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Tareks Versprechen

Tareks Versprechen

Titel: Tareks Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Artmann
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aufgeschnappt?
    Doch Tarek schüttelte den Kopf, auch wenn er kurz über diese Frage nachdenken musste. Aber er war sich sicher, dass dieser Aspekt keine Rolle spielte.
    „Die El Zandara, oder vielleicht sollte ich lieber sagen Scheich Hassan, ist dafür bekannt, dass er mit jedem Jahr, das vergeht, mehr Söhne in die Welt setzt. Ich nehme an, Vater erhofft sich von einer Tochter dieses Scheichs, denselben Zuchterfolg.“
    Tareks Ausdrucksweise machte klar, wie sehr er den ganzen Plan verabscheute. Doch Diss fand trotzdem, dass er sich in diesem Fall im Ton vergriffen hatte.
    „Wenn du gegenüber einer Frau von Zuchterfolg sprichst, kannst du froh sein, wenn sie dir kein Messer in die Brust rammt, sobald du schläfst.“
    Diese Diskussion ließ Tarek ganz vergessen, dass er seinem Bruder seine Einstellung zu diesem Thema eigentlich nicht offenlegen wollte.
    „Die Produktion eines männlichen Nachkommen für Vater beinhaltet nicht, eine ganze Nacht mit einer Frau verbringen zu müssen.“
    Diss schüttelte den Kopf. Das hatte sein Bruder jetzt nicht wirklich gesagt! Nicht der Bruder, den er für seine ruhige Freundlichkeit gegenüber Frauen bewunderte. Er war nicht wie Ismail, der die Frauen, die mittlerweile zu ihm gehörten, gegeneinander ausspielte, um so viel Aufmerksamkeit zu bekommen, wie es ihm möglich war. Darum passte das, was Tarek da gerade von sich gegeben hatte auch ganz und gar nicht zu ihm.
    „Vielleicht solltest du die nächsten Tage genauer über deine Worte nachdenken, Tarek!“
    Von jemandem gerügt zu werden, der noch nicht als ganz erwachsen galt, beschämte Tarek. Auch wenn er nicht bereit war, das zuzugeben. Jedenfalls vor niemand anderem, als vor sich selbst.
    Produktion von Nachkommen , es war entwürdigend so etwas auch nur zu denken. Es war entwürdigend für das Mädchen, das sicher keinen Einfluss darauf nehmen konnte, wenn ihr Vater ihr befahl zu heiraten. Und es war genauso entwürdigend für ihn, da er dadurch zu einem Zuchtbullen degradiert wurde. Aber das konnte er vor seinem jüngeren Bruder natürlich nicht zugeben. Tarek hoffte, Diss würde das Thema fallen lassen. Worauf er ganz offensichtlich selbst gekommen war, da er das Gespräch lieber in eine andere Richtung lenkte.
    „Wie ist Vater nun eigentlich wirklich auf den Clan von Scheich Hassan gekommen? Er ist schließlich nicht der einzige Stammesführer, der dafür bekannt ist, viele Söhne in die Welt gesetzt zu haben.“
    „Vater meinte, Scheich Hassan wäre ein früherer Freund von ihm. Vielleicht will er ja die alte Verbindung wiederbeleben“, zuckte Tarek mit den Schultern.
    „Das sieht ihm ähnlich, zwei Probleme mit einem Handstreich aus der Welt zu schaffen“, konnte Diss die Vorgehensweise seines Vaters nachvollziehen und diese Äußerung brachte Tarek sogar zum Schmunzeln.
    „Ich bin also eines von Vaters Problemen. Danke, Bruder, dass du mir das so deutlich unter die Nase reibst!“
    „Gerne geschehen“, flachste Diss zurück. „Warum glaubst du, wollte ich dich begleiten?“
    „Weil du Zeuge sein willst, wie Vater mich in die Knie zwingt?“, hatte sich der Anflug von Humor in Tareks Antlitz schnell wieder verflüchtigt.
    Diss schüttelte seinen Kopf und wurde ernst. „Weil ich einmal aus Liebe heiraten will.“
    Das hatte Tarek nicht erwartet und er verstand auch nicht, was das mit ihm zu tun haben sollte. „Ein nobler Gedanke, aber darauf hast du keinen Einfluss. Und mit mir hat das sowieso nichts zu tun“, wehrte Tarek ab.
    „Hat es leider doch“, widersprach Diss. Sein Gesichtsausdruck verwandelte sich in eine Maske der Schuld. „Wenn du für die Söhne unseres Clans sorgst, werde ich meinem Herzen folgen können. Ich weiß, ich sollte das nicht sagen, aber ich baue meine Zukunft darauf, dass du und Ismail Vaters Wunsch nach Söhnen erfüllt.“
    Oh verdammt, fluchte Tarek inwendig. Hatte sein Bruder das sagen müssen? Von seinem Vater unter Druck gesetzt zu werden, ließ Tarek relativ kalt. Der konnte ihm zwar auf Grund seiner Stellung als Stammesfürst Befehle erteilen, aber das war auch schon alles. Ein emotionaler Druck ging von ihm für Tarek nicht aus, da er schon seit langem wusste, dass sein Vater gerne versuchte, die Menschen in seiner Nähe zu manipulieren. Darum plagte ihn auch kein schlechtes Gewissen dabei, den Befehl des Scheichs umgehen zu wollen.
    Bei Diss war das etwas anderes. Diss war sein Bruder, er hatte ihn aufwachsen sehen, sich immer ein klein wenig für ihn

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