Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts
dem Hochkönig und Ritter Wilfert an.«
Zaeena schnaufte und schüttelte den Kopf. »Ich kann es immer noch nicht fassen, dass der törichte Knappe Anreons es bis zum Heerführer gebracht hat.«
»Hört auf!«, rief Tarean erbost. »Wir hatten diesen Streit vorhin schon. Wilfert war ein guter Freund und ein guter Mann! Was immer er damals für Fehler gemacht hat, er beging sie aus Treue und Liebe zu seinem Herrn. Außerdem hat er den ganzen Rest seines Lebens dafür gebüßt, indem er sich dem einen Ziel widmete, Calvas’ Griff um die westlichen Reiche zu brechen – und darin war er letztlich erfolgreicher als Ihr!«
Die Ritterin funkelte ihn einen Herzschlag lang zornig an, doch dann glätteten sich ihre Züge wieder. »Schon gut. Es tut mir leid.« Mit einer Bewegung des Astes in ihrer Hand wischte sie den Streit beiseite. »Was Hattson und Jeldreth betrifft, so vermag ich nicht zu sagen, warum sie der Schlacht um At Arthanoc ferngeblieben sind. Dennoch würde ich die Spur nach Rûnland nicht außer Acht lassen wollen. Diese beiden wären starke Verbündete im Kampf gegen die Schatten in Nondur.«
»Was ist mit diesem Questoi?«, fragte Haffta. »Kesrondaia sagte, wir sollen nach Questoi suchen.«
»Richtig, Questoi, ihr erwähntet ihn bereits vorhin.« Die Ritterin blickte einige Atemzüge lang nachdenklich ins Feuer. »Halfbadur«, sagte sie schließlich. »Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, war Questoi mit ihm befreundet – sofern dieser Sonderling überhaupt Freunde gehabt hat. Wenn es jemanden gibt, der über seinen Verbleib Kunde haben könnte, dann ist es Halfbadur.«
Iegi stieß einen leisen Pfiff aus. »Wenn ich das recht verstanden habe, steht uns eine ziemliche Weltreise bevor. Rûnland, Settland, Nondur … das wird uns Wochen kosten. Aber haben wir so viel Zeit?«
»Wenn ihr mich fragt, rinnt uns die Zeit im Augenblick wie Steinstaub durch die Finger«, sagte Janosthin.
Zaeena nickte. »Das sehe ich genauso, wenn es wahr ist, was ihr mir über Gongathar und die dortigen Geschehnisse berichtet habt.«
»Das heißt, wir trennen uns und suchen in zwei oder drei Gruppen«, sprach Tarean den Gedanken aus, der allen bei diesen Überlegungen im Hinterkopf herumspukte.
»Diese Vorstellung gefällt mir nicht«, grollte Bromm. »Und ich glaube, euch geht es genauso.«
»Was für eine Frage!«, rief Moosbeere, die entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit nicht in den Wald davongeschwirrt war, sondern sich nach ihrem Erwachen auf Tareans Schulter niedergelassen und das Beratschlagen stumm, aber mit offensichtlicher Neugierde verfolgt hatte. Seit Janosthin die Dunkelgeister erwähnt hatte, schlief das Irrlicht nur noch wenig und huschte Tag für Tag so auffällig um die Gemeinschaft herum, dass Tarean das Gefühl hatte, es habe insgeheim die Rolle eines magischen Spähers übernommen. Die Vorstellung, dass sich ihre normalsterblichen Schutzbefohlenen zu trennen beabsichtigten, musste Moosbeere gehörige Magenbeschwerden bereiten – oder zumindest etwas Vergleichbares.
»Und doch hat Tarean recht«, sagte Zaeena grimmig. »Wir müssen uns teilen, wenn wir schnell sein wollen. Je eher unsere Zahl anwächst, je mehr Schwerter – und wir sprechen hier nicht von irgendwelchen Klingen – sich uns anschließen, desto größer ist unsere Aussicht, dem Bösen erfolgreich die Stirn bieten zu können.« Sie warf ihren Ast ins Feuer. »Ich gehe nach Rûnland. Clanjard Condreth, das Oberhaupt der Clans, kennt mich. Er wird uns helfen.«
»Dann reite ich in die Grauen Berge und von dort nach Nondur«, erklärte Tarean. »Dort sollten wir uns wieder treffen. Es wäre mir sehr lieb, wenn du mich begleiten würdest, Janosthin.«
Der Sette nickte ihm zu. »Selbstverständlich.«
»Ich komme auch mit euch«, sagte Auril, und der Blick, den sie dabei ihrer Mutter zuwarf, ließ keinen Zweifel daran, was der Grund für ihre Entscheidung war.
Tarean holte tief Luft. Also schön, jetzt wird es spannend. »Hör zu, Auril. Es wäre mir lieber, wenn du mit Zaeena gehen würdest.«
»Was?« Die Albin sah ihn überrascht an. »Sag jetzt bitte nicht, dass das etwas mit uns zu tun hat.«
Bei der Bemerkung verspürte Tarean einen unangenehmen Stich in der Herzgegend, den er nicht erwartet hatte. Er gab sich Mühe, sein Unbehagen zu verbergen, hatte aber das Gefühl, kläglich darin zu scheitern. »Nein, es hat nichts mit uns zu tun«, antwortete er, während er versuchte, Zaeenas brennenden Blick zu übersehen.
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