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Target 5

Target 5

Titel: Target 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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von der Brücke hinunter war ein ungewöhnliches, grauenvolles Spektakel. Nur die obere Hälfte der Männer, die bis zur Taille im Wasser standen, war sichtbar. Die Reling war weg, die Eisberge waren verschwunden. Es sah aus, als ob die Brücke für sich allein auf dem Wasser schwämme. Gefrorene Gischt bombardierte das Fenster. Schmidt mußte zu einer noch nicht vereisten Stelle des Fensters gehen, um nach unten schauen zu können. Dann ging er auf seinen Posten zurück, um den Bug im Auge zu behalten.
    »Sie bleiben bei der Arbeit«, befahl er.
    »Um Gottes willen, sie können nicht arbeiten! Wie wollen sie auch – bis zur Taille im Wasser?«
    »Stecken sie jetzt bis zur Taille im Wasser?«
    »Nein, nicht im Augenblick, aber sobald die nächste Welle anrollt.«
    »Sie bleiben bei der Arbeit.«
    Da Silva wußte, daß Schmidt recht hatte. Jedes Kilogramm Eis, das sie zwischen den Überschwemmungen über Bord hieven, ließ das Schiff ein wenig länger schwimmen, ließ sie ein wenig länger leben und sich vorwärts bewegen in Richtung auf etwas, was Sicherheit bedeuten könnte, zumindest eine Art Sicherheit. Sie mußten dem Eisnebel entkommen oder sterben.
    Während sechzehn qualvollen Stunden wechselten sie die Arbeitsgruppen noch mehrmals aus. Die Männer hatten Zeit, nach unten zu gehen, um die Kleider zu trocknen und sich aufzuwärmen, bevor sie erfroren. Nach einer kurzen Pause mühten sie sich wieder nach oben, machten sich von neuem daran, eine jämmerlich kleine Menge Eis loszuwerden, stellten sich der Kälte, dem Wind, der See und der Gefahr durch die Eisspiere, die sie gegen die Schotten schmettern konnten. Nur ein Mann wie Schmidt konnte sie solchen Strapazen aussetzen; und nur für einen Mann wie Schmidt nahmen sie die Strapazen auf sich.
    Grayson und Langer beteiligten sich genauso daran, während Gorow, der Mann, der der Grund für diese fatale Situation war, seekrank in seiner Koje lag.
    Die Wende kam plötzlich; Da Silva bemerkte zuerst, daß sich etwas geändert hatte. Zum viertenmal unten auf Deck, hob er gerade eine Eisplatte hoch. Er blickte nach oben und starrte die andern Männer an. Sie arbeiten weiter, hackten noch auf das Eis ein; sie hatten keine Veränderung gemerkt. Er warf sein Brecheisen einen Treppengang hinunter, rannte zur Leiter und kletterte auf die Brücke. »Es wird heller!« rief er, als er zu ihnen hineinplatzte. »Wir sind durch!«
    »Das stelle ich auch fest.«
    Es lag weder Erleichterung noch Befriedigung in Schmidts Stimme, während er durch das hintere Fenster blickte. Eine Feststellung, mehr war es nicht. Das Schiff kippte immer noch nach Backbord, und noch lag ein Berg von Eis auf der Seite, aber die Luft war klar, und so etwas wie Mondlicht überspülte mit seinem blassen Schein das Deck. Der Vorhang aus Eisnebel war deutlich zu sehen und trieb mehrere hundert Meter hinter dem Heck von ihnen fort.
    Es war elf Uhr, als Beaumont langsam und unter Schmerzen die Treppe zum Vordeck hinaufging und sich fragte, was zum Teufel los sei. Er hatte gerade einen Matrosen gesehen, der vor ihm die Treppe hinaufgelaufen und auf das Deck gestürmt war. Über sich hörte er aufgeregtes Getrampel. Niemand rannte auf einem vereisten Schiff, es sei denn, er war tatsächlich in Gefahr.
    Als er auf der Brücke eintraf, hatte Schmidt trotz der Wetterbedingungen ein Fenster geöffnet und starrte durch ein Nachtfernglas. Beaumont warf einen kurzen Blick auf den Schiffsführer. Und Da Silva bedeutete ihm, daß der Augenblick für Fragen nicht gerade günstig war. Das Verhalten beider drückte mehr als normale Angst aus. Er bekam die Antwort auf seine ungestellte Frage, als er an das offene Fenster trat und die schwache Stimme einer Wache hörte.
    »Eisberge backbord! Eisberge steuerbord! Eisberge voraus!«
     
     
    »Nein!« brauste Tuchewsky auf. »Ich würde bitten, des Kommandos enthoben zu werden, bevor ich nur daran dächte, einen solchen Befehl auszuführen. Und ich werde das sogar sofort einleiten. Ich werde den Befehl geben, die Funkstörung zu unterbrechen – bis ich nach Moskau gefunkt und Antwort erhalten habe…«
    »Das können Sie nicht!« Papanins Ton war sehr nüchtern. »Sie wissen genau, daß wir ein Kommando des Sicherheitsdienstes an Bord dieses Schiffes haben – es hat bereits die Kontrolle über die Funkstörabteilung übernommen.«
    In dem großen Navigationsraum hinter der Brücke der Revolution war es sehr warm. Der Streit wütete seit zehn Minuten. Papanin versuchte,

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