte, er habe einen furchtbaren Fehler begangen.«
    »Einen Fehler?«
    »Ich gebe nur wieder, was er mir zuflüsterte. Das Bündnisheer hatte zu Beginn des Gefechts Calvas’ Wolflingen einen schweren ersten Schlag versetzt und den Vormarsch des Hexers gestoppt. Doch dann erschien der Grimmwolf, und er war so furchtbar, dass ihm niemand von uns standhalten konnte. Ritter Anreon, auf dem all unsere Hoffnungen ruhten, wollte nicht länger warten, nahm das Buch der Verbannung, das er aus der Feste Nyrdheim geborgen hatte, und preschte an der Seite des Hochkönigs Jeorhel los, um den Dämon zu stellen. Obwohl es ihm verboten worden war, eilte Wilfert ihnen nach …«
    Ohne sich dessen bewusst zu werden, wurde Tarean von den Worten Beornhards in den Bann geschlagen. Schleichend versank die Welt um ihn herum, und er vernahm die Kampfgeräusche eines fernen Schlachtfelds. Auf einmal tauchten die Bilder vor seinem inneren Auge auf. Schwere Gewitterwolken bedeckten den Nachthimmel, und Blitz und Donner erschütterten das Firmament. Steile Felsmassive ragten drohend zur Linken und zur Rechten auf, und dazwischen brodelte es wie in einem Hexenkessel, während zwei gewaltige Heere aufeinanderprallten. Tausende von Wolflingen heulten wie in rasender Wut, der dumpfe, treibende Schlag von Kriegstrommeln hing in der Luft, und ein gewaltiges Horn rief die Seinen mit einem dunklen, lang gezogenen Dröhnen, das durch Mark und Bein ging, in die Schlacht. Kämpfer schrien, Schwerter blitzten, und der Tod hielt tausendfache Ernte unter den Menschen und Alben, den Wölfen und anderen Ungeheuern, die auf dem Drakenskal miteinander um Leben und Tod rangen.
    Tareans Blick fiel auf einen jungen Burschen, keinen Sommer älter als er selbst, der einen blau-weißen Waffenrock anhatte und sich, auf einem stämmigen Pferd sitzend, durch das Getümmel kämpfte. Auf einmal erschien das geisterhafte Abbild Wilferts in Tareans Kopf, und als Beornhard weitersprach, vernahm der Junge statt seiner Stimme die seines alten Mentors. »Ich wollte nicht zurückbleiben. Ich wollte Anreon helfen, ihn beschützen, und sollte es mein Leben kosten. Ich erreichte den Schauplatz kurz nach ihm. Mein Geist war wie gelähmt vor Schrecken, als ich den Grimmwolf zum ersten Mal aus der Nähe sah. Sein riesenhafter Körper war schwarz wie die Nacht, und Feuer schlug aus seinen Flanken und seinem Rücken empor. In seinen glutroten Augen aber lag ein alles verschlingender Hass.«
    Unbeholfen glitt der Junge in dem Waffenrock vom Rücken seines Pferdes. Mit einem Gesicht, das zu einer Grimasse des Entsetzens erstarrt war, blickte er auf den Ritter in dem silbernen Plattenpanzer und dem schweren dunkelblauen Mantel, der in einigen Schritt Entfernung vor der Bestie kniete, ein Buch in der Linken und die Rechte wie beschwörend dem Dämon entgegengereckt, der sich soeben einen tödlichen Zweikampf mit einem hünenhaften Rûnländer lieferte. Der Hochkönig der Alben und eine kleine Schar Panzerritter bildeten einen lockeren Schutzkreis um den Zaubernden.
    »Dann aber geschah das Unfassbare«, fuhr Wilfert fort. »Der Zauber versagte. Welch dunkle Magie sich auch immer in das Buch eingeschlichen hatte, auf das wir

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