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Target 5

Target 5

Titel: Target 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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eingetroffen«, erklärte Conway. »Ich war allein bei der brennenden Funkbaracke, als er schwankend aus dem Nebel auftauchte. Ich habe ihn vorerst hier hereingebracht, da die Baracke am nächsten lag.«
    Ironie des Schicksals, dachte Beaumont. Irgend jemand hatte einen groben Fehler gemacht, als er die Baracke in Brand gesteckt hatte: Denn gerade das lodernde Leuchtfeuer hatte ihm erst den Weg zu der Eisinsel gezeigt. Und Gorow hatte zweifellos denselben flammenden Orientierungspunkt gebraucht, um sich nach Target 5 durchzufinden. Der Russe bewegte sich unruhig im Schlaf, murmelte etwas. Es klang wie der Ruf nach einem Mädchen – Rachel –, dann war er wieder ruhig.
    »Steht es sehr schlecht um ihn?« fragte Beaumont. »Sie waren früher Arzt, also müssen Sie es wissen.«
    »Die Erfrierungen sind nicht so schlimm, wie es aussieht. Er hat einige alte Narben und frische Wunden, die ich behandelt habe. Er redet unaufhörlich und war leicht hysterisch. Deswegen habe ich ihm ein mildes Beruhigungsmittel gegeben, damit er schlafen konnte. Er redete, als ob ich wissen müßte, daß er kommen würde, und ich habe ihn in dem Glauben gelassen. Ich dachte, es wäre nur hysterisches Gerede.«
    »Wie ist er hierhergekommen?«
    »Anscheinend ist er mit einem Schlitten über das Packeis gekommen…«
    »Wissen Sie das denn nicht genau, Matt?« fragte Beaumont ungehalten.
    »Sie brauchen nicht gleich in die Luft zu gehen…«
    »Es ist wichtig! Wenn sein Schlitten dort draußen herumliegt und die Russen ihn finden, werden sie wissen, daß er hier ist.«
    »Tut mir leid, jetzt verstehe ich, was Sie meinen. Er hat mir gesagt, daß er seine Hunde irgendwo hier in der Nähe verloren hätte, während er ein Nickerchen machte. Er hätte sie nicht richtig angebunden. Den Schlitten mußte er den Rest des Weges selbst ziehen, und das hat ihn fast das Leben gekostet. Dann hat er aus der Ferne die brennende Baracke gesehen. Er hat mit dem Kompaß flüchtig seine Position bestimmt, den Schlitten aufgegeben und sich bis hierher zu Fuß geschleppt.« Conway nahm die angebotene Zigarette. Der Russe regte sich wieder, als das Streichholz angezündet wurde. »Ich schätze, daß er den Schlitten etwa einen Kilometer hinter den Klippen gelassen hat. Ist das schlimm?«
    »Nicht gerade günstig. Woher wissen Sie, daß er Michael Gorow ist?«
    »Das hat er gesagt…«
    »Ist das seine Jacke?« Beaumont nahm die Jacke vom Tisch und fing an, die Taschen zu durchsuchen. »Ich kann mich nicht entsinnen, daß Sie in dieser Baracke eine Liege hatten, als ich das letzte Mal auf der Insel war.«
    »Hatte ich auch nicht.« Conway lächelte ernst. »Der offizielle Grund ist, daß ich hier eine Menge Berechnungen vornehme. Wenn ich fertig bin, kann ich einfach ins Bett fallen. Der eigentliche Grund ist, daß ich für ein paar Stunden von den anderen wegkomme.«
    »Insbesondere von Sondeborg?« Beaumont untersuchte mit äußerster Sorgfalt den Inhalt der Brieftasche und legte jedes Stück einzeln auf den Tisch.
    »Insbesondere von Sondeborg – er schnappt bald über. Und seine Stimmung wird sich demnächst auf Rickard übertragen. Panik ist die ansteckendste menschliche Krankheit. Ist das nötig, seine persönlichen Sachen durchzusehen?« Conway war etwas gereizt.
    »Jawohl! Dieser Ausweis besagt, daß er Michael Gorow ist«, antwortete Beaumont, war aber immer noch skeptisch. »Der Haken ist nur, daß wir kein Bild von ihm haben. Hat er gesagt, daß die Sicherheitsleute hinter ihm her wären?«
    »Nein, er hat ganz plötzlich aufgehört zu reden, kurz bevor ich ihn ins Bett schickte. Ich glaube, er wurde argwöhnisch, weil ich nichts von ihm wußte. Es gab noch einen Grund, weshalb ich ihn in diese Baracke gebracht habe, das heißt, ihn hier auch gelassen habe.« Beaumont sah ihn wortlos an und nahm den feuchten Parka des Russen auf. Die Hitze des Raumstrahlers hatte den Schnee auf dem Pelz schmelzen lassen. »Die anderen wissen nicht, daß er hier ist«, fuhr Conway fort. »Er hat genug gesagt, um mir klarzumachen, daß er auf der Flucht ist; und ich habe mir gedacht, daß der russische Sicherheitsdienst ihm auf den Fersen sein könnte. Ich möchte nicht noch mehr Panik heraufbeschwören. Ich habe schon genügend andere Dinge, mit denen ich jetzt fertig werden muß.« Conway unterbrach sich. »Und da ich ihn schon verstecken mußte, konnte ich mich nicht darauf verlassen, daß Sondeborg den Mund hält.«
    Beaumont betrachtete den Amerikaner mit neuem

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