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Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Pass hinaufschlängelte. Am Eingang zum Drakenskal erhob sich der Ostwall der von den Wolflingen errichteten Verteidigungsanlage, und oberhalb des weit offen stehenden Tores schlenderten Wachsoldaten gemächlich auf dem Wehr entlang. Ansonsten war weit und breit niemand zu sehen.
    »Ich frage mich, ob die von Bruder Lanfert angekündigte Ritterin schon eingetroffen ist«, sagte Tarean, als sie aus dem lichten Nadelwald heraustraten, der bis auf wenige Hundert Schritt an den Drakenskal heranreichte. »Und ich frage mich, wer sie ist. Ob sie vor sechzehn Jahren hier gekämpft hat? Und ob sie wohl meinen Vater kannte?«
    Iegi neben ihm lachte. »Überfall sie nicht gleich mit all deinen Fragen, sonst dreht sie auf der Stelle um und verschwindet wieder dorthin, wo sie sich die ganze Zeit versteckt gehalten hat.«
    »Ich weiß ja nicht, aber wenn das unsere Frau ist, dann sieht sie nicht so aus, als würde sie sich leicht in die Flucht schlagen lassen«, sagte Bromm plötzlich und deutete auf das offene Tor des Schutzwalles.
    Die Gefährten blickten in die Richtung, in die der Werbär gewiesen hatte.
    Iegi stieß ein anerkennendes Pfeifen aus.
    Tarean riss die Augen auf. »Dreigötter«, entfuhr es ihm.
    Am Ende der Straße war eine Gestalt aufgetaucht. Sie ritt ohne Zaumzeug auf einem mächtigen, katzenartigen Geschöpf mit großen gelben Augen und dunkelgrauem, von braunen und schwarzen Streifen durchzogenem Fell. Während ihre Linke entspannt auf dem Knauf des hohen Reitersattels ruhte, hielt sie in der gepanzerten Rechten eine lange Stangenwaffe mit einer schwertähnlichen Klinge an der Spitze. Graues Leder hüllte ihren Körper von Kopf bis Fuß ein. Darüber trug sie mattschwarze Teile einer Plattenrüstung, die von kunstfertiger Hand verziert worden waren. Stilisierte Abbildungen eines albischen Sturmfalken prangten auf ihrer Brust und auf den wuchtigen Schulterteilen des Harnischs, und ein breiter Metallkragen, der um ihren Hinterkopf herumführte und nach vorn auslief, hatte die Form gespreizter Flügel. Die Ritterin hatte einen vorn offenen Wappenrock an, der von einem breiten Gürtel gehalten wurde und so schmutzig war, dass man nur noch mit Mühe und Not die einst blau-weißen Farben des Kristalldrachenordens erkennen konnte. Ein weiter dunkelblauer Mantel und ein Helm, der statt eines Visiers ein Kettengeflecht aufwies, hinter dem die Frau ihre untere Gesichtshälfte verbarg, rundeten gemeinsam mit einem regelrechten Arsenal kleinerer Waffen das wehrhafte Erscheinungsbild ab.
    »Eins ist sicher«, murmelte Iegi, der sich auf seinem Greifen Tarean entgegenlehnte. »Die Dame weiß, wie man einen gelungenen Auftritt hinlegt.«
    »Oh nein«, stöhnte Auril neben ihnen unvermittelt. »Das ist doch nicht wahr, oder?«
    Verwundert blickte Tarean zu seiner grauhäutigen Gefährtin hinüber und sah, dass sich entsetztes Erkennen auf ihrem Antlitz ausgebreitet hatte. »Du kennst die Ritterin?«
    Die Albin warf ihm einen düsteren Blick zu. »Aus Geschichten, ja.«
    Einige Schritt von den Gefährten entfernt brachte die gepanzerte Frau ihre Großkatze mit einem knappen Befehl zum Stehen. Langsam bewegte sich ihr Kopf von links nach rechts, und Tarean sah, wie grün glühende Augen sie aus dem Schatten des Helmschutzes heraus musterten. Schließlich richtete die Kriegerin mit einer fließenden Drehbewegung ihre Stabklinge zu Boden und rammte die Spitze mit einem kurzen Stoß in die Erde. Dann hob sie die rechte Hand, löste das Kettengeflecht vor ihrem Gesicht und zog es zur Seite.
    Zum Vorschein kam das hagere, grauhäutige Gesicht einer Albin, die früher sicher sehr schön gewesen war. Doch Jahre des Kampfes und der Entbehrungen hatten harte Falten in ihre Züge gegraben, ihr Mund war kaum mehr als ein dunkler Strich, und in ihren Augen loderte ein Feuer, so kalt wie der eisige Atem Firnlands. Eines jedoch war unübersehbar, und es sorgte dafür, dass Tarean unwillkürlich zusammenzuckte. Sie sah Auril verblüffend ähnlich!
    »Hallo, Auril Enéadhwen«, sagte die Ritterin mit dunkler, leicht rauer Stimme. »Es ist lange her.«
    Tareans Gefährtin schnaubte. »Es hätte auch noch länger währen dürfen, Mutter. Was tust du hier?«
    Um die Mundwinkel der Frau spielte die Andeutung eines Lächelns. »Nach was sieht es denn aus? Ich bin hier, um mich als letzter Rest des alten Ordens der Kristalldrachenritter den …«, sie stockte kurz, und ihr Blick glitt erneut über die bunt zusammengewürfelte Gemeinschaft, »…

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