Target 5
Respekt. »Das war sehr schlau von Ihnen, Matt, sehr schlau. Und es könnte uns sehr helfen, falls die Russen wirklich auftauchen. Wir werden Gorow vielleicht doch noch in Ihrem scheußlichen kleinen Loch verstecken müssen…«
»Ich habe nicht einen lebendigen Menschen gemeint«, protestierte Conway. »Ich habe Ihnen gesagt, das sollte nur ein Witz sein. Mein Gott, wenn Sie ihn dort unten hineinstecken, wird er erfrieren.«
»Nicht, wenn wir ihn gut einpacken, ihn einhüllen und ihm einen kleinen Heizapparat mit hineinstellen. Es wäre nur für kurze Zeit – während die Russen die Station durchsuchen.«
»Die Station durchsuchen!« Conway war empört. »Sie dürfen hier keine Durchsuchung vornehmen – über diesem Ort weht die amerikanische Flagge…«
Beaumont kramte aus einer der tiefen Taschen des Parkas eine Röhre hervor, die etwa dreißig Zentimeter lang und sehr schwer war. »Matt, Sie haben es noch immer nicht ganz begriffen – und das sollten Sie den beiden anderen auch nicht sagen. Wir sind auf dieser Station von der Außenwelt völlig abgeschnitten, isoliert. Wegen des Nebels kann kein Flugzeug landen, der Funkkontakt ist ausgeschaltet. Wenn zu diesem Zeitpunkt auf dieser Insel jeder einzelne sich in Luft auflösen würde, gäbe es keinen einzigen Beweis dafür, daß hier etwas passiert ist.«
Conway ließ sich langsam auf einen harten Holzstuhl fallen und blickte zu Beaumont auf. »Wer wird hier von Panik gepackt?« fragte er mit gezwungenem Lächeln. »Das glauben Sie doch nicht im Ernst – das würden Sie doch nicht wagen…«
»Machen Sie sich eines endgültig klar«, sagte Beaumont kalt. »Das hätte mit Wagemut nicht viel zu tun, höchstens mit ein bißchen Skrupellosigkeit. Nehmen wir an, einer Ihrer Schneepanzer wird nur einige Kilometer von hier entfernt auf dem Packeis verlassen aufgefunden – ohne Treibstoff. Wenn der Nebel sich auflöst und jemand von Curtis Field hierherfliegt, findet er die Station leer, die Funkbaracke niedergebrannt, den Schneepanzer draußen auf dem Eis. Zu welcher Schlußfolgerung müßte er dann kommen? Daß ihr alle den Kopf verloren hättet, als der Nebel sich um die Insel legte. Daß ihr eure einzige Möglichkeit, euch mit dem Festland zu verständigen, verloren hättet, daß ihr versucht hättet, auf eigene Faust herauszukommen. Euch geht der Treibstoff aus, und ihr versucht, zur Insel zurückzukehren. Auf dem Weg dorthin passiert euch etwas. Eine Rinne reißt auf, ein Eisrücken bildet sich und erdrückt euch…«
»Das ist entsetzlich«, empörte sich Conway. »Was Sie da reden, ist ein Plan zum Massenmord…«
»Ich möchte nur, daß Sie wissen, woran wir sind, Matt«, hielt Beaumont ihm ruhig entgegen. »Ich spreche von dem russischen Staatssicherheitsdienst für besondere Aufgaben.«
»Wann ziehen wir los?«
Die Frage stellte Langer, als er die Hunde in der Baracke gegenüber dem Hauptquartierbau unterbrachte. Die Vorbereitungen zur Evakuierung der Station waren weit vorangekommen. Die Hälfte der Baracken auf der Eisinsel stand jetzt leer. An den Wänden der Hütte, die sie für die Hunde ausgesucht hatten, waren Kisten hochgestapelt. Vollgepackt mit Geräten waren sie für das Flugzeug bestimmt, das in zehn Tagen kommen sollte.
»Sobald Gorow wieder reisefähig ist – vielleicht sogar früher, falls es notwendig wird –, was durchaus der Fall sein kann«, erwiderte Beaumont.
Langer rückte den Raumstrahler zurecht, den er in die Baracke getragen hatte, und blickte spöttisch auf. »Erwarten wir Besuch? Unliebsame Gäste?«
»Sie waren schon einmal hier – als sie die Funkbaracke ansteckten. Ich nehme an, daß sie noch ganz in der Nähe sind. Horst, wenn du hier alles fertig hast, möchte ich, daß du den Sender auspackst und klar und deutlich eine Nachricht nach Curtis Field funkst. Die Nachricht lautet: ›Target 5 Funkbaracke außer Betrieb. Sabotierte Wiederhol das Wort sabotiert mehrmals, sag das Ende deiner Durchsage an, und pack das Gerät wieder ein.«
Langer gab dem schlafenden Bismarck einen Klaps, der müde ein Auge öffnete und es gleich wieder schloß. »Meinst du, ich sollte nicht auf die Empfangsbestätigung der Mitteilung warten?«
»Die Mitteilung ist nicht für Curtis Field gedacht – sie ist für die Russen, die auf Nordpol 17 den Funkverkehr abhören.«
»Bist du zufällig in der Laune, mir dieses große Geheimnis zu erklären?« fragte Langer belustigt. »Nur damit ich weiß, was ich tue und was hier gespielt
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