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Target 5

Target 5

Titel: Target 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Aufprall war weit stärker. Das Beben schoß den Mast hoch, und Beaumont war ernsthaft in Schwierigkeiten. Er flatterte wie ein Blatt an dem heftig schwankenden Mast. Vor seinen halb zusammengekniffenen Augen zitterte die weite Eislandschaft, als ob sie von einem Erdbeben geschüttelt würde. Dann stand das Schiff wieder.
    Dreißig Minuten lang ging es bei halber Fahrt so weiter, dreißig Wunden schlagende, vernichtende Minuten. Beaumont änderte den Angriffswinkel und benutzte die Elroy als seinen persönlichen Sturmbock, mit dem er auf das Eisfeld einhämmerte. Langsam wendete sich das Blatt. Das Eis zerbrach Stück um Stück und zeigte ein dunkles Zickzackmuster. Gleichzeitig geschah etwas anderes – nicht ganz so langsam. Beaumont wurde systematisch in einen Zustand versetzt, in dem er kaum noch sein Tun registrierte. Sein Gesicht schmerzte entsetzlich von der Kälte und zeigte furchtbare Quetschungen von dem häufigen Aufprall gegen das Segeltuch. Jetzt hatte der Eisnebel ihn fast erreicht. Sie mußten schnell durchbrechen, bevor er ihn tötete.
    »Rückwärts, Schmidt«, ächzte Beaumont. »Diesmal bis zum Ende der Rinne.«
    Sie fuhren zurück, zu weit zurück. Ein Finger des schwarzen Eisnebels kroch über die Stelle hinaus, an der der U-Boot-Jäger untergegangen war. Der Finger krümmte sich um den Mast, und Grayson, der sofort erkannte, was los war, brüllte zu der Brücke hoch auf eine Art und Weise, der Passagiere sich selten bedienen, wenn sie den Kapitän des Schiffes anreden: »Vollidiot – machen Sie, daß wir wegkommen! Beaumont steckt im Frost!«
    Beaumont spürte den tödlichen Frost, als Dunkelheit alles auslöschte. Das Eisfeld, das Wasser unter ihnen, sogar das Deck verschwand. Er hatte nach vorn geschaut und das nächste Rammanöver abgeschätzt, als der Eisnebel sich über ihm zusammenzog. Außer Atem vor Erschöpfung, hatte er tief eingeatmet; ein Schaudern durchfuhr ihn. Er hatte das Gefühl, daß seine Lungen gefrieren und sich mit flüssigem Eis füllen würden. Er schnappte nach Luft und fühlte ein ungeheures Gewicht auf sich, das versuchte, ihn von der Saling herunterzuzerren. Das Schiff bewegte sich endlich vorwärts und entzog ihn der eisigen Gefahr. Er öffnete die Augen, die er instinktiv geschlossen hatte, und stellte mit Entsetzen fest, daß sein Parka mit Schichten von Eiskristallen überzogen war. Er war kurz davor gewesen, selbst zu Eis zu werden.
    »Alles in Ordnung, Beaumont? Beaumont, Beaumont…«
    Schmidt hatte die gewohnte distanzierte Kontrolle über seine Stimme verloren, die jetzt voll Not und Besorgnis war.
    »Alles in Ordnung. Diesmal schaffen wir es!« Beaumont holte tief Luft. »Wir müssen die Backbordseite des Eises fünfzig Meter vor dem Riß treffen. Haben Sie verstanden?«
    »Fünfzig Meter vor dem Riß?« fragte Schmidt ungläubig.
    »Ja. Backbordseite! Fünfzig Meter! Ich werde sie abprallen lassen – in einen Riß auf der Steuerbordseite. Volle Kraft!«
    »Volle Kraft? Das bringt Sie um…«
    »Bringen Sie dieses verdammte Schiff in Bewegung, Schmidt!« Beaumont brüllte in das Mikrophon. »Wenn ich volle Kraft sage, meine ich volle Kraft!«
    »O. k. Das ist Ihre Entscheidung.« Schmidt hielt gerade noch an sich – fast hätte er gesagt: »Das ist Ihre Beerdigung.«
    Die Elroy drängte vorwärts und dröhnte stärker als zuvor. Sie schnitt durch das dunkle Wasser und schlug eine Bugwelle gegen das Eis zu beiden Seiten, während die Antriebskraft sich zu maximaler Höhe steigerte, um sich gegen die Barriere zu werfen. Beaumonts Taktik war ungewöhnlich: Er hatte Schmidt Anweisung gegeben, das gewaltige Gewicht des fahrenden Schiffs gegen eine andere Stelle im Eis zu schleudern, damit es bei Abprallen gegen einen Teil des Eises schlagen würde, den es sonst nicht erreichen konnte, einen Bereich, in dem ein breites Zickzackband sich weit in Richtung einer immer breiter werdenden Rinne erstreckte. Es war eine Methode, die er schon einmal ausprobiert hatte und die auch erfolgreich gewesen war, als er vor drei Jahren die Exodus in die Smith-Enge gelotst hatte. Allerdings nicht bei voller Kraft.
    Diesmal blieb er mit Schmidt in Funkverbindung, um den Anlauf des Schiffes genau zu lenken, um es genau an eine bestimmte Stelle des Eises auf der Backbordseite zu bringen.
    Unter ihm an Deck hatte sich inzwischen einiges geändert. Schmidt hatte angeordnet, daß alle Mann das Deck vor dem neuen Aufprall räumen müßten. Grayson war auf die Brücke gegangen, lehnte

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