Tareks Versprechen
da die verschiedenen Zelte keiner Ordnung folgten und scheinbar wahllos nebeneinander standen. Nur abgetrennt durch mannshohe Strohmatten oder Wänden aus gewebtem Stoff.
Für Tarek, Diss, ihre Begleiter und die als Brautpreis mitgebrachten Araber-Pferde, endete der Weg bereits außerhalb der Oase. Und auch ihre Anfrage, Scheich Hassan sprechen zu wollen, wurde nicht sofort erfüllt. Man ließ sie mehrere Stunden des heißen Nachmittags in der Wüstensonne warten. Erst dann durften sie am Rande der Oase ihre Reittiere und die edlen Pferde tränken.
Tarek hatte den starken Verdacht, dass ihnen diese Freundlichkeit nur gewährt wurde, weil man die Pferde nicht zu Schaden kommen lassen wollte. Aber das war Tarek eigentlich ganz recht. Das wenig freundliche Verhalten des Scheichs ließ Tarek hoffen, dass auch sein Ersuchen nach einer Braut nicht positiv aufgenommen würde. Etwas, was Tarek entgegenkam. Darum wartete er auch relativ entspannt darauf, dass Scheich Hassan bereit war, ihn und Diss zu empfangen. Allerdings mussten sie dafür noch bis in die späten Nachtstunden warten.
Dass es schon nahe an Mitternacht war, als man ihn und Diss vor den Anführer des Stammes führte, zeigte Tarek, dass der Mann alle Vorteile auf seiner Seite behalten wollte, wenn er mit Fremden sprach. Denn ein übermüdeter Gegner, falls er sich als solcher herausstellen sollte, war leichter zu händeln, als jemand, der hellwach und bereit war.
Allerdings machte sich Tarek nichts aus dieser Vorgehensweise. Ihm war es egal, was der Scheich von ihm hielt. Denn er persönlich wollte rein gar nichts von diesem Mann. Er führte nur das aus, was sein Vater von ihm verlangt hatte. Wenn die Gegenseite dabei nicht mitspielte kam ihm das doch sehr entgegen.
„Scheich Amirs Söhne“, wiederholte der Scheich nachdenklich die Worte, mit denen Tarek sich und seinen Bruder vorgestellt hatte. „Ein unerwartetes Vergnügen, von diesem, meinem alten Freund nach so langer Zeit zu hören!“
Der Tonfall der Worte hörte sich weniger freundlich an, als die Aussage, die dahinter steckte. Und auch in den dunklen Augen des, mit tiefen Furchen durchzogenen Gesichts, blickte ihnen nicht gerade Wohlwollen entgegen. Nein, die Miene des alten Scheichs war eher wachsam, fast schon lauernd. Nicht gerade das, was man sich von einem zukünftigen Verwandten erhoffte.
„Nun, was bringt Amir dazu, sich meiner zu erinnern?“, fragte er mit einem kaum merklichen Unterton, der darauf schließen ließ, dass er nichts Gutes erwartete. „Sprecht Sohn des Amir. Ich möchte hören, was meinen einstigen Freund dazu gebracht hat, sich an mich zu wenden“, wandte er sich an Tarek als den Älteren seiner Besucher.
Der Scheich machte eine lässige Handbewegung mit der er Tarek und Diss näher zu sich heranwinkte. Er saß etwas erhöht auf einem weichen Kissen in einem Raum, der einem Audienzsaal im Palast glich und war umgeben von einigen seiner Stammesbrüder.
Tarek und Diss traten ein paar Schritte näher, jedoch nur so weit, dass der Scheich nicht zu ihnen aufsehen musste. Darum lagen immer noch mehrere Schritte zwischen ihnen, als Tarek das Anliegen seines Vaters zur Sprache brachte.
„Scheich Amir sendet Euch Grüße und hofft, Ihr werdet die Geschenke, die er Euch schickt annehmen. Er möchte die einstige Freundschaft mit einer Verbindung beider Stämme durch eine Heirat wiederbeleben.“
Wenige Worte nur, die Tareks Zukunft besiegeln konnten, wenn Scheich Hassan darauf einging. Der hörte sich die Worte mit undurchdringlicher Miene an und blickte dabei genau auf Tareks Erscheinung.
Nicht sehr beeindruckend, hoffte der, da die fünftägige Reise ihre Spuren hinterlassen hatte. Machte er einen möglichst abschreckenden Eindruck? Auf jeden Fall sah er wesentlich unzivilisierter aus, als bei der Besprechung mit seinem Vater.
„Scheich Amir will also unsere Stämme durch Heirat verbinden“, gab Hassan Tareks Worte wieder. „Sagt mir, Sohn des Amir, denkt mein einstiger Freund wirklich, ich würde ihm eine meiner Töchter zur Frau geben? Da kann ich viel bessere Angebote erhalten, als die eines alten Mannes!“
Nach Freundschaft klangen diese Worte nicht, eher nach alten, nicht überwundenen Streitereien. Ausgezeichnet! Besser konnte es aus Tareks Sicht gar nicht laufen. Er hoffte, dass die Ablehnung des Scheichs sich auch auf ihn übertrug.
„Ich habe mich nicht richtig ausgedrückt, verzeiht“, neigte Tarek den Kopf. „Mein Vater, Scheich Amir, hofft darauf,
Weitere Kostenlose Bücher