Target 5
Meter hohen Wall aus ineinandergeschobenem Eis. Die Maschine traf auf das Eis, und der undeutliche Schatten der rotierenden Scheibe stand waagerecht hinter dem Kamm. »Alles o. k.«, sagte Grayson mit heiserer Stimme hinter dem Engländer. »Einen Augenblick lang dachte ich…«
»Nichts ist o. k. – er kippt!«
Beaumont rannte über das Eis. Seine Stiefel knirschten auf der weichen Kruste, die unter ihm zerkrümelte. Das ganze Terrain war frisch zugefroren und daher besonders gefährlich und unsicher. Beaumont rannte, so schnell er konnte, ohne auszugleiten. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Die rotierende Scheibe über dem Eiskamm war nicht mehr waagerecht, sondern legte sich zur Seite. Er lief durch eine Lücke in dem Eiswall und sah, daß Langers schnelles Reaktionsvermögen bereits auf die Notsituation reagiert hatte. Die Luke stand offen, die Hunde purzelten auf das weiche Eis und rannten auf die Lücke zu. Ihre Beine waren von dem Eisbrei, in den sie gesprungen waren, dunkel verschmiert.
Die Sikorsky bot einen ungewöhnlichen Anblick. Ihre Backbordkufe war bereits nicht mehr zu sehen, die Streben sanken ein, und die Maschine krängte, während die Rotorblätter noch auf vollen Touren kreisten. Gefährlicher hätte es kaum sein können. Beaumont lief weiter; er fragte sich verwundert, was der Pilot vorhatte, warum er den Motor nicht abgestellt hatte. Langer erschien und hievte das eine Ende des Schlittens an die Luke, um ihn hinauszustoßen. »Laß doch den Schlitten!« schrie Beaumont; aber seine Warnung ging in dem fürchterlichen Dröhnen unter. Er sprang hinauf, zog sich in die Kanzel, in der Jakowski, der Pilot, hinter den Armaturen saß, langte hinüber und stellte den Motor ab.
»Ich fliege los«, rief der Pilot.
»Wenn Sie den Motor wieder anstellen, schlage ich Sie windelweich«, brüllte Beaumont ihn an. »Unser Leben hängt von diesem Schlitten ab – packen Sie lieber an. Die Maschine ist ersetzbar, wir nicht.« Er wandte sich Langer zu, um ihm zu helfen. »Vorsichtig, Horst, der Boden draußen ist der reinste Schwamm…« Er sah Grayson unter der Luke auftauchen. »Sam, paß auf, daß er nicht einsinkt…«
»Beeilt euch – ich breche ein«, rief der Amerikaner.
Sie mühten sich mit dem schwerbeladenen Schlitten ab, schoben ihn über den Rand, und Beaumont sprang hinaus, um Grayson zu helfen. Die Sikorsky schien vorübergehend gesichert, war aber stark gekippt, als sie den Schlitten vorsichtig herabließen und auf dem Eis abstellten. Augenblicklich sank er ein, aber Grayson und Langer griffen nach dem Geschirr und zogen ihn auf festeren Grund in der Nähe der Lücke. Beaumont schaute nach Jakowski, der immer noch in seinem Pilotensitz saß.
»Wenn Sie dort sitzen bleiben, gibt das einen schönen Sarg für Sie ab. Sie sinkt weiter.«
»Ich werde versuchen, sie rauszuholen.«
»Sehen Sie sich das besser erst an – oder wollen Sie, daß jemand Ihre Versicherungsprämie kassiert?«
Jakowski stieg unendlich vorsichtig auf den Boden hinunter, fühlte, wie seine Stiefel einsanken, und lief schnell auf Beaumont zu, wo das Eis fester war. Der Hubschrauber hatte sich fast wieder zur Horizontale aufgerichtet, da die Steuerbordkufe inzwischen genauso tief gesunken war wie die Backbordkufe. Er steckte knietief in dem dunklen Eismatsch. »Jetzt haben wir noch das Problem, ihn loszuwerden«, sagte Beaumont ungerührt. »Er muß entweder rauf oder runter. Wir dürfen ihn nicht als Wegweiser hier stehenlassen, damit ein russischer Hubschrauber sieht, wo wir in den Nebel eingestiegen sind. Wenn wir den Motor anlassen, wird die Vibration ihn nach unten ziehen.«
»Das ist Staatseigentum«, sagte der Pilot aufsässig. »Er gehört dem arktischen Forschungslabor in Point Barrow. Wir können eine Truppe holen, um ihn auszugraben…«
»Er geht rauf oder runter«, brach Beaumont die Diskussion ab, »also bringen Sie sich lieber in Sicherheit, bevor ich ihn starte.«
»Keith, das ist verdammt gefährlich«, protestierte Grayson, der zurückkam, um zu sehen, was los war. »Wenn er zu schnell absinkt und du noch drinnen bist…«
Beaumont kletterte schon vorsichtig in die Kanzel, wobei er prüfte, was sein Gewicht bewirkte. Da nichts passierte, setzte er sich in den Pilotensitz und schaute hinaus. Er wollte sichergehen, daß die anderen weit genug abseits standen. Jakowski war bis zu der Lücke gegangen, Grayson wartete außerhalb der Spannweite der Flügel. Normalerweise hätte Beaumont niemandem
Weitere Kostenlose Bücher