Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts
wissen, dass du ein Kampfgefährte von mir bist. Vielleicht wird er dir von Nutzen sein.«
»Ich danke Euch.«
»Und ich habe noch etwas für dich.« Sie kramte in der Satteltasche ihrer Reitkatze und holte einen kleinen Lederbeutel hervor, in dem sich zwei kleine Phiolen befanden. Am Boden der Fläschchen befand sich ein Rest silberner Flüssigkeit. »Es ist nicht mehr viel, aber zwei- oder dreimal werden wir damit noch in Verbindung treten können. Also nutze es weise, denn wir haben keine andere Möglichkeit, Nachrichten auszutauschen.« Zaeena hielt ihm eine der Phiolen mit dem Wasser des Sehens hin, und Tarean nahm sie mit einem Nicken entgegen, um sie in seiner Reisetasche zu verstauen.
»Viel Erfolg, Tarean. Und mögen die Kristalldrachen dich beschützen.« Sie hielt ihm den Arm zum Abschied hin.
»Euch auch, Zaeena«, sagte er, als er ihn ergriff und drückte.
Dann wandte er sich Bromm, Haffta und Auril zu, um auch ihnen alles Gute für die Reise zu wünschen. »Pass gut auf unsere Frauen auf«, raunte er dem Werbären zu, als er ihm freundschaftlich auf den Arm klopfte.
»Keine Sorge. Denen wird nichts passieren«, versicherte ihm Bromm. »Sieh du nur zu, dass du nicht in Schwierigkeiten gerätst, aus denen ich dich retten müsste. Halte dich am besten an Janosthin, wenn es brenzlig wird.«
»Ich werde aufpassen«, versprach der Junge. »Und Iegi und Moosbeere sind ja auch noch da.«
»Hm, ich weiß nicht, ob mich dieses Wissen ruhiger schlafen lässt«, brummte der Bär und warf einen Blick zu dem Taijirinprinzen und dem Irrlicht, die auf der anderen Seite des Lagers herumalberten.
Kurz darauf trennten sich die Gefährten. Während Zaeena, Haffta, Bromm und Auril einmal mehr den Drakenskal überschritten, um an Altengrund vorbei die Handelsstraße nach Rûn zu nehmen, ritten Tarean, Iegi und Janosthin auf ihren drei Greifen und begleitet von Moosbeere in östlicher Richtung.
Da Janosthin noch keine Erfahrung im Reiten auf Vogelpferden hatte, blieben sie eine Weile auf der Handelsstraße. Gegen Mittag jedoch, als sich der Sette etwas sicherer im Sattel fühlte, erhoben sie sich in die Lüfte und flogen querfeldein über die wilde Landschaft von Astria hinweg. Es war ein guter Tag zum Reisen. Der Himmel war nur leicht bewölkt, und eine frische Brise ließ die Sommersonne nicht ganz so heiß auf sie herabscheinen. Trotzdem verspürte Tarean ein dumpfes Unwohlsein in der Magengrube, denn er wusste, dass ihnen die Zeit davonlief. Wenn ihre Suche nach Questoi und den verschollenen Ordensrittern zu lange dauerte, konnte es geschehen, dass Kesrondaia und die Ihren unterdessen im Kampf gegen die Schatten in Nondur den Kürzeren zogen. Und was dann passieren würde, vermochte er sich nicht auszumalen. Doch wenn selbst die Kristalldrachen in Sorge sind, muss es für uns einfache Sterbliche furchtbar sein. Er blickte auf die Wipfel der dunkelgrünen Föhren zu seinen Füßen und betete stumm, dass sie nicht zu spät kommen würden.
Am nächsten Abend überquerten sie die Grenze nach Undur. Von oben sahen sie die kleine Zollstation, die von den Betreibern der Gasthäuser entlang der Handelsstraße geführt werden durfte, solange diese im Gegenzug den Händlern eine halbwegs gefahrlose Passage durch das raue Undur ermöglichten. Von dem eingenommenen Geld wurden nicht nur die Höfe betrieben, die eine warme Mahlzeit und einen sicheren Schlafplatz für die Nacht boten, sondern auch eine Reihe berittener Streifen unterhalten, die zwischen Goldental und der Grenze unterwegs waren und versprengte Wolflingrotten und Banden von Wegelagerern abschreckten.
Zwei Meilen östlich des Grenzpostens fanden die Gefährten einen der für Undurs Süden so prägenden Erdfälle, ein vierzig Schritt tiefes Loch von vielleicht sechzig Schritt Durchmesser, an dessen Hängen sich im Laufe der Jahre struppiges Gebüsch festgekrallt hatte und dessen Grund fast vollständig von einem unterirdisch gespeisten See ausgefüllt wurde. Am Rand dieses stillen, dunklen Gewässers schlugen sie ihr Lager auf. Dadurch waren sie nicht nur vor nächtlichen Räubern geschützt, die an den hoch aufragenden Steilhängen scheitern mussten, sondern verfügten zudem über Wasser zum Waschen und Kochen. »Trinken würde ich das aber nicht«, stellte Janosthin fest, nachdem er einen Schluck gekostet hatte. »Es schmeckt furchtbar kalkig.«
In der Nacht hatte Tarean einen beunruhigenden Traum. Er saß allein an einem Lagerfeuer inmitten einer weiten
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