Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts
Kampfgefährte der beiden Männer, ihm vom Auseinanderfallen der Gemeinschaft um den Albenrebellen Endhréan Falkenauge erzählt hatte und dass Dinriol mit Lanfert zu der Stadt am Riva zurückgekehrt war.
»Doch auf dem Weg in die Heimat«, fuhr der Magister fort, »vermochte er mich davon zu überzeugen, dass es eine noch weitaus wichtigere Aufgabe für uns beide gäbe. Er sprach von der Bewahrung des Erbes der Kristalldrachen.«
Der alte Mönch nahm die Worte des Magisters auf und sprach weiter. »Aus Berichten, die uns Flüchtlinge aus Agialon während unserer Zeit in den Wäldern von Thal zugetragen hatten, wusste ich von der beinahe vollständigen Zerstörung der Ordensburg. Ich hegte allerdings noch Hoffnung, dass den Wolflingen die geheimen Gewölbe unterhalb der Burg verborgen geblieben waren. Und ich hatte recht. Es ist ein furchtbares Schlachtfeld, das die Wölfe hinterlassen haben, und unzählige wertvolle Dokumente gingen bei der Zerstörung der Feste verloren. Doch – Glück im Unglück – in vielen Fällen handelte es sich nur um Abschriften der Originale, die wir hier unten, in Sicherheit, bewahrten. Wir haben schmerzliche Verluste durch die Hand der Wolflinge erlitten. Aber wenn der Orden der Kristalldrachen wiederaufersteht, wird er ein Fundament haben, auf dem er aufbauen kann. Und das Fundament ist diese Bibliothek.«
Lanferts Augen leuchteten, als er auf die Regale deutete, die sie umgaben. »Dieser Ort kann all deine Fragen beantworten, die dir über den Orden in den Sinn kommen mögen. Geschichte, Philosophie, die Gedanken großer Ordenslenker und die Lieder außergewöhnlicher Heldentaten sind in seinen Regalen versammelt. Dazu kommen Reiseberichte und Studien zum Wirken der Alten Macht in unserer Welt.«
»Nützlicher sind für uns allerdings im Augenblick die Überreste an Wissen, die wir überall aus den Räumen der Ruine geborgen haben«, warf Dinriol ein. »Ausbildungspläne, Bestandslisten, Dokumente des Schatzmeisters und des Hofmarschalls. Wir versuchen, nicht nur das höhere Gut des Ordens zu retten, sondern auch das Alltägliche, das uns einen Blick in die Lebensweise der Kristalldrachen erlaubt, sofern sie Bruder Lanfert nicht selbst bekannt ist.«
Tarean lauschte den Ausführungen der beiden Männer mit Staunen. Langsam begann er zu begreifen, was für eine unglaubliche Aufgabe ihm Kesrondaia wirklich gestellt hatte – oder vielmehr in Kürze stellen würde. Es würde nicht leicht sein, die überall auf Endar verstreut lebenden letzten Kristalldrachenritter zu finden. Doch die weit schwierigere Herausforderung lag darin, aus diesen einen neuen, lebensfähigen Orden zu bilden. Die Arbeit, die Bruder Lanfert und Magister Dinriol vollbrachten, mochte sich später als unschätzbar wertvoll herausstellen. Das Einzige, was den Jungen wunderte, war die Heimlichkeit, mit der die beiden vorgingen, und das sagte er ihnen auch.
Der Mönch und der Gelehrte warfen sich einen langen Blick zu. »Nun, mein Sohn, das ist zwei Umständen geschuldet«, erklärte ihm Lanfert. »Zum einen sind diese Schriften natürlich von enormem Wert, zumal es sich mittlerweile in vielen Fällen um Einzelstücke handelt. Wüsste die Welt von dieser Bibliothek, wäre die Gefahr groß, dass skrupellose Schurken Bücher von hier entwenden würden, um sie an Sammler und ausländische Magiegelehrte zu verkaufen. Zum anderen …« Der alte Mann stockte kurz und schien nach den rechten Worten zu suchen. »Tarean, du bist erst seit einigen Stunden in Agialon, wir hingegen bereits seit Wochen. Dabei haben wir festgestellt, dass die Menschen zwar ihre Häuser neu aufbauen mögen, aber deswegen noch lange nicht über die Zeit unter der Herrschaft der Wolflinge hinweg sind.«
»Was soll das heißen?«, fragte Tarean mit leichtem Unbehagen.
Lanfert legte wie beschwörend die Hände zusammen. »Sie sind Hochkönig Jeorhel dankbar dafür, dass er sie von dem Joch befreit hat. Viele wissen sogar, dass es der Sohn Anreons von Agialon war, der den Hexenmeister und seinen Dämon vernichtete, denn die Kunde wurde mit dem Heer durch die westlichen Reiche getragen. Aber der Ruf des Kristalldrachenordens wurde dadurch nicht über Nacht wiederhergestellt. Nicht wenige glauben, dass wir das Studium der Alten Macht zu leichtfertig betrieben haben und die Niederlage auf dem Drakenskal hätte abgewendet werden können, wenn wir umsichtiger gewesen wären.«
Der Junge presste die Lippen zusammen. Einst war ihm selbst dieser Gedanke
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