Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Target 5

Target 5

Titel: Target 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
der Lage, weiter zu sehen als bis zu dem Leithund vor ihrem Schlitten. Wenn nicht einmal das mehr möglich war, ging Grayson langsam voraus, um den Untergrund zu prüfen. Die Hunde folgten dicht hinter ihm.
    Wenn ihre Berechnungen stimmten, wenn die Positionsbestimmung, die Grayson, kurz nachdem sie aus der Sikorsky gestiegen waren, mit seinem Sextanten durchgeführt hatte, nur annähernd richtig war, lag die Eisinsel Target 5 nur wenige Kilometer östlich von ihrem Landepunkt. Aber Navigation in einem arktischen Winter ist nicht immer eine exakte Wissenschaft. Insgeheim hegte Beaumont Zweifel.
    Die Spannung wuchs, als sie in dem Augenblick, als der Nebel sich lichtete, wieder einen Hubschrauber kommen hörten. Plötzlich war es heller, der Nebel über ihnen trieb davon, der schwache Schimmer des Mondes sickerte allmählich durch die Nebelschwaden. Die Maschine kam näher. »Halt!« Beaumont brachte seinen Schlitten zum Stehen. »Versucht, die Hunde ruhig zu halten. Sam, übernimm mal für eine Minute.« Beaumont nahm sein Nachtfernglas aus dem Futteral, das er an der Lenkstange befestigt hatte, und entfernte sich ein paar Meter von den Gespannen. Über ihm riß der Nebel auf. Er konnte den Mond selbst zwar nicht sehen, aber er bemerkte seine Helligkeit, als er durch das Fernglas in die Höhe schaute. Der Hubschrauber kam dröhnend näher, fegte in sein Blickfeld – eine riesige verschwommene Form, die überraschend tief flog und schnell vorbeizog, so schnell, daß er sie nicht in seinem Fernglas festhalten konnte. Aber er war sicher, daß es ein russischer Hubschrauber war.
    Dann hörte er einen zweiten herankommen. Diesmal war er auf ihn vorbereitet, zumal er auf demselben Kurs flog wie der vorherige. Durch das Fernglas erhaschte er einen kurzen Blick auf ein Düsentriebwerk, den verschwommenen Helm eines Piloten, dann war er schon wieder außer Sicht. »U-Boot-Jäger«, informierte er Grayson kurz, als er zurück zu den Schlitten ging. »Und ein bißchen weiter entfernt ist noch einer. Ich glaube, sie umfliegen den ganzen Rand der Nebelbank, um alles zu beobachten, was hineingeht.«
    »Oder was herauskommt.«
    »Irgendwie ist das vielversprechend«, bemerkte Beaumont, während er den Schlitten wieder übernahm. »Ich glaube, Dawes hatte recht – Gorow ist bereits aufgebrochen. Normalerweise sieht man nicht so eine Menge sowjetischer Maschinen hier.«
    »Vielversprechend auch für uns – falls sie nach uns suchen.«
    Sie zogen weiter, oft begleitet von dem Geräusch eines Hubschraubers irgendwo über ihnen; aber der Nebel hatte sich wieder zusammengezogen, so blieben sie vor ihnen verborgen. Ihr Fortkommen wäre bei klarem Wetter schwierig gewesen – in diesem Nebel war es gefährlich. Das Eis war stellenweise aufgebrochen, vernarbt von Senklöchern, so daß die Schlitten ständig von einer Seite zur anderen torkelten, immer kurz vor dem Umschlagen. Und bald schmerzte Beaumonts Arm von der Anstrengung, die er beim Festhalten der rüttelnden Lenkstange aufbringen mußte.
    Horst Langer erlitt ähnliche Schmerzen, Sam Grayson ebenso, aber auf andere Weise. Es bedeutete eine ungeheure Anspannung, den Hunden vorauszugehen, wenn der Nebel dichter wurde. Jeder Schritt, den er tat, konnte sein letzter sein. An Stellen, an denen sich Wasserrinnen aufgetan hatten, die den schwarzen arktischen Ozean freilegten, hätten sie im eisigen Wasser landen können.
    Es wäre unangenehm im Sommer, wenn die Temperatur um den Gefrierpunkt schwankte. Im Februar, bei einer Temperatur von vierzig Grad Kälte, wäre es teuflisch, trotz ihrer Kleidung. Sie trugen lange wollene Unterwäsche, zwei Paar Socken übereinander in pelzgefütterten Stiefeln, zwei Wollpullover, eine pelzgefütterte Jacke und darüber einen Wolfsfellparka, den ein Pelzhändler aus Alaska angefertigt hatte, den Beaumont von Fairbanks kannte. Trotzdem froren sie, ihre Hände und Füße waren erstarrt und ohne Gefühl, der kleine, unbedeckte Teil ihrer Gesichter unter den Pelzkapuzen schmerzte. Er war immer feucht von dem haftenden Nebel, der sich auf sie legte, während sie sich vorwärts kämpften.
    Da sie von Curtis Field so hastig aufgebrochen waren, hielten sie nach fünf Stunden, um etwas zu essen und zu trinken. Sie waren dankbar, daß die Hunde nur alle achtundvierzig Stunden fraßen. In dem kriechenden Nebel saßen sie auf ihrem Schlitten und aßen ihren Pemmikan, ein nahrhaftes Dörrfleisch, das im Geschmack an altes Leder erinnert. Das zermürbende Dröhnen

Weitere Kostenlose Bücher