Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts
Muskelspiel in Bewegung. Auril schwang sich auf ihr Pferd und folgte ihrer Mutter. Bromm und Haffta ließen sich auf ihre vier Beine hinab und eilten an den beiden Berittenen vorbei, um die Vorhut zu bilden.
Kurz darauf vernahmen auch die anderen die Geräusche. Leises Schreien, Waffengeklirr und ein Grollen und Bellen wie von Hunden. Haffta blieb wie vom Donner gerührt stehen. »Grawls«, flüsterte sie rau, und ihr Nackenhaar sträubte sich.
»Ohne Zweifel Wegelagerer«, meinte Auril. »Im Alten Wald gibt es sie auch – die ehemaligen Herren von Agialon, die ins Umland geflohen sind, nachdem die Stadt von Jeorhel zurückerobert wurde.«
Zaeena schenkte der Wolflingfrau aus dem Schatten ihrer Helmkrempe einen glühenden Blick. »Wirst du uns helfen oder uns in den Rücken fallen? Du musst dich entscheiden.«
Haffta knurrte leise und umklammerte ihren Dolch mit der schwarz glänzenden Doppelklinge so fest, dass die Knöchel ihrer Pfote hervortraten. »Ihr seid meine Sippe, und diese Grawls tun Unrecht, wenn sie einem Wanderer auflauern. Ich werde euch helfen.«
Sie stürmten weiter, und schon nach wenigen Schritten tauchte ein dunkler Schemen im Nebel auf, der wie der vollbeladene Wagen eines fahrenden Händlers aussah. Mehrere wolfsartige Gestalten sprangen um ihn herum und bedrängten zwei Männer, die sich Rücken an Rücken zu verteidigen versuchten.
»Grinjah!«, rief Aurils Mutter ihrem Reittier zu. »Los!«
Der Catarr stieß ein markerschütterndes Brüllen aus, das Auril und ihre Freunde völlig unvorbereitet traf, denn bislang hatte das Tier keinen Laut von sich gegeben. Haffta wich überrascht japsend zur Seite aus, als die Großkatze mit einem gewaltigen Satz nach vorn sprang, während Aurils Pferd schnaubend auf die Hinterbeine stieg und die Albin alle Mühe hatte, nicht aus dem Sattel zu stürzen. Nur Bromm schien unbeeindruckt von dieser Machtdemonstration. Vielmehr preschte er ebenfalls vor, richtete sich dann auf die Hinterbeine auf und forderte die Wölfe mit einem durchdringenden Röhren zum Kampf heraus.
Doch es war kein Kampf, es war ein Gemetzel. Während der Catarr mit einem furchtbaren Prankenschlag einen der Grawls niederstreckte, riss der Werbär einen der anderen durch seine schiere Masse zu Boden und brach ihm dann das Genick. Zaeena war unterdessen mit einem weiten Satz vom Rücken ihres Reittieres gesprungen und tänzelte nun mit einer traumwandlerischen Sicherheit und Eleganz zwischen den Wölfen umher, die man ihr angesichts ihres schweren Rüstzeugs nicht zugetraut hätte. Mit tödlicher Genauigkeit wirbelte sie ihre Schwertlanze in weiten Kreisen um ihren Körper herum, schlug zu, stach und schlug erneut, und gegen ihren Willen musste Auril zugeben, dass ihre Mutter ungeachtet ihrer Jahre eine außergewöhnliche Kämpferin war, vielleicht sogar besser als sie selbst.
Nachdem binnen weniger Herzschläge fünf Wolflinge tot oder kampfunfähig waren, flohen die verbliebenen drei jaulend in den Nebel hinaus. Mit einem weiteren Brüllen setzte Grinjah ihnen nach, und den Schreien im Dunst nach zu urteilen, entkam keiner von ihnen der Kampfeswut des Catarr.
»Nun ja, das war ein kurzer Kampf«, stellte Auril fest und schob ihre zwei Schwerter, die nicht einen Hieb ausgeführt hatten, wieder in die gekreuzten Scheiden auf ihrem Rücken zurück. Sie klopfte ihrem noch immer leicht verängstigten Pferd beruhigend auf den Hals und blickte dabei zu Haffta hinüber, die das blitzartige Geschehen mit bestürzter Miene verfolgt hatte.
Die Wolflingfrau nickte. »Ja, ein kurzer Kampf.«
Als sie näher kamen, sahen sie, dass die beiden Opfer Männer mittleren Alters waren. Der Ähnlichkeit nach mochten sie Brüder sein. Beide waren von eindrucksvoller Leibesfülle, und halblanges, strähniges Haar rahmte breite, glattrasierte Gesichter ein, deren helle Haut vor Anstrengung rötliche Flecken aufwies. Die beiden Männer trugen die Kleidung einfacher Kaufleute und hielten kurze Schwerter in den fleischigen Händen.
Der Kampf hatte sie sichtlich mitgenommen. Blut besudelte ihre Hemden und Jacken, wobei auf den ersten Blick nicht erkennbar war, wie viel davon ihr eigenes war und wie viel von ihren Feinden stammte. Doch zumindest einer von beiden musste schwerere Verletzungen davongetragen haben, denn er lehnte schwankend an der hölzernen Verkleidung ihres mit einer Stoffplane abgedeckten und von zwei Pferden gezogenen Wagens und erweckte den Eindruck, als würde er jeden Moment bewusstlos
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