Target 5
in seiner Stimme teilte sich den Hunden von selbst mit. Die Peitschen knallten, die Schlitten schoben sich vorwärts, und das Motorengeräusch raste ihnen entgegen. In Wirklichkeit aber flogen sie ihm entgegen und erwarteten jeden Augenblick, den Hubschrauber über dem Rand der Nebelbank auftauchen zu sehen. Bismarck holte aus sich heraus, was er konnte. Seine Beine flogen über das Eis, Beaumont auf den Fersen, während die Schlitten über Unebenheiten schlingerten und die Männer dahinter kämpfen mußten, um die Gespanne aufrecht zu halten. Ein Sturz in diesem Augenblick würde die Katastrophe bedeuten und sie auf dem offenen Gelände festhalten, bis es zu spät war. Grayson rannte neben Beaumont her, bereit, die Lenkstange zu packen. Das Rattern des Hubschraubers war sehr nah. Rat-tat-tat… Beaumont knallte mit der Peitsche, um die Hunde noch stärker anzutreiben. Dabei kämpfte er mit dem bockenden Schlitten, der außer Kontrolle zu geraten drohte. »Dünnes Eis!«
Als Grayson schrie, lenkte Beaumont den Schlitten bereits an einer Senke vorbei, durch deren trügerisch glattes Eis es dunkel heraufschien. Das Geräusch des Hubschraubers war zu einem Trommelwirbel geworden. Also flog er sehr tief, nur etwa hundert Meter hoch. Der Schlitten verfing sich an einer Eisrippe, kippte nach backbord; aber Grayson konnte ihn wieder aufsetzen, während Langer hinter ihnen einen Bogen schlug, um das Hindernis zu umfahren. Zum drittenmal knallte Beaumont mit der Peitsche über ihren Köpfen, und sie jagten vorwärts. Er glaubte, etwas über sich zu sehen, als sie in den Nebel tauchten. Dann war sein Gespann wie von einem unsichtbaren Rachen verschluckt, Langers Schlitten dicht hinter ihm, und als sich der Nebel um sie schloß, war es, als tauchten sie in eine mondlose Nacht. Er hüllte sie ein, streifte feuchtkalt ihre Gesichter und verschleierte die Hundegestalten, die nur wenige Meter von ihnen entfernt waren. Beaumont zog an der Lenkstange, brachte die Hunde zum Stehen und schaute aufwärts in den Dunst. Das Motorengeräusch war gedämpft und klang, als wäre es direkt über ihnen.
»Ich glaube, es ist ein Russe«, sagte Grayson atemlos.
»Könnte eine Routinepatrouille sein«, meinte Langer. »Nordpol 17 ist nicht weit entfernt – für einen Hubschrauber jedenfalls nicht. Sie stecken ihre Nase immer in unsere Angelegenheiten.« Das Motorengeräusch war noch immer über ihnen. Es gab ihnen das unheimliche Gefühl, daß man sie sehen könnte. Das aber war unmöglich.
»Er kreist«, zischte Beaumont.
»Es könnte trotzdem Routine sein. Oder er sucht Gorow.«
»Oder auch uns«, antwortete Beaumont, »wenn Tillotson nach Leningrad durchgedrungen ist.«
»Fünfzehn Jäger…«
Papanin stand vor dem Hauptquartier, als der letzte Hubschrauber auf der vom Mond erleuchteten Piste landete. Die Zwillingsrotoren drehten sich schwindelerregend. Das Pfeifen der Düsen erstarb. Sie standen in einer Reihe aufgestellt – gedrungene, knollige Silhouetten im Mondlicht, wie dickbäuchige Krähen. Es waren U-Boot-Jäger, soeben von dem sowjetischen Träger Gorki eingeflogen. Die Ortungsgeräte unter den Kuppeln glichen Eiterblasen. Je ein Düsenbehälter hing wie eine Bombe backbord und steuerbord an jeder Maschine.
»Ich will, daß sie in dreißig Minuten in der Luft sind«, sagte Papanin zu Kramer. »Und dann bleiben sie dort oben – bis sie Gorow gefunden haben. Zum Auftanken können sie herunterkommen«, fügte er hinzu.
»Wir haben nur einen Piloten pro Maschine«, gab der Balte zu bedenken.
»Sehr wirtschaftlich«, war der einzige Kommentar des Sibiriers.
Dreißig Minuten später hob die Flotte der U-Boot-Jäger von der Piste ab, und Papanin beobachtete ihren Abflug. Es war eine dieser fünfzehn Maschinen, die Beaumont kommen hörte, als er die Schlittengespanne in die Nebelbank hineintrieb. Und eine dieser Maschinen fotografierte sie mit einem Teleobjektiv, bevor sie verschwanden.
Die ersten Stunden in der Nebelbank waren eine ereignislose Hölle für die drei Männer und ihre Hundegespanne – falls ereignislos angebracht ist als Attribut für eine Zeit, in der sie ständig um ihr Leben fürchteten. Denn sie konnten nicht einmal sehen, wohin sie gingen. Unter den gegebenen Bedingungen hätte Beaumont normalerweise auf jeden Fall angehalten, Lager aufgeschlagen und darauf gewartet, daß der Nebel sich verzog. Statt dessen trieben sie sich selbst gegenseitig voran, stolperten durch die feuchte Kälte, oft nicht in
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