Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
Vom Netzwerk:
Gesetzlosen in Thal kennengelernt hatte und der viele Jahre zuvor ein Scholar des Ordens der Kristalldrachen gewesen war, lächelte ihnen entgegen. »Ja, manchmal kreuzen sich Wege an ungewöhnlichen Orten. Es ist schön, dich wiederzusehen, Tarean. Komm herein, mein Sohn – und ihr anderen auch. Wir müssen uns unterhalten und Pläne schmieden.« Lanfert trat zurück und gab den Weg frei.
    Tarean bemerkte, dass der glatzköpfige Alte die braune, grob gearbeitete Büßerrobe, die er bei ihrer letzten Begegnung getragen hatte, gegen eine kaum weniger schlichte, aber besser gefertigte Kutte aus grauem Stoff eingetauscht hatte. Um den Bauch trug er einen breiten Ledergürtel, an dem ein kleiner blau-weißer Wimpel hing.
    »Ihr tragt die Farben der Kristalldrachen.« Es war halb eine Feststellung, halb eine Frage.
    »Natürlich«, sagte Lanfert. »Ich war einst ein Bewahrer des Wissens innerhalb des Kristalldrachenordens, und ich hoffe, dass ich es bald wieder sein kann. Auril erzählte uns bereits gestern von den unglaublichen Taten, die ihr in den letzten Monden vollbracht habt.« Er ergriff Tareans Arm und sah ihn ernst an. »Sprich, mein Sohn, ist all das wahr, was uns deine Gefährtin über Calvas’ Fall und die Rückkehr der Kristalldrachen berichtet hat?«
    Der Junge schaute zur Albin hinüber und erntete einen säuerlichen Blick, mit dem diese ihren Unmut über Lanferts Mangel an Vertrauen kundtat. »Ja, es ist alles wahr«, gab er zurück. »Calvas und sein Dämon sind besiegt, und die Kristalldrachen sind nach Endar zurückgekehrt.«
    Ein ergriffener Ausdruck trat auf die Miene des Mönchs. »Du bist wahrhaftig der Sohn deines Vaters. Ich hätte niemals an dir zweifeln dürfen – und gezweifelt habe ich, nachdem ihr uns damals in Thal verlassen habt, das muss ich zugeben. Aber ihr habt das Undenkbare vollbracht, deine Gefährten und du, und noch mehr. Anreon wäre stolz auf dich. Mich selbst freut derweil umso mehr, dass unsere Arbeit hier nicht umsonst ist.«
    »Worin besteht diese Arbeit, Bruder Lanfert?«, wollte Tarean wissen.
    Sein Gegenüber machte eine einladende Geste. »Komm, ich zeige es dir.«
    Sie durchquerten den kahlen Eingangsraum, der sie hinter der Tür empfangen hatte, und traten durch eine Öffnung in der Mauer in die nächste Kammer. Die Augenbrauen des Jungen kletterten überrascht in die Höhe. Es handelte sich um eine weitere Bibliothek. Das Gewölbe hatte in etwa die Ausmaße des Speisesaals auf Burg Dornhall, wenngleich seine Decke deutlich niedriger war. An den Wänden reihten sich einfache Holzregale, Bretter und Fächer, und sie alle waren vollgestopft mit Folianten, Schriftrollen und mit Kordel verschnürten Pergamentstapeln. In der Mitte des Raumes, neben einem Kandelaber mit Kerzen, stand ein großer Tisch, um den einige Stühle mit hohen Lehnen angeordnet waren. Die gesamte Tischplatte war mit Dokumenten übersät, und auf einem der Stühle saß ein Mann in den prachtvollen, wenngleich auf den zweiten Blick etwas zerschlissen wirkenden Gewändern eines Gelehrten der Akademie von Agialon.
    »Magister Dinriol – Ihr seid auch hier?«
    Der Gelehrte hob würdevoll den Kopf und bedachte Tarean mit einem tadelnden Blick. Der Junge fühlte sich plötzlich wie ein Schüler, der den Lehrmeister bei einer wichtigen Aufgabe unterbrochen hatte.
    »Ja, so scheint es wohl«, sagte Dinriol. »Auch wenn ich es selbst nicht recht zu fassen vermag, dass ich in einem feuchten Keller sitze, statt in einem Vorlesungssaal in der Akademie zu stehen.«
    »Gib nichts auf seine Worte, mein Sohn«, beruhigte Lanfert Tarean. »Noch vor ein paar Wochen war er aufgeregt wie ein kleines Kind, als ich ihm die Bibliothek das erste Mal gezeigt habe. Und um deine Frage nach unserer Arbeit zu beantworten …« Der Mönch umrundete den Tisch und klopfte dann mit der flachen Hand auf die Pergamentstapel. »Wir tun das, was des Gelehrten größtes Streben ist. Wir sammeln, sichten, sortieren, und wir treffen schwere Entscheidungen.«
    »Worüber?« Tarean hob die Hände und drehte sich langsam im Kreis. »Was ist das alles?«
    »Das Erbe des Kristalldrachenordens«, antwortete Dinriol an Lanferts Stelle. Er räusperte sich. »Du musst wissen, Tarean, dass ich nach der Kunde von Calvas’ Tod eigentlich nach Agialon zurückkehrte, um mich erneut in die Dienste der Akademie des Wissens zu stellen. Bruder Lanfert begleitete mich.«
    Der Junge nickte. Er erinnerte sich daran, dass der Nondurier Fenrir, einst ein

Weitere Kostenlose Bücher