Tareks Versprechen
Töchter hervorgehen, ist es ganz alleine meine Entscheidung, ob ich mir eine weitere Frau nehme.“
In Tareks Augen war das ein fauler Kompromiss, den er da eingehen würde. Was man seinem bärtigen Gesicht auch ansah. Aber immerhin hatte er zugestimmt. Auch wenn er sich nicht mehr abpressen lassen wollte.
„So sei es.“
Scheich Amir war mit dem, was er erreicht hatte zufrieden. Er hatte seinem zweiten Sohn ein Versprechen abgerungen. Ein Versprechen, dessen Tragweite Tarek sich bis jetzt nicht bewusst war. Auch wenn sich sein Sohn nicht darüber klar war, was für Möglichkeiten er seinem Vater mit der Zusage in die Hand gegeben hatte, würde der die Unwissenheit Tareks dennoch ausnutzen.
Für Scheich Amir bestand seine wichtigste Aufgabe derzeit darin, seinem Clan die dringend benötigten männlichen Nachkommen zu verschaffen. Denn dass aus seinen eigenen Lenden nur drei Söhne entsprungen waren, schmerzte und verletzte seinen Stolz. Darum lag es jetzt an diesen drei Söhnen, seinen Traum zu verwirklichen.
Jahr für Jahr hatte er sich bemüht, mit einer ständig steigenden Zahl Haremsdamen, seine Kinderschar zu vergrößern. Denn er konnte es nicht zulassen, dass sein Clan dazu verdammt war, auszusterben. Sein größter Wunsch bestand darin, durch zahlreiche Söhne und Enkel für immer eine Spur in der Wüste zu hinterlassen. Ein Traum, der mit jedem Jahr zu schwinden schien.
Aber noch waren nicht alle seine Söhne vermählt. Nur Ismail, der Älteste, hatte in dieser Richtung seine Pflicht getan. Auch wenn das Ergebnis noch nicht sehr vielversprechend war.
Darum war es jetzt an Tarek, sein Glück zu versuchen. Auch wenn der sich bisher sträubte, hatte Amir als Scheich noch die Macht dazu, auf seinen Sohn Einfluss auszuüben. Und das würde er auch tun.
Scheich Amir verstand nicht, warum Tarek sich so dagegen sträubte, eine Frau zu nehmen. Er wusste, dass sein zweiter Sohn an Frauen ein durchaus gesundes Interesse hatte. Denn Tareks Besuche in den Freudentempeln waren ihm bestens bekannt. Warum er jedoch für etwas bezahlen wollte, was er mit einer Ehefrau oder einer Konkubine umsonst haben konnte, entzog sich seiner Kenntnis.
Der Scheich wusste, dass sich Tarek weiter seinen Wünschen entzogen hätte, wenn er als Vater an ihn herangetreten wäre. Darum hatte er sich dazu entschieden, sein Anliegen auf eine offizielle Basis zu stellen. Dem Vater konnte Tarek eine Bitte abschlagen, dem Scheich aber musste er sich beugen.
Scheich Amir warf seinem Sohn einen Blick zu und bedauerte fast, was er ihm antun musste. Aber der Zweck heiligte die Mittel. Und durch die Einschränkung, die Tarek ihm auferlegt hatte, ließ er ihm keine andere Wahl, als die Sache auf seine Weise zu regeln.
Dieser seiner Söhne war nicht so klug, wie er dachte zu sein. Eine Hochzeit, der er sich beugen wollte, schloss nicht aus, dass er sich selbst eine zweite oder gar dritte Frau suchte. Der Anreiz musste nur groß genug sein. Und Scheich Amir hatte schon eine genaue Vorstellung davon, wie er seinen Sohn so lenken konnte, dass der selbst nach einer weiteren Frau streben würde.
Ein erneuter Blick auf Tarek zeigte Amir, dass sein Sohn darauf brannte, den Audienzsaal endlich verlassen zu dürfen. Und dem Scheich entgingen auch die finstere Miene und der kaum unterdrückte Zorn nicht, der durch die erzwungene Zusage kaum noch in Schach zu halten war.
Sein zweiter Sohn verströmte eine unheimliche Kraft und innere Stärke und er war ein Mann, der sich nicht verstecken musste. Er war kräftig gebaut und wenn er nicht gerade wütend war, dann blickten seine dunklen Augen wachsam in die Gegend.
Amir hatte sich sagen lassen, dass der Anblick seines Sohnes schon so manche Wüstenschönheit in die Knie gezwungen hatte. Und manch ein Mädchen hoffte ganz offen auf eine Werbung von seiner Seite. Aber Tarek hielt sich stur an die Mädchen in den Freudenhäusern und zeigte kein Interesse, daran etwas zu ändern.
Scheich Amir hatte sich wegen dieses Verhaltens schon ernsthafte Sorgen gemacht. Vor allem, als Tarek klipp und klar seine Abneigung gegen Ehefrauen und Konkubinen verkündete. Aber die Vermutung, sein Sohn hätte irgendwelche abnormalen Vorlieben, die einer Ehefrau nicht zuzumuten waren, erwiesen sich zu Amirs Erleichterung als Sackgasse. Alle Nachforschungen in dieser Richtung ergaben nichts, was man als auffällig hätte bezeichnen können. Tarek funktionierte vollkommen normal und verfügte in den einschlägigen Etablissements
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