Target 5
empfohlen, unter diesen Umständen den Motor zu starten, aber die Maschine mußte verschwinden – entweder in die Luft oder unter das Eis.
Möglicherweise konnte er die Maschine freibekommen, sie hochziehen und neben der anderen Sikorsky landen. Alles hing ab von der Zugkraft, mit der der Schneematsch die Kufen umklammerte. Wahrscheinlicher war, daß die Vibration die Kufen schüttelte und tiefer in den Schneematsch hineinmanövrierte. In diesem Fall mußte er fluchtartig das Weite suchen, um nicht mit der Maschine hinabgezogen zu werden. Er startete den Motor.
Einen Augenblick dachte er, er hätte es geschafft, er könnte sie herausholen. Die Maschine schwankte, und er spürte das kraftvolle Ziehen; aber dann sank sie wieder und fiel plötzlich sehr schnell nach Backbord. Er warf sich zur Tür und sprang hinaus, rutschte auf dem Eis aus und lag flach ausgestreckt unter der kippenden, sinkenden Maschine. Er war in eine Art Presse geraten – zwischen das Eis unter sich und die wirbelnden Drehflügel, die auf ihn herabsackten. Er raffte sich auf, kniete im Matsch, fühlte, wie der Eisbrei an seinen Stiefeln saugte und ihn festhielt. Das Schlagen der herabsinkenden Rotoren machte ihn taub, der Eisbrei klammerte sich um seine Stiefel. Beaumonts Hände tasteten nach festerem Grund, um sich freizuziehen.
Mit Graysons Hilfe, der seine Hände umklammerte und wildentschlossen zog, kam er frei. Er bog die Zehen nach oben, damit seine Stiefel nicht abgestreift würden. Dann trotteten sie, so schnell es ihre Hockstellung erlaubte, davon. Die rasenden Flügel waren kaum einen Meter über ihnen, und sie fühlten das Hämmern des starken Windes auf ihren Nacken. Tiefgebückt rannten sie Seite an Seite auch dann noch, als sie Meter weiter außer Reichweite des wilddreschenden Metalls waren.
An der Lücke angelangt, drehten sie sich um und hörten den Motor husten und sich verschlucken. Schließlich erstarb das Geräusch völlig. Der Rumpf saß jetzt auf dem Eis. Der Motor hatte die zähflüssige Masse eingesogen. Die Schwungkraft ließ die Rotorblätter weiterwirbeln. »Geht hinter dem Eisrücken in Deckung«, warnte Beaumont, der den Augenblick kommen sah, in dem die Flügel losbrechen und über das Eis zischen würden. Aber die Warnung war überflüssig. Da der Rumpf jetzt langsamer einsank, liefen auch die Rotorblätter allmählich aus und bewegten sich kaum noch, als sie auf das Eis trafen. Sie schleuderten große schwarze Klumpen über das Eis, dann kamen sie zur Ruhe. Der Eisbrei öffnete sich, die Sikorsky versank mit einem ekelhaft schmatzenden Geräusch. Der Brei schloß sich wieder über ihr.
»Das war Staatseigentum«, murrte Jakowski wieder.
»Sag ihnen, sie sollen sich einen Goldbarren aus Fort Knox holen«, schlug Beaumont vor.
Die Reaktion der Mannschaft auf die Krise war verlangsamtes Tempo; aber Beaumont machte dem ein Ende und drängte jeden einzelnen, sich schneller zu bewegen, den zweiten Schlitten aus der erhaltenen Sikorsky zu holen und die Hundgespanne anzuschirren, um zu verschwinden, bevor ein russisches Flugzeug auftauchte. »Wir müssen in fünfzehn Minuten in der Nebelbank sein, wo wir unsichtbar sind…« Mit den Piloten gab es noch ein Nachspiel, bevor sie abflogen.
»Wir werden melden müssen, was mit dem Hubschrauber passiert ist«, rief Rainer aus seiner Maschine.
»In dreifacher Ausfertigung«, rief Grayson zurück. »Vergiß nicht, sie legen Wert auf dreifache Ausfertigung!«
Jakowski knallte die Tür vor seiner Nase zu, während Rainer die Maschine startete. Fünf Minuten später waren die zwei Schlittengespanne fertig, die Hunde angeschirrt und startklar. Die Sikorsky war bereits auf ihrem Flug zurück, löste sich auf im Dunkel und war verschwunden. Das Gefühl der Isolation überfiel die drei Männer in dem Augenblick, als die Maschine fort war. Das unheimliche Schweigen der arktischen Wildnis war überwältigend.
Sie waren allein auf dem Eis, hundertfünfzig Kilometer von Grönland entfernt, ein Stecknadelkopf auf dem Eismeer – drei Männer, achtzehn Hunde und zwei Schlitten. Das Eis unter ihren Füßen war vielleicht dreißig Zentimeter dick, ausgenommen die Stellen, die so dünn waren, daß das Gewicht eines einzigen Hundes es einbrechen konnte. Er würde in dem eisigen, schwarzen Wasser versinken, auf dem sie trieben. Das Eis ruhte scheinbar. Tatsächlich aber bewegte es sich fortwährend. In dem starken Grönlandstrom verfangen, driftete es mit einer Geschwindigkeit von mehr
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