Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts
verwirrte ihn die Hitze, die er in seinem rechten Arm verspürte.
Rasch blickte sich der Junge um. Von dem Dunkelgeist war keine Spur mehr zu sehen. Es hätte ihn allerdings auch gewundert, wenn der Schatten eine derartige Entladung der Alten Macht schadlos überstanden hätte. Die Lichtwelle musste ihn zerfetzt haben wie eine Lawine aus den Bergen die Hütte eines Schäfers. Tarean ließ die beiden Waffen fallen und krempelte seinen Hemdsärmel hoch. Sein ganzer Arm glühte gelbweiß, als wäre er eine frisch aus der Esse eines Schmiedes gezogene Schwertklinge. »Was in Indras Namen …?«, murmelte er fassungslos.
Mit einem Flügelschlag landete Ishilrin, und Iegi sprang zu Boden. Der Taijirinprinz eilte zu dem am Boden liegenden Setten. Schnell prüfte er Atmung und Herzschlag. Erleichterung zeichnete sich auf seiner Miene ab. »Janosthin ist nur bewusstlos. Er sollte bald wieder aufwachen. Wir haben Glück gehabt«, sagte er zu Tarean.
Der Junge nahm die gute Nachricht mit einem Nicken zur Kenntnis. Irgendwie war er davon ausgegangen, dass der Dunkelgeist ihren Gefährten während des kurzen Augenblicks nicht umgebracht hatte. Ihm selbst hatte der Zusammenstoß mit einem der lebenden Schatten damals schließlich auch kaum Schaden zugefügt. Man durfte ihren Klauenfingern nur nicht zu lange ausgeliefert sein. Sein Blick wanderte wieder zu seinem Arm. »Moosbeere. Weißt du, was das zu bedeuten hat?«
Auf die Frage hin huschte das Irrlicht an seine Seite. Dabei gluckste Moosbeere leise, und ihre Aura strahlte heller als gewöhnlich. Obwohl sie fast vierzig Schritt von Tarean entfernt gewesen war, als dieser die Alte Macht entfesselte, hatte sie der ungewöhnlich heftige Ausbruch offenbar zumindest gestreift.
»Ist mit dir auch alles in Ordnung?«, erkundigte sich Tarean.
»Mhm.« Moosbeere nickte und hielt sich die Hand vor den Mund, um ein aufkeimendes Kichern zu unterdrücken. Ihr Gesicht glänzte. »Es ist gleich vorbei, keine Sorge.« Sie atmete ein paarmal ein und aus und fächelte sich gleichzeitig mit übertriebener Geste Luft zu.
Unterdessen gesellte sich auch Iegi zu ihnen und machte ein erstauntes Gesicht. »Tarean, dein Arm …«
»Ja, ich weiß. Ich habe keine Ahnung, was das zu bedeuten hat. Bisher hat er immer nur geglitzert.«
Moosbeere glitt näher, und auf einmal trat ein überraschter Ausdruck auf ihre Miene. »Die Alte Macht ist in dir. Ich kann sie spüren.«
»Die Alte Macht?« Tarean versteifte sich unwillkürlich. »Wie ist das möglich? Ich bin kein Geschöpf der Alten …« Seine Stimme verlor sich, als sein Blick dem des Irrlichts begegnete. Konnte der Seelenwechsel dafür verantwortlich sein? Mondentau hatte angedeutet, dass Moosbeere unter Umständen einen Teil ihrer Kräfte in ihm zurücklassen würde.
»Vielleicht ist es im Kristalltal geschehen. Es könnte ein Geschenk der Kristalldrachen sein«, mutmaßte Iegi unterdessen, dem das stumme Zwiegespräch zwischen seinen Gefährten entgangen war.
»Ja, das wird es wohl sein«, pflichtete ihm Tarean bei. Er schaute erneut auf seinen Arm und sah, dass das Glühen langsam verblasste. »Aber was bedeutet das für mich?«
»Das wird nur die Zeit weisen«, sagte Moosbeere leise.
Hinter ihnen kam Janosthin ächzend wieder zu Bewusstsein. »Da schlag der Blitz den Stein entzwei! Das war eine unerfreuliche Erfahrung«, murrte er. Umständlich rieb er sich den Rücken, dann schrak er zusammen und sprang auf. »Ist er noch da? Ist der Dunkelgeist hier noch irgendwo?«
»Beruhige dich, Janosthin«, rief ihm Tarean zu. »Wir konnten ihn vertreiben.« Insgeheim hoffte der Junge, dass die Lichtwelle den Schatten vernichtet hatte, doch ganz sicher war er sich dessen nicht.
»Wie ist euch das gelungen?«, fragte der Sette staunend, während er sich den Schmutz von der Kleidung klopfte und seinen Hammer ergriff.
»Das ist eine etwas längere Geschichte. Ich erzähle sie dir später. Wie fühlst du dich?«
»Als hätte mir jemand einen Eiszapfen in den Rücken gerammt und ihn dort vergessen.«
»Das Gefühl der Kälte vergeht wieder, keine Angst«, beruhigte ihn Tarean.
»Hm …«, brummte Janosthin zweifelnd.
»Du hast unglaubliches Glück gehabt. Hätten wir den Geist nicht so schnell ausschalten können, wärst du jetzt womöglich tot«, sagte der Junge, während er anfing, in seiner Tasche zu kramen.
Der Sette verzog das Gesicht. »Ich weiß. Beim nächsten Mal nehme ich gleich die Beine in die Hand, so viel ist sicher.«
»Was
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