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Target 5

Target 5

Titel: Target 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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das Deck waren dort mit den tödlichen Kristallen überzogen, wo die Luft selbst über dem Schiff gefroren war und alles mit einem üblen schwarzen, teerigen Glanz überzogen und verschmutzt hatte, der im Strahl der Scheinwerfer glitzerte. Die Temperatur lag bei minus vierzig Grad. Die Luft war kälter als die eiskalte See. Wie flüssiges Eis hing eine schwarze unheilverkündende Wolke über dem Schiff. Auf dem Deck, das Schlagseite nach Backbord hatte, lagen fünfhundert Tonnen Eis. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Elroy kentern und untergehen mußte.
    An Deck war es entsetzlich – entsetzlich und gefährlich, da Gruppen von Männern – alle, die man entbehren konnte – damit kämpften, das Eis noch rechtzeitig über Bord zu hieven, während der Eisnebel sich um sie legte und neue Eisschichten bildete, die sie überwältigten. Sie konnten nichts sehen – außer, wenn das Licht der Schottlampen, die verschmiert und halb verdeckt waren, schwach durch den verkrusteten, sirupartigen Frost auf dem Glas flimmerte. Sie konnten nicht aufrecht stehen, da das Deck von dem enormen Gewicht des Eises, das sie verzweifelt zu bewegen versuchten, ständig nach Backbord kippte. Sie konnten kaum atmen, denn wenn sie tief einatmeten, sogen sie die Luft ein, die zu flüssigem Eis kristallisiert war, Luft, die im wahrsten Sinne des Wortes schwer wie Blei war.
    Die Männer waren erstarrt vor Kälte. Ihre vereiste Kleidung hing schwer auf ihren Körpern. Sie arbeiteten mit Pickeln, Äxten, Hämmern und Schaufeln, um die sie bedrohenden Tonnen von Eis zu zerschmettern, auseinanderzubrechen und über Bord zu hieven. Der Lärm der langsam laufenden Motoren wurde fast von dem Hacken, Zerschmettern und Krachen übertönt. Die unruhige See hob das Schiff auf und nieder und machte die Sisyphusarbeit der Mannschaft noch gefährlicher, da sie sie immer wieder aus dem Gleichgewicht brachte, so daß sie sich an den eisüberzogenen Rettungsleinen festhalten mußten. Das ging nun schon seit vierundzwanzig Stunden so. Hinter dem wogenden Bug zischte und rollte die See im Scheinwerferlicht. Schmidt sah von seinem Posten auf der oberen Brücke im Strahl des Scheinwerfers schwarzes Eis aus der Luft herabsteigen. »Das schafft uns, Da Silva«, seufzte er entmutigt. »Das Eis bildet sich schneller, als wir es loswerden können.«
    Durch das Backbordfenster blickte Da Silva hinunter und fand kein Gegenargument für den Kapitän: Das Eis auf dem Deck war fast so hoch wie die Reling. Er preßte sein Gesicht an das kugelsichere Glas, zog es aber schnell zurück, als seine Nase die Temperatur zu spüren bekam. Ein Matrose – er glaubte Borzoli zu erkennen – hatte seine Hand schnell hochgezogen, der Handschuh, den er hätte tragen müssen, war unter einer Eisscheibe festgeklemmt. Obwohl er Fäustlinge unter den Handschuhen trug, würde die Hand innerhalb weniger Sekunden erfrieren. Borzoli steckte sofort die Hand unter die Achsel und rannte auf die nächstliegende Treppe zu. Da Silva betete, daß es keine Amputation bedeuten würde. Dann konnte er nichts mehr sehen, als die Gischt einer Welle durch die Luft geschleudert wurde, mit einem Knacken gegen das Glas schlug und sofort festfror.
    »Wie ich höre, geht es Beaumont gut«, sagte Schmidt.
    »Er erholt sich«, stimmte Da Silva zu. »Er muß wie dieses Glas sein – kugelsicher und gepanzert.«
    Beaumont saß allein in Langers Kabine und hörte dem dumpfen Schlagen der Eisschollen zu, die auf der anderen Seite der Kabinenwand gegen den Rumpf prallten. Die Schräglage der Kabine sagte ihm, daß etwas nicht stimmte: Sie neigte sich ständig nach Backbord. Aber er dachte an Papanin und an Schmidts Worte, die er vor drei Stunden, kurz nachdem er aufgewacht war, gehört hatte.
    »Sie sind ungefähr vierzig Seemeilen südlich von uns – sechs sowjetische Trawler«, hatte Schmidt ihm erklärt und dabei auf eine Seekarte gezeigt. »Sie haben sich wie ein Netz vor unserem Kurs ausgebreitet. Quinn hat sie entdeckt. Bevor der Eisnebel uns erreichte, hat er die Maschine so weit südlich geflogen, wie der Treibstoff reichte. Und er hat ungefähr hier ein noch größeres Schiff gesehen.«
    »Weniger als dreißig Seemeilen entfernt. Die Revolution?«
    »Könnte sein. Der Nebel hat sich dort gerade in dem Moment zusammengezogen, als er sie gesichtet hatte. Er glaubt, eine große Radarkuppel gesehen zu haben – ihre Ausrüstung zur Beobachtung unserer Satelliten. Wir müssen uns vorsehen, daß es nicht zu einer

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