Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts
gehört, aber das wenige verhieß nichts Gutes. Wenn die Kristalldrachen uns eine Warnung hinterließen, bevor sie vor hundert Jahren aus Endar verschwanden, dann diese: Haltet euch von Gongathar fern. Das Böse schläft in seinen Tiefen. Und wehe uns allen, wenn es erwacht!«
»Und doch müssen wir noch einmal dorthin«, grollte Bromm. »Du erinnerst dich an dein Versprechen, Tarean. Wir müssen nach …«
»Bromm!«, unterbrach Auril ihren Gefährten scharf. »Wir werden uns darum kümmern, sobald die Zeit gekommen ist. Aber im Augenblick haben wir andere Sorgen.« In ihren Augen lag ein warnendes Funkeln, von dem Tarean hoffte, dass es die beiden Gelehrten nicht würden deuten können.
Der Werbär machte ein verdrießliches Gesicht, aber er nickte.
»Ich habe mein Wort dir gegenüber nicht vergessen, Bromm«, beruhigte Tarean ihn. »Aber ich fürchte, dass uns die Zeit davonläuft. Wir müssen in weniger als drei Wochen am Krater von At Arthanoc sein. Und da ich mehr Zeit als erwartet im Herzen des Cerashmon verloren habe, dürfte es uns schwerfallen, den Umweg nach Nondur zu bewerkstelligen, selbst wenn du durch die Lüfte galoppieren könntest wie ein Greif.«
Bruder Lanfert räusperte sich vernehmlich. »Kesrondaia will euch also ausschicken, um nach den verschollenen Kristalldrachenrittern zu suchen?«, versuchte er das Gespräch wieder in andere Bahnen zu lenken.
»Ja, und ich fürchte, ich habe keine Ahnung, wo wir anfangen sollen«, gestand Tarean. »Endar ist riesig, und Verstecke gibt es überall. Zumal nicht davon auszugehen ist, dass die Ritter einfach unerkannt in einer der Städte leben, ansonsten hätten sie vom Sieg über Calvas zweifellos gehört und wären in den Folgewochen aus ihrem Exil zurückgekehrt.«
»Ja, wahrscheinlich«, bestätigte der Mönch. Er faltete die Hände über dem Bauch zusammen und starrte einen Moment versonnen ins Leere. »Möglicherweise können wir helfen, Dinriol und ich«, sagte er schließlich.
»Wie?«, fragte Tarean.
»Es gab schon immer Vorkehrungen für dunkle Zeiten, Pläne, was zu tun sei, wenn die Ordensburg aus irgendeinem Grund fallen sollte. Dazu gehörten auch die Namen von Orten und Verbündeten in Nah und Fern, die die Unsrigen in schlimmen Zeiten aufnehmen würden. Ich kenne diese Pläne selbst nicht, habe sie nie gesehen. Aber ich weiß, dass Großmeister Ulrik sie in den Monden von Calvas’ Aufstieg zur Macht erneut prüfen ließ, nur für alle Fälle. Ich könnte mir vorstellen, dass sich der eine oder andere Ritter an einen der dort genannten Orte geflüchtet hat.« Lanfert ließ seinen Blick über den Raum voller Regale schweifen. »Die Frage ist nur, ob die Schriftstücke, auf denen diese Pläne niedergelegt waren, hierher in Sicherheit gebracht wurden oder ob sie dem Brandschatzen der Wolflinge zum Opfer fielen.«
Tarean beugte sich aufgeregt vor. »Es ist nicht viel, aber schon viel mehr, als wir bei unserem Eintreffen in den Händen hielten. Lasst uns sogleich mit der Suche beginnen.«
»Langsam, langsam, mein Sohn«, gebot ihm Lanfert mit erhobener Hand Einhalt. »Bei aller Eile will solch ein Unterfangen durchdacht angegangen werden. Magister Dinriol und ich wissen, wie man einer unsortierten Ansammlung von Wissen die richtigen Informationen entlockt – ihr nicht. Ihr würdet bei dem Versuch, uns zu helfen, also nur im Weg stehen.«
»Aber wir können nicht warten, bis Ihr zu zweit diese ganze Bibliothek durchstöbert habt!«, rief der Junge. »Wir müssen nach At Arthanoc.«
»Dann schlage ich vor, wir machen uns auf den Weg, während Ihr Euch auf die Suche nach Hinweisen begebt«, mischte sich Auril ein. »Ihr habt drei Wochen Zeit. So lange werden wir ungefähr brauchen, um die Grauen Berge zu erreichen und Kesrondaia zu treffen. Und wenn Ihr fündig geworden seid, kontaktiert Ihr uns hiermit.« Sie zog eine kleine Phiole mit silbriger Flüssigkeit hervor und hielt sie Bruder Lanfert hin.
»Das albische Wasser des Sehens«, murmelte der Mönch, als er das Fläschchen entgegennahm. »Es ist lange her, dass ich derlei in den Händen hielt. Aber sorgt Euch nicht, ich weiß noch durchaus damit umzugehen.« Seine Mundwinkel zuckten in der Andeutung eines Lächelns.
»Nun denn.« Magister Dinriol erhob sich und strich seine Robe glatt. »Ich würde sagen, wir haben genug geredet. Machen wir uns an die Arbeit.«
Sie trennten sich unter zahlreichen guten Wünschen, und Tarean, Bromm und Auril machten sich auf den Rückweg. Tarean
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