Tareks Versprechen
sogar über einen ausgezeichneten Ruf.
Die Sicht des Scheichs auf seinen Sohn war vielleicht ein bisschen voreingenommen, wie das bei jedem Vater der Fall war. Aber war das ein Wunder, wenn man nur drei Söhne hatte, auf denen die Zukunft des Stammes ruhte?
Ismail hatte sich den Wünschen seines Vaters gerne gebeugt und nach der Geburt seiner ersten Tochter auch noch eine Konkubine genommen. Und er genoss es sichtlich, wie die beiden Frauen um seine Aufmerksamkeit buhlten. Dass Ismails Konkubine noch immer nicht guter Hoffnungen war, erleichterte zumindest seine Ehefrau und versöhnte sie ein wenig mit der Konkurrenz. Doch jetzt, nach der Geburt der dritten Tochter, sah Ismail nur noch die Möglichkeit, seine Hoffnung auf einen Sohn mit einer zweiten Ehefrau zu erfüllen.
Ismail kam mit diesem Arrangement mehr als nur gut zurecht. Warum stellte sich also Tarek so an? Was auch immer der Grund war, jetzt hatte Scheich Amir Tareks Einwilligung. Und diese Gelegenheit würde er sich zunutze machen. Denn sein dritter Sohn, Diss, war noch zu jung für eine Ehefrau. Aber wenn er das passende Alter hatte, erwartete Amir keine Schwierigkeiten, Diss für seine Pflicht zu begeistern. Aber erst einmal musste er sich um eine passende Frau für Tarek kümmern.
„Scheich Hassan hat eine ganze Anzahl Töchter“, eröffnete Amir seinem Sohn. „Eine familiäre Bindung zu seinem Clan wäre in unserem Interesse“, versuchte er die Sache in einem möglichst vorteilhaften Licht darzustellen.
Tarek hob irritiert eine Augenbraue. Scheich Hassan hatte seit langem den Ruf eines unbeugsamen, harten Mannes. Was daran wünschenswert sein sollte, mit seinem Stamm eine Bindung einzugehen, entzog sich Tareks Kenntnissen.
„Du weißt sicher, dass sich Hassans Männer nicht großartig darum scheren, wem was gehört, wenn sie es haben wollen. Aber das Hab und Gut ihrer eigenen Clansmitglieder ist ihnen heilig.“
Was für eine Aussicht! Er sollte sich eine Ehefrau aus einem Clan nehmen, der im besten Fall als Diebesbande bezeichnet werden konnte? War das wirklich das, was sein Vater anstrebte? Für ihn selbst spielte es keine große Rolle. Es würde auf diese Weise sogar einfacher für ihn sein, wenn die Frau, die man ihm aussuchte, nicht liebenswert war. Dass sie nicht hässlich sein würde, stand sowieso fest. Denn der Harem seines Vaters bestand aus so vielen Wüstenschönheiten, dass er schon legendär war. Darum würde man auch ihn mit einer Schönheit beglücken.
Allerdings vermutete Tarek, dass sein Vater Scheich Hassans Clan aus einem ganz bestimmten Grund ausgewählt hatte. Denn dieser Stamm war dafür bekannt, übermäßig viele Söhne hervorzubringen. Etwas, auf das sein Vater hoffte, Söhne für seinen Clan. Und wenn er diese schon nicht selbst zeugen konnte, dann sollten zumindest die Chancen für einen seiner Söhne so gut stehen, wie es nur möglich war.
Tarek hatte jedoch nicht vor, seinem Vater diesen Gefallen zu erweisen. Er würde eine Frau nehmen müssen, aber das war auch schon das Einzige, zu dem man ihn zwingen konnte. Er hatte nicht vor, sich an der Produzierung von Enkelkindern zu beteiligen. Dieses Spiel würde er nicht mitspielen. Und mit der Verbindung zu einem Clan, der nicht den besten Ruf genoss, tat sein Vater ihm auch noch einen großen Gefallen. Es würde für ihn kein Problem darstellen, die Finger von einer Frau zu lassen, die aus einem Stamm von Barbaren stammte.
„Eine Tochter aus Scheich Hassans Clan also“, nickte Tarek und ließ sich nicht anmerken, wie sehr ihm diese Entscheidung entgegenkam. „Bist du dir sicher, dass er eine Tochter hat, die deine Zwecke erfüllen kann, Vater?“
Das war in der Tat der Punkt, warum er Scheich Hassans Clan ausgewählt hatte. Denn Scheich Hassan war ein sehr enger Freund. Zumindest bis zu dem Tag, als sie sich beide für die gleiche Frau interessierten. Amir gewann diesen Wettstreit und machte die Schönheit zu seiner dritten Ehefrau, während Hassan leer ausging. Eine Tatsache, die die einstigen Freunde entzweit hatte.
Ihn jetzt um eine seiner Töchter zu bitten, war nicht wirklich ein Friedensangebot. Er gab Hassan eher die Gelegenheit, Rache für seine Niederlage zu nehmen. Und auf die Rachsucht seines ehemaligen Freundes hoffte Amir.
Hassan würde es sich nicht nehmen lassen, eine familiäre Bindung zu seinem einstigen Freund herzustellen. Aber er würde die Gelegenheit zur Rache auch skrupellos ausnutzen. Ein Verhalten, das Amir erwartete und sogar
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