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Target 5

Target 5

Titel: Target 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Uhr dreißig, und alle bewegten sich lethargisch, sogar die Hunde. Die Anspannung der letzten Stunden und die bittere Kälte zermürbten sie – die Kälte besonders. Er warf einen Blick auf den Mann, der neben ihm ging. Eine Zeitlang waren sie mit Schneebrillen vor den Augen gelaufen, aber bald hatte der Nebel sie verschmiert, so daß sie nicht mehr sehen konnten, wohin sie gingen. Deshalb hatten sie sie jetzt auf ihre Kapuzen zurückgeschoben. Graysons Brille hatte Gläser aus solidem Eis. Sein Atem war auf den Brillengläsern gefroren.
    »Wir werden halten, sobald wir einen geeigneten Platz für unser Lager gefunden haben«, bemerkte Beaumont.
    »Gott sei Dank!« Der Amerikaner merkte, daß er den Vorschlag ein bißchen zu begeistert aufgenommen hatte. »Ich könnte noch mal versuchen, Target 5 anzupeilen«, schlug er vor. Zu ihrer Ausrüstung, die auf den Schlitten verstaut war, gehörte ein Redifon GR 345, Sender-Empfänger und Peilgerät, ein tragbares Hochfrequenzgerät mit einer Höchstleistung von nur fünfzehn Watt. Aber mit diesem Apparat konnten sie Thule erreichen und selbstverständlich Curtis Field. Seitdem die Sikorskys sie auf dem Eis abgesetzt hatten, hatten sie dreimal angehalten und das Gerät eingeschaltet in der Hoffnung, irgendeinen Funkspruch von Target 5 zu hören. Aber sie hatten nichts gehört. Auf der Insel schien Funkstille zu herrschen.
    Ein einziges Signal von dort hätte ihnen die Möglichkeit gegeben, mit dem Peilgerät den Funkstand von Target 5 zu orten und ihre eigene Position in etwa festzustellen. Beaumont war beunruhigt, daß jegliches Signal ausblieb. Das aber behielt er für sich. »Wahrscheinlich eine Menge atmosphärischer Störungen – sie wissen, daß sie nicht durchkommen, und deshalb versuchen sie es gar nicht erst«, sagte er unbekümmert zu Langer, der sich nach dem Grund für die Funkstille erkundigte.
    Vor ihnen begann sich der Nebel in Bodennähe zu lichten. Darüber war er jedoch dicht wie zuvor. Sie gelangten in ein Gebiet, wo das Eis glatter war, der beste Untergrund für ein Lager, den sie auf ihrem Weg bisher gesehen hatten, und Beaumont entschied, daß sie am besten hier blieben. Die Hunde glitten nur häufiger auf dem Eis aus, ein eindeutiges Zeichen dafür, daß ihre Kräfte nachließen. Kurz vorher hatte Langer schon seine Bedenken herübergerufen.
    »Bismarck wird langsamer. Die ganze Meute wird bald streiken, wenn wir versuchen, noch weiter zu kommen.«
    »Ich glaube nicht, daß wir zu dieser Stunde noch ein Hotel finden«, rief Beaumont zurück. »Dann pennen wir also hier…« Er brach plötzlich ab, die Hand noch an der Lenkstange, und starrte geradeaus. In dem dünner werdenden Nebel flackerte irgend etwas rötlich, verschwand und flackerte stärker wieder auf. Er wollte es nicht glauben. Er blinzelte, überzeugt, daß er Gespenster sähe. Er schaute wieder hin. Nebel rollte her an und verschleierte die Sicht mit einem durchsichtigen Vorhang. Wieder flackerte etwas rot auf, durchdrang den Nebelschleier, stieg höher, quoll auseinander und türmte sich auf. Er nahm einen schwachen Geruch wahr, den Gestank von Rauch. Auch die Hunde witterten ihn. Sie wurden unruhig. Sie spürten das Feuer.
    »Was zum Teufel ist das?« fragte Grayson heiser.
    Beaumont gab keine Antwort. Er nahm den Kompaß des Amerikaners, beugte sich über ihn und konzentrierte sich auf die Leuchtskala, um die Position zu bestimmen. Als er aufblickte, war das Flackern zu einem matten, gefährlichen Glühen geworden. Ein solches Glühen über dem Eis hatte er schon einmal aus einer Entfernung von sieben Kilometern gesehen, als ein amerikanischer Forschungsstützpunkt vor Alaska brannte.
    »Was ist das?« wiederholte Grayson. »Das sieht ja ungeheuer aus.«
    »Schlagt euch das Hotel aus dem Kopf«, sagte Beaumont ernst. »Es geht weiter – so schnell die Hunde können. Es ist Target 5, was da in Flammen aufgeht.«
     
     
    Dienstag, 22. Februar: null Uhr fünfzehn bis acht Uhr
     
    »Irgendein Verrückter hat diese Wahnsinnstat absichtlich begangen – das ist die reinste Sabotage…«
    Matthew Conway, der fünfzig Jahre alte Stationsleiter, schnaubte vor Wut. Sein Zorn loderte fast so wie die Flammen, die die Funkbaracke zu einem Leuchtfeuer in der Nacht hatten werden lassen. In dem Nebeltreiben untersuchte Beaumont die Trümmer, während Dr. Conway eine starke Lampe auf etwas richtete, das vor kurzem noch eine große Baracke gewesen war. Wo früher Wände gestanden hatten, waren nur

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